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Schweizer Hilfe in Tschechien

Die Überreste des Dorfes Obristvi. (Foto: Rolf Grossenbacher) Rolf Grossenbacher

Auch ein halbes Jahr nach der Hochwasserkatastrophe leiden die Menschen in Tschechien unter den Folgen. Die Schweiz unterstützt Geschädigte im Norden des Landes durch Projekte im Wiederaufbau und durch Finanzierungshilfen.

Seit August sind Vertreter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit vor Ort. Eine Zwischenbilanz.

Gleich nach den Überschwemmungen war die internationale Hilfe gross. Auch die Schweiz hatte nach der Katastrophe Entfeuchter, Pumpen und Desinfektionsmittel im Wert von 0.75 Mio. Franken geschickt.

Nun jedoch denken die Tschechinnen und Tschechen an den Wiederaufbau. Doch dieser ist schwierig. Das von nationalen Behörden versprochene Geld bleibt aus.

Insbesondere im Norden Tschechiens wissen die Menschen kaum, wie sie diesen Winter überleben werden.

Die Infrastruktur hat stark gelitten. Privathäuser sind eingebrochen, öffentliche Gebäude, Brücken und Strassen sind teilweise oder ganz zerstört. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft der Region sind noch nicht absehbar, doch viele Landwirtschafts- und Kleinbetriebe mussten ihren Betrieb einstellen.

Hilfe im Norden des Landes

Grundsätzlich werden alle Schäden, die durch das Hochwasser entstanden sind, durch den Staat subventioniert (rund 20% der Schadenssumme). Angesichts des geplanten Rekorddefizits für 2003 bleibt es allerdings fraglich, wie die notwendigen Mittel wiederbeschafft werden können.

Aus diesem Grund hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zwei Wiederaufbau-Programme lanciert:

Private Landwirtschafts- und Kleinbetriebe sollen finanziell unterstützt werden wie auch der Wiederaufbau von Sozialinstitutionen. Mit raschem Handeln kann die DEZA private Kleinunternehmen vor der Aufgabe ihrer Betriebe retten und die Aufnahme des Schulbetriebs garantieren.

Die Schweizer Regierung hatte nach der Flutkatastrophe beschlossen, zehn Millionen Franken für die Aufbauhilfe in Tschechien zur Verfügung zu stellen.

Die Hilfe konzentriert sich auf kleine, finanzschwache Gemeinden im Norden des Landes. Koordiniert und organisiert werden die Hilfsprogramme jedoch von Prag aus, wo der Vertreter der DEZA, Hugo Gisler, ein Kooperationsbüro in der Schweizer Botschaft eingerichtet hat.

Unterstützung von Betrieben

Gemäss Hugo Gisler ist mit einer Unterstützung von rund 400 Kleinbetrieben und etwa 300 privaten Landwirtschaftsbetrieben zu rechnen. Das Programm beinhaltet die Auszahlung von zinslosen Darlehen an die betroffenen Betriebe. Erst nach fünf Jahren soll das Darlehen mit 1% verzinst werden.

Nach zehn Jahren muss das Darlehen nicht etwa an die Schweiz, sondern an die jeweiligen Gemeinden zurückbezahlt werden. Diese müssen sich laut Gisler dazu verpflichten, die zurückbezahlten Kredite ausschliesslich zur Unterstützung sozialer Institutionen wieder zu verwenden.

Keine Almosen, sondern Wirtschaftshilfe

Das Ziel der Hilfe ist es nicht, so Gisler, Almosen zu verteilen, sondern die Programme müssen gewisse wirtschaftliche Komponenten vorweisen. Starthilfe will die Schweiz leisten, eine Art Investitionshilfe und keine Abhängigkeiten schaffen.

Wichtig war auch die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden. «Schliesslich geht es bei unseren Programmen immer auch um eine partnerschaftliche Beziehung», sagt Gisler.

Wie erfolgreich dieses Programm sein wird, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen. Dann werden die Gesuche nämlich geprüft und ausbezahlt.

Aber Gisler ist zuversichtlich: «Es sind schon zahlreiche Gesuche eingegangen. Zudem ist das Programm derart flexibel, dass die Auszahlungen je nach Situation höher oder niedriger ausfallen können.»

Unterstützung von Sozialinstitutionen

Doch nicht nur Wirtschaftshilfe, sondern auch eine finanzielle Beteiligung an Rehabilitationsarbeiten der vom Hochwasser beschädigten Sozialinstitutionen in diesen Gemeinden hat die DEZA vorgesehen.

Denn die Gemeinden stecken infolge der grossen Schäden an ihren Infrastrukturen und Liegenschaften wie Schulen, Altersheimen und Kindergärten in finanziellen Nöten.

Insgesamt werden zwölf Schulen, Altersheime und Kindergärten unterstützt. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Teilweise konnte der Schulbetrieb schon wieder in den alten Gebäuden aufgenommen werden und auch Kindergärten funktionieren schon wieder.

Für das Jahr 2003 sieht die DEZA dann weitere Programme im Bereich Kulturgüterschutz und Prävention vor.

swissinfo, Carole Gürtler

Soforthilfe: 0.75 Mio. Franken
Wiederaufbau Kleinunternehmen: 5.4 Mio. Franken
Wiederaufbau Sozialinstitutionen: 0.9 Mio. Franken

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