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Schweizer Wirtschafts-Aufschwung verfestigt

Export, der Motor der Schweizer Wirtschaft. Panalpina

Die Schweizer Wirtschaft ist 2005 um knapp 2% gewachsen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) bekannt gegeben hat.

Damit setzt sich der Wachstumskurs der Schweizer Wirtschaft, der leicht über dem Schnitt der EU-Länder liegt, weiter fort.

Die Schweiz gehört beim Wirtschaftswachstum nicht mehr zu den Kellerkindern Europas. Mit 1,9% Wachstum schlug sie 2005 die grossen Nachbarländer und war auch besser als der Schnitt der Länder der Europäischen Union (EU). Die Ökonomen des Bundes rechnen auch dieses Jahr mit einem soliden Aufschwung.

Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm 2005 nach provisorischen Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr um 1,9% zu, verglichen mit 2,1% im Jahr 2004, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) am Donnerstag mitteilte. Das ist das zweitbeste Ergebnis seit dem Boomjahr 2000, als die Wirtschaft um 3,6% gewachsen war.

EU überholt

Die Schweiz wächst damit im Moment auch stärker als die Euroländer, wie Bruno Parnisari, der Leiter des seco-Ressorts Konjunktur, sagte. Die Eurozone wuchs nach provisorischen Daten im Schnitt um 1,4%. Die Schweiz liegt auch noch vor den 24 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), die im Schnitt ein Wachstum von 1,6% aufweisen.

Besser als von den Ökonomen erwartet fielen die Resultate des vierten Quartals 2005 aus: Das BIP stieg um 0,5% gegenüber dem Vorquartal und um 2,7% gegenüber dem Vorjahresquartal.

Über den Erwartungen

Im Vergleich zu den beiden Vorquartalen, in denen das Quartalswachstum auf je 0,9% korrigiert wurde, hat sich der Aufschwung zwar verlangsamt. Dies sei aber auf einem hohen Niveau geschehen, sagte Parnisari und stellte einen bemerkenswerten Wechsel zwischen Prognosen und Daten fest: Bis vor kurzem seien die Erwartungen durch die Zahlen jeweils enttäuscht worden. Seit letztem Sommer sei nun das Gegenteil der Fall.

Der Blick auf die einzelnen BIP-Komponenten zeigt, dass das Wachstum des privaten Konsums, der gut 60% beisteuert, im letzten Quartal auf 0,2% zurückging. Der seco-Ökonom befürchtet aber kein Zurückfallen ins Minus. Die Zahlen für das ganze Jahr zeigten zudem, dass die Konsumenten zu den Wachstumslokomotiven gehören. Das Wachstum des privaten Konsums beschleunigte sich von 1,4 auf 1,6%.

Motor Exportwirtschaft

Insgesamt war das Wachstum im letzten Jahr breiter abgestützt als 2004. Die Exporte nahmen um 4,5% zu, die Investitionen um 3,2%. Die erstmals publizierten Zahlen zum Produktionskonto machen ausserdem deutlich, dass der Finanzsektor und der Handel letztes Jahr einen deutlichen Beitrag zum Wachstum beisteuerten.

Für das laufende Jahr sind die Ökonomen der Schweizer Regierung sehr zuversichtlich. Falls die Prognosen zutreffen, dass es sich bei der Wachstumsschwäche in der Eurozone im vierten Quartal 2005 um ein vorübergehendes Phänomen handelte, befindet sich die Schweiz laut Parnisari in einer ausgezeichneten Ausgangslage.

Vogelgrippe bremst nicht

Die rasch um sich greifende Vogelgrippe habe zwar psychologische Auswirkungen, wirke sich vorerst aber nicht negativ auf die Konjunktur aus, schätzt der seco-Experte. Als grösseres Risiko betrachtet er einen weiteren Anstieg der Erdölpreise. Allerdings habe sich die bisherige Zunahme erstaunlich wenig auf die weltweite Konjunktur ausgewirkt.

Neue Prognosen werden die seco-Ökonomen Ende März veröffentlichen. Bis dahin gehen sie im laufenden Jahr von einem BIP-Wachstum von 1,8% aus.

swissinfo und Agenturen

Wachstum 2005 (Schätzungen):

Schweiz: 1,9%
EU: 1,6%
Frankreich: 1,9%
Grossbritannien: 1,8%
Österreich: 1,7%
Deutschland: 0,9%
Italien: 0%
USA: 3,5%

(Quellen: seco, Eurostat, Agenturen)

Das Bruttoinland-Produkt (BIP) ist das Total aller in der Schweiz hergestellten Produkte und erbrachten Leistungen.

Eingerechnet sind auch die Produkte und Leistungen von ausländischen Anbietern mit einer Niederlassung in der Schweiz.

Im BIP nicht berücksichtigt sind dagegen Produkte und Leistungen von Schweizer Firmen, die im Ausland erbracht werden.

Gerechnet werden die Marktpreise der gekauften Güter und Dienstleistungen.

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