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Steigendes Handelsvolumen mit Deutschland

Die Wege der Schweiz und Deutschlands kreuzen sich immer wieder - nicht nur in Berlin. Keystone

Deutschland freut sich über die guten Wirtschafts-Beziehungen zur Schweiz. Der Warenaustausch stieg im Jahr 2004 um 7,4% auf 74 Mrd. Franken.

Das Handelsbilanzdefizit zu Lasten der Schweiz erreicht den höchsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung.

«Uns gehen allmählich die Superlative aus», hatte der Direktor der Handelskammer Deutschland-Schweiz, Martin Theurer, bei der Präsentation der Handelsbilanz zwischen den beiden Ländern schon vor zwei Jahren gesagt.

Und es gibt eine weitere Steigerung: Letztes Jahr stieg das Handelsvolumen um 7,4% auf 74,019 Mrd. Franken. Obwohl sich auch die Schweizer Exporte nach Deutschland um 5,24% auf 29,1672 Mrd. Franken erhöhten, konnten sie nicht mit den Ergebnissen der Deutschen konkurrieren. Die Schweizer Importe aus Deutschland erhöhten sich 2004 um 8,8% auf 44,857 Mrd. Franken.

«Die Deutschen konnten Anbieter aus anderen Ländern verdrängen, vielleicht dank besserer Qualität oder günstigerer Preise», begründet Theurer den grossen Anstieg der deutschen Exporte gegenüber swissinfo.

Die Importe aus Deutschland sind damit fast drei Mal grösser als jene aus dem zweitwichtigsten Lieferland, Italien. Von 1992 bis 1998 hatte die Schweiz mit Deutschland vorübergehend eine positive Leistungsbilanz.

Das Handelsbilanzdefizit der Schweiz gegenüber Deutschland sei jedoch historisch, erklärt Theurer weiter. «Doch das ist nichts Beängstigendes», meint er, «denn die Schweiz konnte ja aufgrund des Fremdenverkehrs bis vor kurzem auch die Handlesbilanz ausgleichen.»

Negative Bilanz auch beim Tourismus

Schweizerinnen und Schweizer gaben letztes Jahr in Deutschland 11% mehr Geld aus als im Jahr vorher, insgesamt rund 4,1 Mrd. Franken. Damit avancierten sie zur wichtigsten Gästegruppe.

Auch die Deutschen gaben ein wenig mehr Geld in der Schweiz aus. Unter dem Strich liessen die Schweizer jedoch rund 213 Mio. Franken mehr in Deutschland zurück.

Theurer führt dies auf die Entwicklung im gesamten Reisemarkt zurück. «Die Erwägungen, die der Deutsche vor einer Ferienreise anstellt, sind dieselben wie jene der Schweizer. Auch sie fliegen mit den preiswerten Angebote im Winter gern in den Süden.»

Zudem sei die Schweiz relativ teuer geworden. Und das Preisniveau schlage im Tourismus besonders durch. «Und so kommen die Jüngeren kaum mehr in die Schweiz, ausser sie können es sich leisten, hier ihren Skiurlaub zu verbringen», so Theurer.

Maschinen, Elektronik, Pharmaprodukte

Die wichtigsten Handelsgüter beiderseits waren Maschinen, Elektronik, Pharmaprodukte und Chemikalien. Rund 40% der in die Schweiz importierten Automobile kommen aus Deutschland.

Überdurchschnittlich entwickelte sich der Warenaustausch mit den neuen deutschen Bundesländern. So wuchsen die Schweizer Bezüge um 8% und die Verkäufe der Schweizer Unternehmen steigerten sich um 13%.

Direktinvestitionen: Geld fliesst in die Schweiz

Eine Nord-Süd-Richtung eingeschlagen haben die Gelder aus Direktinvestitionen. Die Schweiz verzeichnet nun wieder einen positiven Saldo von rund 2,1 Mrd. Franken nach einem Defizit von 4,5 Mrd. Franken im Vorjahr.

Der Wirtschaftsstandort Schweiz verfügt damit offensichtlich über Vorteile. Für Martin Theurer ist das viel liberalere Wirtschaftsregime der Schweiz ein grosser Vorzug.

Er erwähnt dabei die Kündigungsschutz-Regeln – sie schränkten den Arbeitgeber in Deutschland doch stark ein. «In der Schweiz hat man bewiesen, dass es auch ohne rigide Regelungen im Arbeitsrecht nicht zum Massenelend, zur sozialen Benachteiligung kommt.»

Weiter habe die Schweiz auch ein sehr gutes soziales Netz und ein sehr liberales Wirtschaftsrecht. Zudem herrsche hier auch noch eine niedrige Arbeitslosigkeit.

«Die Deutschen kommen in die Schweiz, weil hier der Unternehmer noch frei handeln und arbeiten kann und gleichzeitig auch noch ein gewisses Ansehen geniesst», so Theurer.

In Deutschland würden die Unternehmer gleichgestellt mit der Handvoll gieriger Manager. «Aber die vielen kleinen Mittelständler, die sich Tag für Tag abplagen, die sind schon ziemlich frustriert, «schliesst er.

swissinfo, Etienne Strebel

2004: Zuwachs der Importe aus Deutschland (+8,82%)

Der Marktanteil deutscher Lieferungen an den Schweizerischen Gesamt-Importen ist mit 33,9% weiter gestiegen. (2000: 31,2% / 2001: 32,18% / 2002:32,33% / 2003: 33,3%)

Schweizerische Gesamtimporte nach Deutschland 2004: +6,98%

Deutsche Gesamtexporte nach der Schweiz 2004: +8,82%

Handelsvolumen Schweiz-Deutschland 2004: 74,02 Mrd. Franken.

Die Handelskammer Deutschland-Schweiz hat mit der seit dem 1. Juni 2004 in Kraft getretenen Personen-Freizügigkeits-Abkommen durchwegs positive Erfahrungen gemacht.

Für die neuen Beitritts-Länder haben sich die EU und die Schweiz auf ein separates Übergangs-Regime geeinigt. Das Schweizer Stimmvolk wird am 25. September 2005 in einem Referendum über die Ausdehnung der Personen-Freizügigkeit und die flankierenden Massnahmen abstimmen.

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