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Privatwohnungen als Fanzonen

Sleep-in: Ein grosses Bettenangebot für Gäste der Euro 2008. sleep-in.ch

Die Schweizer entpuppen sich als gute Euro-Gastgeber: In der Umgebung der vier Schweizer Spielorte stehen aktuell rund 12'500 private Übernachtungs-Möglichkeiten zur Verfügung.

“Die Euro 08 ist ein grosses, völkerverbindendes Fest. Also bindet Euch, schliesst Freundschaften, lebt für kurze Zeit zusammen. Am besten in familiärer Umgebung. So lernt Ihr Euch auch mit Sitten und Bräuchen kennen. Als Gastgeber und Gast.”

Das ist das Motto des Schweizer Euro 08-Betten-Vermittlers sleep-in.ch, der einen österreichischen Partner hat (sleep-in.at).

Holländer bevorzugen Campings

Allein 15’000 Plätze werden auf Campings und Fan-Camps rund um Bern angeboten, wie sleep-in-Sprecher Patrick Tschan sagt. Das kommt nicht von ungefähr: In Bern werden in der Gruppenphase die Holländer erwartet, denen ein besonderer Hang zum Campieren nachgesagt wird.

Dazu kommen 1159 Betten in Basel, 1087 in Bern, 1086 in Zürich und 391 in Genf.

Spielregeln wie im Fussball

Die Preisgestaltung ist den Anbietern überlassen – jeder kann für seine Übernachtungsmöglichkeit so viel verlangen, wie er will. Laut Tschan führt dies aber nur sehr vereinzelt zu hohen Preisen.

Bei der Untermiete soll es aber wie auf dem Fussballfeld Spielregeln geben. Nach Ansicht des Mieterverbandes Bern sollte ein Mieter den Vermieter informieren, um einen Konflikt zu vermeiden.

Rote Karte für Wucherpreise

Die rote Karte kann es für Wucherpreise geben. “Streng gesehen richtet sich der Preis pro Nacht am Mietzins. Es sollte kein Gewinn gemacht werden”, sagt Regula Brügger vom Berner Mieterverband.

Der Durchschnittspreis pro Nacht und Person belaufe sich auf etwa 100 Franken, so Patrick Tschan von sleep-in.ch. Um Abzockerei zu verhindern, habe man Preisvorschläge gemacht. Manche Anbieter verzichteten ganz auf Geld und verlangten als Gegenwert lediglich eine Salami aus Italien oder andere Naturalien.

Österreich weniger gastfreundlich

Österreich galt bisher immer als eines der gastfreundlichsten Länder Europas. Dennoch bietet der österreichische Partner sleep-in.at weit weniger Übernachtungs-Möglichkeiten an. Dort finden sich zurzeit nur etwa 3500 Angebote.

Tschan führt dies darauf zurück, dass es in Österreich weit mehr kleine Familienpensionen gibt, die vom Euro 08-Geschäft profitieren können.

Fair play, folks

Zur Verhinderung von Missbräuchen setzt sleep-in die Nutzungsbedingungen klar fest. Und gibt den Fans, den Gästen und Gastgebern folgenden Rat:

“Es gilt fair play, folks. Ihr seid Gastgeber und Gäste. Und alle benehmen sich so, wie sie als Gäste behandelt bzw. wie sie als Gastgeber respektiert werden möchten. Das fängt damit an, dass alle Angaben der Wahrheit entsprechen. Alles andere wäre für beide Seiten schon gelbwürdig und verdirbt die Stimmung.”

Damit man sicher sei, dass die richtigen Menschen aufeinander treffen, sollte man sich vorab kennenlernen, rät sleep-in weiter. “Das schafft gegenseitiges Vertrauen, die Basis für ein gemeinsames und spannendes Euro 08-Erlebnis.”

Fair-play-Empfehlung ernst genommen

Die Aufforderung zum fair play des Betten-Vermittlungsdienstes sleep-in.ch scheint von zahlreichen inserierenden Gästen ernst genommen zu werden. In vielen Selbstbeschreibungen liest man Ähnliches wie zum Beispiel in jener von G.R. aus Frankreich:

“Wir sind zwei Jungs, die in die Schweiz kommen, um Frankreich zu unterstützen, viele Partys zu schmeissen, das Land kennenzulernen…Wir sind nette Jungs, gut erzogen, nehmen keine Drogen, sind gesprächig, und wir wollen aus dieser Euro eine grossartige Erfahrung machen…”

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Sleep-in stellt dem Nutzer eine Plattform zur Publikation von Inseraten zur Verfügung, um Übernachtungsmöglichkeiten für die Euro 2008 anzubieten. Es ist nur die Publikation von Gast- oder Gastgeber-Inseraten erlaubt. Das Anschreiben von Inserenten mit Werbung ist verboten.

Nicht erlaubt sind unter anderem folgende Angebote: Waren und Dienstleistungen, die Urheberrechte, Patente, Marken oder andere Schutzrechte Dritter verletzen; Waffen, Munition und Sprengstoffe jeglicher Art; Dienstleistung im Bereich Partner-Vermittlung, Erotik, Telefonsex, Pornografie und Prostitution; religiöse und/oder rassistisch motivierte Angebote und Gesuche; Betäubungsmittel, Arzneien, Medikamente; Angebote in Zusammenhang mit Glücks- und Gewinnspielen.

Die Schweiz und Österreich sind als Koorganisatoren des Fussball-Ereignisses vom 7. bis zum 29. Juni 2008 automatisch qualifiziert.

Die 31 Spiele werden in 4 Schweizer Städten ausgetragen (Basel, Bern, Genf, Zürich) und in 4 österreichischen (Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg und Wien). Das Finalspiel findet am 29. Juni in Wien statt.

Die Schweiz spielt ihre Qualifikationsmatches in Basel.

Die Kosten für die Schweiz werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt. Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,78 Mio. Franken.

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