
Nationalbank setzt auf neue Geldpolitik
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wechselt zu einer zinsorientierten Geldpolitik. Dabei ersetzen Inflationsprognosen die bisherigen Geldmengenziele und der Libor den Diskontsatz, wie am Freitag (10.12.) in Zürich bekannt gegeben wurde.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wechselt zu einer zinsorientierten Geldpolitik. Dabei ersetzen Inflationsprognosen die bisherigen Geldmengenziele und der Libor den Diskontsatz. wie die Notenbank-Spitze am Freitag (10.12.) in Zürich bekannt
gab.
SNB-Präsident Hans Meyer begründete am Jahresend-Mediengespräch den allgemein erwarteten Konzeptwechsel mit zunehmendem Verlust der Aussagekraft der Notenbankgeldmenge. Ein nützlicher Indikator bleibe aber die Geldmenge M3. Künftig werden für die Notenbankgeldmenge keine Wachstumsziele mehr definiert. Dafür wird jeweils Ende Jahr eine Inflationsprognose für die folgenden drei Jahren veröffentlicht. Preisstabilität bei jährlich weniger als zwei Prozent Teuerung bleibe das Ziel der SNB, betonte Meyer. «Weicht die Inflationsprognose von der von uns definierten Preisstabilität ab, dann ergeben sich Konsequenzen für die Geldpolitik», sagte er.
Zwar sei es schwierig, die Inflation über einen Zeitraum von drei Jahren vorauszusagen, doch werde damit die Notwendigkeit zu vorausschauendem Handeln unterstrichen. Die SNB will die Inflationsprognose vierteljährlich überprüfen und kommentieren. Bei der Umsetzung der Geldpolitik orientiert sich die SNB fortan am Zinsniveau, wie SNB-Direktoriumsmitglied Bruno Gehrig sagte.
Wichtigstes Instrument wird der Dreimonats-Libor (London Interbank Offered Rate), der wirtschaftlich bedeutendste Geldmarktsatz für Frankenanlagen. Für den Libor wird ein Zielband festgelegt und periodisch überprüft. Damit werde das geldpolitische Handeln transparenter. Im Gegenzug wird auf den 1936 eingeführten Diskontsatz verzichtet, was laut Gehrig keine Änderung des
Nationalbankgesetzes braucht.
Der Diskontsatz sei obsolet geworden. Die SNB habe seit 1993 kein einziges Diskontgeschäft mehr getätigt. Das Zielband für den Libor, der die Signalwirkung des Diskontsatzes übernimmt, beträgt vorerst 1,25 bis 2,25 Prozent. Ultimobereinigt liegt der Satz laut Gehrig derzeit in der unteren Hälfte der Bandbreite. Nach dem Jahreswechsel soll der Mittelwert von 1,75 Prozent zugelassen werden.
Straffere Geldpolitik
Die Geldpolitik der SNB wird laut Meyer nächstes Jahr leicht gestrafft.Ihre bisher grosszügige Geldpolitik habe sie bereits im Herbst etwas korrigiert. Die künftige Geldpolitik werde sich erst auf die Preisentwicklung der folgenden Jahre auswirken. Angesichts der günstigen Entwicklung der Schweizer Konjunktur erwartet die SNB einen Anstieg der Inflationsrate von rund 1,0 Prozent in diesem Jahr auf 1,8 Prozent im Jahr 2002; dies läge im oberen Bereich dessen, was für die SNB Preisstabilität bedeutet.
Die Einführung einer transparenten Geldpolitik der SNB wurde von allen Seiten begrüsst. Für den Vorort, den Dachverband der Schweizer Wirtschaft, ist sichergestellt, dass der Wirtschaftsaufschwung von der monetären Seite her weiterhin stabilitätsgerecht unterstützt werde.
SRI und Agenturen

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