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Ägypten bleibt beliebtes Reisziel

Solche Bilder - hier die Särge der 36 Toten auf dem Flughafen Kloten - werden von den Massen verdrängt: Gebucht wird weiterhin. Keystone Archive

Nach dem blutigen Anschlag bei Luxor verschwand Ägypten für zwei Jahre aus den Katalogen der Reiserveranstalter. Heute ist es wieder ein beliebtes Reiseziel.

Mehr Sorgen bereitet der Reisebranche die generelle Terror-Verunsicherung und die Wirtschaftslage.

“Wir haben die Einbussen nach dem Anschlag in Ägypten praktisch wieder wettgemacht”, bilanziert Nadia Soliman, Leiterin des ägyptischen Fremdenverkehrs-Büros gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Die Zahl der Schweizer Touristen in Ägypten hat gemäss Soliman vom Juli 2001 bis zum Juli dieses Jahres um 5,7% zugenommen. Auch wegen der Bedeutung des Schweizer Marktes waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um die ägyptischen Sehenswürdigkeiten nach einer Medienkampagne verschärft worden.

Schnell vergessen

Reiseveranstalter sind sich einig, dass Touristen auch schreckliche Ereignisse wie Luxor schnell vergessen. Rita Sulzberger, bei STA-Travel verantwortlich für die Westschweiz, beobachtet zwar in der ersten Zeit einen substanziellen Rückgang der Buchungen, das würde sich aber sehr rasch wieder ausgleichen.

“Der ganze Markt ist erschüttert worden”, sagt Ive Baumann, Sprecherin des Reiseveranstalters Kuoni. Unterdessen habe der Absatz von Ägypten-Reisen aber wieder das alte Niveau erreicht.

Wirtschaftskrise hat Konsequenzen

Die Reisedauer sei allgemein kürzer geworden, und es werde kurzfristiger gebucht. “Spontane Städtereisen übers Wochenende erleben einen Aufschwung”, sagt Sulzberger.

Laurence Gabriel von Schweiz Tourismus erkennt eine klare Tendenz: Die Schweizer bleiben immer häufiger im eigenen Land. Die wirtschaftliche Situation, der Sturzflug an der Börse und Krisen wie diejenige der Swissair hätten diese Neigung noch verstärkt, meint Sulzberger.

Bali bleibt im Prospekt

“Die Touristen werden lernen, mit dem Terrorismus zu leben”, schätzt Hansruedi Müller, Dozent am Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus der Universität Bern, die Lage ein. “Nach Luxor wurde Ägypten sofort aus den Reisekatalogen gestrichen und erst zwei Jahre später nur zögerlich wieder eingeführt”, sagt Müller. “Auf der anderen Seite preisen die Organisatoren die Destination Bali kaum einen Monat nach dem Anschlag bereits wieder an.”

Die Mehrheit der Tour-Operator schränkt ihr Angebot nicht ein, um auf die Ängste ihrer Kunden Rücksicht zu nehmen. Sie wollen weiterhin lieber eine möglichst grosse Palette an Destinationen im Angebot haben. “Wir verkaufen weiterhin unsere Reisen nach Iran, ein Land, das bekanntermassen gefährlich ist”, sagt Sulzberger.

Operator-Schelte fürs EDA

Bei Hotelplan wird bedauert, dass das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Touristen zu mehr Vorsicht bei Reisen nach Thailand ermahnt hat und vor einem erhöhten Anschlagsrisiko in Südostasien gewarnt habe.

Die Situation in einigen Regionen dieses Landes seien seit zwanzig Jahren konstant instabil, erklärt Hotelplan-Sprecher Alain Paccaud. Trotzdem macht Hotelplan alle Thailand Touristen auf die EDA-Warnungen aufmerksam.

swissinfo und Agenturen

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