
Couchepin wirbt für Finanzplatz Schweiz

Bundespräsident Pascal Couchepin hat am Donnerstag an der Wall Street mit dem Glockenschlag den Handel an der New Yorker Börse und später das Festival "Swisspeaks" eröffnet.
Vorher hatte er sich an einer Veranstaltung der Schweizer Bankiervereinigung für den Finanzplatz Schweiz stark gemacht.
Der Schweizer Bundespräsident erklärte vor der Finanzgemeinschaft in New York, dass die Schweiz alles tue, um die Finanzierung des Terrorismus zu bekämpfen.
Couchepin sprach am Mittwochabend an der Veranstaltung «Swiss Plus» vor 300 Gästen. Thema des von der Schweizerischen Bankiervereinigung organisierten Anlasses: «Die sich fortentwickelnde Rolle der Schweiz als globales Finanzzentrum».
«Wir sind sehr stolz, dass es uns weitgehend gelungen ist, das vollständig falsche Image der Schweiz als Zufluchtsland für skrupellose Geldwäscher zu zerstreuen», erklärte Couchepin.
«Kein Raum für Straftaten»
«In den letzten 17 Monaten konnten wir beweisen, dass das Schweizer Bankgeheimnis keinen Schutz bietet für Straftaten welcher Art auch immer», sagte der Bundespräsident.
Seine Aussagen wurden bestätigt vom früheren texanischen Senator Phil Gramm, der heute Vizepräsident von UBS Warburg ist, der Investmenteinheit des UBS-Finanzkonzerns.
«Ich glaube nicht, dass irgendein Land in der Welt mehr getan hat als die Schweiz, um in der Bekämpfung der Geldwäscherei eine führend Rolle zu übernehmen», erklärte er gegenüber swissinfo.
Bankgeheimnis und Terrorbekämpfung nebeneinander
«Die US-Regierung ist sehr dankbar für alles, was Schweizer Banken nach dem 11. September getan haben. Ich muss auch sagen, dass wir gemerkt haben, dass es keinen wirklichen Konflikt gibt zwischen dem Kampf gegen Geldwäscherei und Terrorismus einerseits und dem Wunsch nach Schutz der legitimen Privatsphäre der Kundschaft andererseits», fügte Gramm bei.
Besteuerung von Privatgeldern aus der EU
Zum Thema Besteuerung von Privatgeldern aus der Europäischen Union meinte Senator Gramm, er sei ganz klar gegen das System, das Europa offenbar anstrebe. Dieses System würde es einem Land ermöglichen, das Geld seiner Bürgerinnen und Bürger auch in einem anderen Land zu besteuern.
«Es gibt offensichtlich Länder in Europa, die gerne einheitliche Steuerraten hätten und ein System, in dem sie das Geld ihrer Staatsangehörigen, unabhängig davon, wo es angelegt ist, besteuern könnten», erklärte Gramm.
«In meinen Augen wäre das ein gefährlicher Angriff auf die Freiheit. Da wäre ich ganz klar dagegen, und ich glaube nicht, dass Amerika das je unterstützen wird», so Gramm zu swissinfo.
Irak-Diskussionen
Bundespräsident Pascal Couchepin wird in New York auch hochrangige Vertreter der Vereinten Nationen treffen, um mit ihnen den laufenden Prozess der Verschrottung der Massenvernichtungs-Waffen im Irak zu diskutieren.
Die Schweizer Regierung unterstütze die Arbeit des UNO-Inspektionsteams voll und ganz, führte er aus.
In einem Fernsehinterview sprach sich Couchepin dafür aus, im Irak «jede Möglichkeit für Frieden» auszuschöpfen. Die Schweiz werde den USA keine Überflugrechte garantieren, wenn der Angriff nicht von der UNO beschlossen worden sei. «Alle Nationen müssen sich an internationales Gesetz halten», sagte Couchepin.
Couchepin erklärte aber auch, dass Saddam Hussein sein Spiel nicht immer treiben könne. Die Zeit werde knapp. Wäre ein Flugzeug in den Eiffelturm gekracht, würde Europa den Konflikt anders sehen.
Europa leide aber auch schon lange unter Terrorismus und bekämpfe diesen immer wieder wirksam. Es sei deshalb wichtig, nicht voreilig zu handeln, sagte der Bundespräsident.
«Swisspeaks»
Inzwischen hat Bundespräsident Pascal Couchepin in New York das achtwöchige Festival «Swisspeaks» eröffnet. «Swisspeaks» soll die Schweiz in all ihren Facetten zeigen.
swissinfo, Robert Brookes, New York
(Übertragung aus dem Englischen: Charlotte Egger)
«Swisspeaks» will New Yorkerinnen und New Yorkern während acht Wochen eine weltoffene, innovative Schweiz präsentieren. Rund hundert Veranstaltungen in den Bereichen Kunst, Kultur, Business, Lifestyle und Erziehung sollen laut dem Vorsitzenden des Festivals, Generalkonsul Raymond Loretan, ein abgerundetes Bild der modernen Schweiz vermitteln und Brücken für eine Zusammenarbeit bauen.
«Swisspeaks» zeigt alles, von Alphornspielern bis zum Avantgarde-Theater, von Seminaren für weltweite Investitionen bis zu kulturellen Austausch-Programmen. Das Festival soll laut den Organisatoren «eine überraschend frische Brise Schweiz» bringen. «Swisspeaks» ist ein Projekt von Präsenz Schweiz, der Image-Agentur des Bundes.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch