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Leica Geosystems begrüsst US-Gegenangebot

Die Leica-Apparate zur Vermessung topographischer Daten werden weltweit verkauft. Keystone

Nach der schwedischen Hexagon hat auch der US-Konzern Danaher dem Unternehmen in St. Gallen ein offizielles Übernahmeangebot unterbreitet.

Der Leica-Verwaltungsrat begrüsst das Danaher-Angebot. Es ist deutlich höher als das der Hexagon, welches Leica vehement bekämpft hatte.

Der Mischkonzern Danaher bietet 500 Franken netto für die Leica-Aktie, wie Leica Geosystems am Dienstag mitteilte. Damit beläuft sich der Übernahmepreis für das Vermessungstechnik-Unternehmen mit Sitz in Heerbrugg, Kanton St. Gallen, auf gut 1,5 Mrd. Franken. Hexagon bietet dagegen nur 436 Franken je Aktie.

Das Danaher-Angebot stelle für die Leica-Aktionäre einen erheblichen Mehrwert gegenüber der Hexagon-Offerte dar, so Leica weiter. Der Leica-Verwaltungsrat, der das Hexagon-Angebot in der Vergangenheit stets vehement bekämpft hat, empfiehlt die neue Offerte einstimmig zur Annahme.

Zwei Unternehmen, eine Vision

Das freundliche Angebot von Danaher widerspiegle das Potenzial von Leica Geosystems angemessen, sagte Verwaltungsratspräsident Mario Fontana an einer Medienkonferenz am Dienstag. Die Identität von Leica solle aufrecht erhalten werden.

Danaher unterstütze die Wachstumsstrategie von Leica Geosystems. Namentlich auf dem US-Markt solle das Wachstum beschleunigt werden, auch mit Akquisitionen. Danaher sei “ein guter Partner”, die beiden Konzerne hätten “eine starke gemeinsame Vision”.

Danaher hält bereits 4%

Bereits vor Bekanntgabe des Angebots hatte Danaher gut 4% der Leica-Aktien gekauft. Zudem wurde mit einem Eigentümer von rund 6% des Kapitals eine Vereinbarung getroffen, wonach dieser Danaher seine Aktien unter gewissen Bedingungen andient.

Alle Aktionäre von Leica Geosystems, die ihre Aktien bereits der Hexagon angedient haben, können dies wieder rückgängig machen und ihre Titel Danaher anbieten, wie es in der Leica-Mitteilung weiter heisst.

Danaher ist laut eigenen Angaben ein führender Hersteller von professioneller Mess- und Industrietechnik, Werkzeugen und Komponenten. Der Konzern hatte vergangenes Jahr einen Umsatz von 6,9 Mrd. Dollar (8,9 Mrd. Franken) und einen Gewinn von 746 Mio. Dollar (966 Mio. Franken) gemacht.

Überraschendes Angebot

Das Angebot von Danaher sei zwar fair, aber es komme überraschend, heisst es bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Von der industriellen Logik her sei es nicht perfekt.

Experten der Vontobel-Bank glauben, dass Leica durch eine Übernahme von Danaher ein grösseres Potenzial erwachse. Das Unternehmen dürfte unter dem Dach von Danaher besser gedeihen als bei Hexagon, heisst es.

Es werde nicht erwartet, dass Hexagon ihr Angebot jetzt erhöht, heisst es bei der ZKB. Eine Nachbesserung wurde von Hexagon bisher immer kategorisch ausgeschlossen.

Keine Arbeitsplatzgarantie

“Die Arbeitsplätze und der Standort Heerbrugg bleiben erhalten”, sagte Mario Fontana an der Medienkonferenz weiter. “Wir hatten mit Danaher ausführliche Gespräche und konnten ihre Herangehensweise und Philosophie kennen lernen.” Dies sei bei dem Hexagon-Vorstoss nicht so gewesen.

Der Ceo von Danaher, Lawrence Culp, dagegen schloss in einem Interview am Dienstag einen Stellenabbau bei Leica im Falle einer Übernahme nicht aus: “In der realen Welt hat keiner von uns Garantien.” Die einzige Garantie, die es gebe, sei die Leistung für Kunden und Aktionäre, und “das verstehen die Mitarbeiter”.

Danaher plane noch in diesem Jahr weitere Akquisitionen. “Allerdings wird das Tempo der Übernahmen abnehmen”, sagte Culp weiter. Dabei würden vor allem ergänzende Akquisitionen angestrebt. Eine weitere Übernahme in der Grössenordnung von Leica Geosystems schloss er aus.

Die grösste Leica-Sparte Vermessung und Bau bei einer Übernahme nicht aufgegliedert werden. “Das ist der Motor von Leica Geosystems”, sagte Culp.

Danaher berüchtigt

Der US-Konzern ist in der Schweiz nicht unbekannt. Sein Engagement bei der Westschweizer Portescap sorgte für negative Schlagzeilen. Der Entscheid, die Mikromotoren-Produktion von Portescap im freiburgischen Marly aufzugeben und nach Indien und Malaysia zu verlagern, löste im vergangenen Jahr einen Sturm der Entrüstung aus.

Sowohl Gewerkschaften als auch Behörden kritisierten, dass Portescap-Besitzer Danaher die Firma stetig diskreditiert habe. Mit der Verlagerung der Produktion gehen 290 von 390 Stellen in Marly verloren. Einzig zwei Produktionslinien sowie die Forschungs- und Entwicklungsabteilung verbleiben in La Chaux-de-Fonds. Das Management begründete den Entscheid mit ungenügenden Margen, was die Gewerkschaften aber in Abrede stellten.

Weltweit auf Einkaufstour

Der Danaher-Konzern, der weltweit rund 37’000 Beschäftigte zählt, kaufte zudem von der Genfer Elektronik-Gruppe Lem die Instrumentensparte für 63 Mio. Franken. Die Transaktion wurde Ende Juni dieses Jahrs abgeschlossen. Im Jahr 2000 kaufte Danaher von der Zürcher Industriegruppe Zellweger Luwa für 70 Mio. Franken das Wasseranalytik-Geschäft.

Auch andernorts ist Danaher auf Einkaufstour: So kündigte der Konzern Anfang Juli die Übernahme der deutschen Leica Microsystems an, einem Hersteller von optischen Präzisions-Systemen. Danaher zahlt dem Finanzinvestor LM Investments gut 550 Mio. Dollar für die Firma, die mit der Schweizer Leica Geosystems nicht verflochten ist. Der Deal soll im dritten Quartal 2005 unter Dach sein.

swissinfo und Agenturen

Seit bald 200 Jahren bietet Leica Geosystems Lösungen für die Vermessung der Erde an.
Das Unternehmen ist global tätig und hat seinen Sitz in Heerbrugg (SG).
Es beschäftigt über 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 23 Ländern, davon 900 in der Schweiz.
Leica Geosystems ist durch Partnerschaften in weiteren 120 Ländern vertreten.
Leica Geosystems, hat im vergangenen Geschäftsjahr 2004/2005 773 Mio. Franken. umgesetzt.
Reingewinn: 50,4 Mio. Franken.
Die Firma plant ein jährliches Wachstum von 10%.

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