Cablecom geht an die Börse

Die grösste Schweizer Kabelnetz-Betreiberin wird mit ihren Börsenplänen konkret. Ende Oktober will sie sich an der Schweizer Börse SWX kotieren lassen.
Die Cablecom, die Telefon- und Fernsehdienste anbietet, will weiter wachsen und die Nummer zwei im Telekom-Markt der Schweiz werden.
Als eines der erfolgreichsten wachsenden Kabelnetz-Unternehmen Europas sei der Börsengang nur der nächste logische Schritt, teilte Cablecom-Chef Bruno Claude am Freitag mit.
Seit diesem Sommer hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass die Cablecom an die Börse will. Claude hatte diese Option selber zuletzt nicht mehr dementiert.
Details noch nicht bekannt
Bei der SWX wurde ein Antrag zur Kotierung der Cablecom-Aktien eingereicht. Verläuft alles nach Plan, sollten diese bereits Ende Oktober gehandelt werden.
Den Ausgabepreis der Aktien wie auch den Umfang des Pakets, das in der Öffentlichkeit gestreut werden soll, gab das Unternehmen noch nicht bekannt. Für das Preisbildungs-Verfahren wählte die Cablecom die Credit Suisse First Boston sowie Morgan Stanley.
Nächster Schritt Mobiltelefonie
Die Cablecom befindet sich auf Expansionskurs im hart umkämpften Telekommunikations-Markt der Schweiz. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich ist zur Zeit der einzige Schweizer Anbieter, der Festnetz-Telefonie, Breitband-Internet und Fernsehen aus einer Hand anbietet.
Die Cablecom deckt laut eigenen Angaben bereits 50% des Schweizer Marktes ab. Sie kommt zwar nur auf einen Bruchteil des Umsatzes der Swisscom, bietet dem Telekommunikations-Riesen aber einen harten Wettbewerb im Angebot von Gesamtlösungen.
Die Cablecom hat gegenüber der Swisscom den Vorteil, bereits mit einem digitalen TV-Angebot auf dem Markt zu sein. Cablecom-Chef Claude hat angekündigt, dass der Einstieg in die mobile Telefonie der nächste Schritt sein werde. Sie hat bereits schon Stellen für den Mobil-Bereich ausgeschrieben.
In mehreren Jahren will er Sunrise als zweitgrösste Telekomanbieterin in der Schweiz hinter der Swisscom ablösen. Dazu fehlt der Cablecom allerdings noch die Mobilfunksparte. Sie soll derzeit in Verhandlungen mit Orange und Sunrise stehen.
Am Rand des Bankrotts
Cablecom war 2003 von den Private-Equity-Firmen Apollo Management, Goldman Sachs Capital Partners und Soros Private Equity Partners in der wohl grössten Refinanzierungstransaktion der Schweizer Wirtschaftsgeschichte übernommen worden.
In einem so genannten Debt-to-equity-swap tilgten die Investoren rund 2,1 Mrd. Franken Schulden und erhielten dafür gut 53% der Cablecom-Aktien. Der Rest gehört den Gläubigerbanken.
Das Unternehmen war im Frühling 2000 vom Besitzerkonsortium der Swisscom, Siemens und Veba, für sagenhafte 5,8 Mrd. Franken an das britisch-amerikanische Medienunternehmen NTL verkauft worden.
Kurz darauf war der Internet-Blase geplatzt. NTL musste riesige Beträge auf die Cablecom abschreiben und übertrug Milliardenschulden, die das Unternehmen an den Rand des Bankrotts brachten.
swissinfo und Agenturen
Die Cablecom erzielte im ersten Halbjahr 2005 einen Umsatz von 406,2 Mio. Franken.
Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 346,6 Mio. Franken.
Das ist eine Steigerung von 17%.
Die Cablecom versorgt rund 1,5 Mio. Haushalte mit TV-Programmen.
Für die digitale Festnetz-Telefonie über das TV-Kabelnetz gewann sie seit Start des Angebots im 2004 150’000 Kunden.
Die Cablecom beschäftigt 1715 Mitarbeitende in der Schweiz.

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