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Schweiz möchte “Dreckiges Dutzend” in Genf

Die Schweiz hofft, Genf werde zum Sitz der Stockholm- Konvention. Die Stadt stärkt damit ihren Ruf als Zentrum internationaler Umweltpolitik.

In Uruguay findet die 1. Konferenz über persistente organische Schadstoffe (POPs) statt. Die 12 giftigen Chemikalien werden “Dreckiges Dutzend” genannt.

In Punta del Este in Uruguay treffen sich ab Montag mehr als 600 Vertreterinnen und Vertreter von über 130 Ländern, um über die Inkraftsetzung der Stockholm-Konvention zu beraten, die letztes Jahr in Kraft getreten ist.

Das Vertragswerk, das 12 so genannte “persistente organische Schadstoffe” (Persistent Organic Pollutants – POPs) umfasst, zielt auf die weltweite Einschränkung von Herstellung und Gebrauch äusserst giftiger Chemikalien.

Diese schliessen Chemikalien wie Dioxin, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und DDT ein. Laut Experten schaden diese Stoffe der Gesundheit von Menschen und schädigen die Umwelt.

Konvention für Entwicklungs- und aufstrebende Länder

Industrieländer wie die Schweiz haben bereits Schritte unternommen, diese Stoffe zu eliminieren. Nun soll die Konvention auch in anderen Ländern angewendet werden.

“POPs können leicht über die Luft oder das Wasser weiterverbreitet werden”, sagt Botschafter Beat Nobs, Chef des Abteilung Internationales im Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL). “Es liegt in unserem eigenen Interesse, Umweltverschmutzungen, die aus giftigen Emissionen im Ausland entstehen, zu vermeiden.”

Die Konvention zielt hauptsächlich auf Entwicklungsländer und aufstrebende Industrienationen. Diese Nationen sollen technische und finanzielle Hilfe erhalten, um POP-bezogene Emissionen zu vermeiden.

Dazu gehören auch Methoden, POPs durch weniger schädliche Chemikalien zu ersetzen, Industrieanlagen zu modernisieren und giftige Lagerbestände abzubauen, ohne die Umwelt zu gefährden.

“Solche Substanzen sind gefährlich und können die Gesundheit der Bevölkerung gefährden, besonders in Entwicklungsländern”, sagt Nobs gegenüber swissinfo. Es sei wichtig, dass die Schweiz dazu beitrage, zusammen mit der internationalen Gemeinschaft diese Produkte zu eliminieren.

Zusätzliche Chemikalien

Das Treffen in Uruguay, das erste seit die Konvention ratifiziert wurde, soll auch dazu dienen, zusätzliche Chemikalien auszumachen, die in die Liste des Vertragswerks aufgenommen werden könnten.

Der Entscheid über den Sitz des Konventionssekretariats ist ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung der Konferenz. Genf, das derzeit das Interimssekretariat der Konvention beherbergt, bewirbt sich als Sitz des ständigen Sekretariats.

Dank dem Internationalen Haus der Umwelt gilt Genf nach Nairobi als wichtigstes Zentrum der internationalen Umweltpolitik. Doch wird die Rhonestadt von Rom konkurrenziert, das die Pestizid-Sektion gerne beherbergen möchte.

Laut Nobs ist es aber bei der Ausarbeitung des Regelwerks nie zur Diskussion gestanden, das Sekretariat in verschiedene Sektionen aufzuspalten. “Das würde nicht dem Willen jener entsprechen, die die Konvention unterzeichnet haben”, so Nobs.

Genf als ideale Kandidatur

Das Haus der Umwelt in Genf beherbergt bereits das Sekretariat des Basler Übereinkommens über die grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle, und – seit September 2004 – das Sekretariat für den Bereich Chemikalien der PIC-Konvention über den Export von besonders gefährlichen Pestiziden und Chemikalien. Zudem ist im Haus der Umwelt das UNITAR (Ausbildungs- und Forschungsinstitut der UNO) untergebracht.

Diese räumliche Nähe sowie die Nachbarschaft zu bedeutenden internationalen Organisationen wie die Welthandels-Organisation (WTO) und die Weltgesundheits-Organisation (WHO) schaffen Synergien und bieten günstige Voraussetzungen für eine wirksame internationale Umweltpolitik.

Die Beschlussfassung über den Sitz des Sekretariats ist für den 6. Mai vorgesehen.

swissinfo, Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen von Alexander Künzle)

Die Stockholm-Konvention zielt auf die Reduktion und schrittweise Elimination von 12 besonders giftiger “persistenter organischer Schadstoffe” (Persistent Organic Pollutants – POPs).

Dazu zählen auch Dioxine oder PCB, die für Mensch und Tier äusserst giftig sind. Sie reichern sich im Organismus an, können Krebs verursachen und die Fortpflanzung beeinträchtigen.

Die Konvention will ein Instrumentarium ausarbeiten, um weitere Chemikalien zu identifizieren, die nicht akzeptabel sind.

Sie will sich auch auf das Säubern und Abbauen bestehender POP-Reserven und –Lagerbestände konzentrieren.

Das “Dreckige Dutzend” umfasst:
Die Pestizide (Insektenvertilgungs-Mittel) Aldrin, Chlordane, Dieldrin, DDT, Endrin, Heptachlor, Mirex, Toxaphene,
die Industriechemikalie PCB,
die als Pestizide verwendete Chemikalie Hexachlorobenzene,
industrielle Nebenprodukte, Ausstoss von Verbrennungsmotoren oder von Abfallverbrennung: Dioxin,
giftige Nebenprodukte bei der Abfallverbrennung und industrieller Herstellung: Furan.

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