
Gut für Umwelt und Werkplatz Schweiz

Mehr Geld für den öffentlichen und den Langsam-Verkehr ist gut für die Umwelt. Gemäss einer Studie würden zudem bis zu 14'000 neue Stellen geschaffen.
Voraussetzung: Ein Drittel der Treibstoffzölle müsste in den öffentlichen Verkehr umgelagert werden.
Die vom Zürcher Beratungsbüro econcept erstellte Studie geht davon aus, dass ein Drittel der Treibstoffzölle in die Förderung des öffentlichen Verkehrs fliesst. Dies entspricht 1,25 Mrd. Franken jährlich.
Auf diesen Betrag kamen im Jahr 2004 Fachleute des Vereins umverkehR. Dieser ist parteiunabhängig und hat die Förderung des öffentlichen Verkehrs und einer sanften Mobilität zum Ziel.
Von diesen 1,25 Milliarden ausgehend, vergleicht die econcept-Studie zwei Szenarien, wie die Autorin Pia Steiner am Montag in Bern sagte. Eines geht davon aus, dass die bis 2025 prognostizierte Verkehrszunahme vom öffentlichen Verkehr aufgefangen wird. Das andere postuliert die Weiterführung der bisherigen Verkehrspolitik.
Mehrere tausend neue Arbeitsplätze
Die Ökonomin kommt zum Schluss, dass mit einer konsequenten Förderung des öffentlichen und des Langsamverkehrs bis 2025 zwischen 6900 bis 14’200 neue Arbeitsplätze geschaffen würden. In der Automobilbranche oder im Strassengüterverkehr würde die Beschäftigung auf dem heutigen Niveau stagnieren, so Steiner weiter.
Erklärt wird dies mit der überdurchschnittlichen Beschäftigungsintensität des öffentlichen Verkehrs. Der motorisierte Individualverkehr weise dagegen praktisch keine Beschäftigung auf, da alle ihr Fahrzeug selbst lenkten.
Durch eine Förderung des öffentlichen Verkehrs würden zudem die CO2-Emissionen reduziert und die vom Volk beschlossene Umlagerung von der Strasse auf die Schiene vorangetrieben, heisst es in der Studie weiter. Auch werde so ein Beitrag zur Lösung der Verkehrsprobleme in den Agglomerationen geleistet.
Zugunsten der Wirtschaft
«Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit galten bisher als Killerargumente für Umweltanliegen», sagte umverkehR-Präsident Christian Harb. Zu Unrecht, wie die Studie nun zeige.
Würden inskünftig vermehrt die günstigeren Verkehrsmittel Bahn, Bus oder Velo benutzt, gäben die Leute die so eingesparten Gelder für andere Bedürfnisse aus. Dies habe zur Folge, dass auch andere Branchen von einer Förderung des öffentlichen Verkehrs profitierten.
Guter Denkanstoss
Die umverkehR-Studie liefere eine guten Denkanstoss, sagte Adrian Wüthrich, Sachbearbeiter Verkehrspolitik beim Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonalverband (SEV). Er schätze den Effekt der Umlagerung von einem Drittel der Treibstoffgelder aufgrund einer anderen Studie insgesamt noch etwas höher ein.
Hinzu komme, dass es sich im öffentlichen Verkehr um ansprechende Arbeitsplätze handle. Die Arbeitsbedingungen und die Löhne seien relativ gut und zudem regional gut verteilt.
swissinfo und Agenturen
umverkehR ist ein überparteilicher Verein mit rund 9000 Mitgliedern.
Hauptsitz ist Zürich, eine Zweigstelle ist in Genf.
Ziel ist die Förderung von sanfter Mobilität, beispielsweise mit autofreien Tagen.
Öffentlicher und Langsamverkehr sollen gleichberechtigt mit dem motorisierten Individualverkehr sein.
Angestrebt wird auch eine Drosselung des Flugverkehrs.
In der Schweiz legt jede Person im Jahr 17’400 Kilometer zurück (Verkehrs-Club der Schweiz VCS).
44% davon entfallen auf den Freizeit-Bereich.
In den letzten 30 Jahren hat der Pendlerverkehr in der Schweiz um 41% zugenommen.
Auf 100 Haushalte kommen 117 Fahrzeuge.
80% aller Haushalte haben ein Auto.

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