The Swiss voice in the world since 1935
Top Stories
Schweizer Demokratie
Newsletter
Top Stories
Schweiz verbunden

Schweizer Wolle – wie weiter?

Schaf nach Schafschur. Keystone

Schweizer Schafzüchter verbrennen ihre Wolle lieber als sie auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Mit dem Ende der Bundes-Hilfe droht der Wolle gar das Aus.

«Der Lohn für den Schafscherer hat mich 800 Franken gekostet, für die Wolle habe ich etwas über 400 Franken bekommen. Der Verkauf ist für mich ein Verlustgeschäft», sagt Peppino Beffo, Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbandes (SZV) und hauptberuflicher Schafzüchter.

Weltmarkt diktiert die Preise

Abnehmer für seine Wolle ist die Inlandwollzentrale (IWZ) in Herzogenbuchsee, die im Auftrag des Bundes die Wolle aufkauft. «Hier wird alle angelieferte Wolle nach Qualität sortiert und zu 300-Kilo-Ballen gepresst», erklärt Geschäftsführerin Marlies Schneider. Erst so werde die Wolle für den internationalen Handel interessant.

«Mengen unter 10 oder 15 Tonnen lassen sich auf dem Weltmarkt gar nicht anbieten», ergänzt Beffo. Insgesamt verschickte die Zentrale im letzten Jahr 382 Tonnen Wolle; sie bezahlte ihren Lieferanten 1,17 Franken pro Kilogramm. Das ist etwas über dem Weltmarktpreis, der bei einem Franken pro Kilogramm liegt.

Mehr gebe es für Schweizer Wolle nicht zu holen, erklärt Beffo: «In der Schweiz gibt es keine wollverarbeitende Industrie, der Rohstoff muss exportiert werden und auf dem Weltmarkt konkurrenzieren.»

Subventionen werden gestrichen

«Der Bund zahlt zur Zeit rund zwei Franken pro Kilogramm Wolle. Damit wird die Sammlung und Sortierung bezahlt», sagt Verbands-Präsident Beffo.

Mit der Agrarreform 2002 sollen jährliche Subventionen von 1,8 Mio. Franken bis 2003 auf 600’000 Franken reduziert und danach gestrichen werden. Damit droht der IWZ das Aus: «Wir fordern einen Weg, damit die Wolle verwertet und weiter gebraucht wird», sagt Beffo.

«In den letzen Jahren endete immer mehr Wolle auf dem Misthaufen oder in der Kehricht-Verbrennung anstatt bei der IWZ», sagt German Schmutz, SZV-Vize-Präsident. Rund 100 Tonnen Wolle würden auf diese Art jährlich entsorgt, rechnet der Verband. «Die Bauern sehen nicht ein, warum sie da noch etwas beitragen sollen», so Schmutz.

Beffo und Schmutz betonen beide, dass sie keine Struktur erhaltenden Massnahmen verlangen. Sie sähen lieber einen Leistungsauftrag des Bundes, der dem SZV dann abgegolten würde. «Wenn ein Privater das besser machen kann als wir, soll er den Auftrag erhalten. Uns geht es darum, dass die Schweizer Wolle weiterhin verwendet und verkauft wird.»

Einmal jährlich zum Scheren

Schafe müssen einmal im Jahr geschoren werden, so verlangt es das Schweizer Tierschutzgesetz, erklärt Beffo. Dafür gebe es zoologische Gründe.

Dies bestätigt Zürich-Zoo-Pressesprecher Robert Zingg. Bei der Züchtung sei auf eine hohe Wollproduktion geachtet worden. Würden die Tiere nicht mehr geschert, käme es zu einem Wärmestau und zu verdeckten Körper-Öffnungen. «Auch die Alpakas im Zoo müssten regelmässig geschoren werden – allerdings nicht jedes Jahr», sagt Zingg.

Philippe Kropf

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft