Schweizer Wein hat Image-Probleme
Die Schweizer Weinwirtschaft will in Zukunft die Trinkgewohnheiten der Bevölkerung besser berücksichtigen. Am Dienstag (30.11.) wurde eine entsprechende Studie vorgestellt. Sie zeigt, dass der Weinkonsum in der Schweiz rückläufig ist.
Die Schweizer Weinwirtschaft will in Zukunft die Trinkgewohnheiten der Bevölkerung besser berücksichtigen. Am Dienstag (30.11.) wurde eine entsprechende Studie vorgestellt. Sie zeigt, dass der Weinkonsum in der Schweiz rückläufig ist.
Knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung trinkt laut einer Studie regelmässig Wein, ein weiteres Drittel gelegentlich. Jüngere Leute und Deutschschweizer ziehen allerdings ausländischen Rebensaft vor. Die Schweizer Weinwirtschaft will nun auf Grund der am Dienstag vorgestellten Studie gezielte Massnahmen treffen.
Diese Studie zum Weinmarkt in der Schweiz hat eine interkantonale Interessengruppe mit finanzieller Unterstützung des Bundes erstellen lassen. Die Ergebnisse, die am Dienstag in Bern den Medien vorgestellt wurden, sind ernüchternd. Zwar trinken 77 Prozent der 3’000 Befragten Wein, davon 56 Prozent mehrmals pro Monat.
Aber der Weinkonsum ist insgesamt rückläufig und zeigt einen Trend zu ausländischen Produkten, vor allem bei unter 45-Jährigen in der Deutschschweiz. Sorgen bereitet der Weinwirtschaft auch, dass die Schweiz nicht als Weinland anerkannt wird: Nur 53 Prozent der Befragten nannten die Schweiz spontan als weinproduzierendes Land.
Um den Absatz von Schweizer Rebensaft im In- und Ausland zu steigern, interessierte sich die Studie auch für die Einkaufs- und Trinkgewohnheiten. Die Tatsache, dass vor allem am Abend und am Wochenende konsumiert wird, soll künftig in der Kommunikation berücksichtigt werden, sowohl mit Assoziationen wie Romantik, gemütlicher Abend zu zweit und Feststimmung, als auch bei der Gestaltung der Flaschen, der Wahl der Sprachebene und der Erwähnung von Konsumanlässen.
Eine weitere Erkenntnis der Marktforscher ist, dass nur die Hälfte der Konsumenten zu Hause Wein lagert. Zudem wird jeder zweite Einkauf von Konsumenten, die keine Weinreserve haben, bei einem Grossverteiler getätigt. Dort kaufen sie in der Regel nur kleine Mengen und berücksichtigen Spezialangebote, was nach den Schlussfolgerungen der Weinwirtschaft den ausländischen Weinen mit ihrem guten Preis/Leistungsverhältnis zugut kommt. Angestrebt werde deshalb eine schweizerische Weinpolitik, um Form und grafische Gestaltung der Flaschen auf regionaler Ebene zu harmonisieren und die Etiketten mit klaren Angaben zu versehen. Weiter wurden einfachere und besser verständliche Regeln über die geschützten Ursprungsbezeichnungen gefordert.
Exportmarkt soll erschlossen werden
‚In Zukunft wird man vermehrt den Marktbedürfnissen entsprechend produzieren müssen, statt den Konsumenten die Produkte aufzuzwingen‘, heisst es im Kommentar zu den Umfrageergebnissen. Es brauche eine kohärente Profilierung der schweizerischen Weinwirtschaft. Es gelte, langfristig einen Exportmarkt aufzubauen, auch wenn dieser nicht sehr gross sei. Die Studie der Marktforschungsfirma ‚MIS-Trend‘ geht auf die Initiative der Arbeitsgruppe ‚Vitiviniculture 2006‘ zurück. Sie wurde vom Walliser Staatsrat eingesetzt und umfasst Vertreter verschiedener Kantone und Berufsgruppen.
SRI und Agenturen
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