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Der Geist von Biel

Das Schweizer Solarmobil Schooler - gebaut in Biel - beim Wettrennen World Solar Challenge 1996 in Australien. Keystone

Vom Geist von Biel bis zum Intellibike: Die Ingenieurschule von Biel hat eine lange Tradition in der Erforschung umweltverträglicher Technologien.

«Die Erforschung von Elektromotoren begann sofort nach der Ölkrise in den 70er Jahren», erklärt René Jeanneret, emeritierter Professor und Pionier bei der Entwicklung von Solarmobilen gegenüber swissinfo. «Im Auftrag einer Industriegruppe suchten wir nach Mobilitätsformen, die unabhängig von fossilien Energieträgern waren.»

Zuerst war die Begeisterung

Die Solartechnologie entstand dann in den 80er Jahren. Die Abteilung für Elektrotechnik und Automobiltechnik entwickelte in Biel die ersten Prototypen an Solarmobilen.

«Die Schule begann mit äusserst bescheidenen Mitteln, aber mit viel Enthusiasmus und unter besten menschlichen und intellektuellen Voraussetzungen», erinnert sich Jeanneret. Die Begeisterung war so gross, dass die Projekte in der Freizeit ausgeführt wurden. «Dann traten nach und nach Sponsoren auf, welche die Qualität der Forschung in Biel erkannten – darunter Nicolas Hayek, der die Vorhaben über Jahre unterstützt hat.»

Etappen einer Erfolgsgeschichte

1985 verwirklichte René Jeanneret das erste Fahrzeug mit Solarantrieb. Im gleichen Jahr erfolgte auf der Schweizer «Tour de Sol» der erste Kontakt mit dem Publikum. Es handelte sich allerdings mehr um eine Werbefahrt mit den Prototypen durch verschiedene Regionen der Schweiz, als um ein wirkliches Wettrennen.

Ein Qualitätssprung erfolgte 1987 mit der Teilnahme am «Word Solar Challenge» in Australien. Die Fahrzeuge mit dem Namen «Spirit of Biel» sind Legende: Neue Antriebstechnologie, minimaler Konsum, modernste Materialien, um die Fahrleistungen zu optimieren. Der zweite Platz auf der 3’000 Kilometer langen Rennstrecke zwischen Darwin und Adelaide bedeutete einen ersten grossen Erfolg und bewies die Wettbewerbsfähigkeit des Produkts in einem internationalen Kontext.

«Nur das Mercedes-Team war besser als wir», erinnert sich Jeanneret voller Stolz, «aber ihnen standen ganz andere Mittel zur Verfügung.»

Seither war der «Spirit of Biel» fester Bestandteil der Solar-Veranstaltung in Australien. 1990 errang das Schweizer Team sogar den Sieg; drei Jahre später – wie schon 1987- erneut den zweiten Platz.

Weltrekorde aus Biel

Innerhalb von zehn Jahren haben die in Biel entwickelten Fahrzeuge mehrere Einträge im Guiness-Buch der Rekorde erreicht. Anfang der 90er Jahre wurde erstmals eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h mit einem Solarmobil überschritten. Unter dem wachsamen Auge des Schweizer Automobil-Clubs wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 103 km/h auf einem 500 Kilometer langen Parcours erreicht.

Kein Durchbruch im Strassenverkehr…

1987 erklärte René Jeanneret gegenüber den Medien, dass die weite Verbreitung von Solarmobilen auf Schweizer Strassen bevor stehe. Damals war er vielleicht zu optimistisch, wie der Ex-Professor heute einräumt. Denn die anfängliche Euphorie hatte keine konkreten Folgen auf dem Markt.

«Mit den sinkenden Benzinpreisen ging für viele die Motivation verloren», meint er. «Die Verbrennungsmotoren haben zudem in diesen Jahren enorme Forschritte gemacht.» Die Revolution auf Schweizer Strassen ist daher ausgeblieben.

…aber dennoch neue Perspektiven

Aber in Biel gibt man sich nicht geschlagen. Die Forschung nach neuen und umweltfreundlichen Mobilitätsformen geht weiter. Die Fahrzeuge dürfen keine fahrenden Solarzellen sein. Doch die Oberfläche auf herkömmlichen reicht nicht aus, um einen entsprechend hohen Energiefluss zu gewährleisten. Man sucht deshalb nach neuen Möglichkeiten, die wirklich im Alltag angewendet werden können.

Die Fahrzeuge sollen auch für das Auge etwas hergeben und dem Stadtverkehr entsprechen. Die Forschung konzentriert sich auf Batterien, die eine grosse Bewegungsfreiheit ermöglichen.

Als gelungenes Beispiel gilt das bereits im Handel erhältliche elektrische Velo. Das in Biel entwickelte Intellibike gibt Anlass zu Hoffnungen für die Zukunft. Die Solarzellen-Paneele gehören nach wie vor zum Fahrzeug, werden aber separat auf dem Hausdach installiert, um das Aufladen über eine normale Steckdose zu ermöglichen.

Daniele Papacella

Übersetzung: Gerhard Lob

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