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Swiss fliegt definitiv mit deutschen Flügeln

Swiss und Lufthansa heben ab - mit Erfolg. Keystone

Die Lufthansa zahlt den ehemaligen Grossaktionären der Swiss 269 Mio. Franken. Die Endabrechnung erfolgt drei Jahre nach Bekanntgabe der Übernahme der Schweizer Airline durch die deutsche Fluggesellschaft.

Zusammen mit den 2005 geleisteten rund 70 Millionen an die Kleinaktionäre werfen die Deutschen insgesamt 339 Mio. Franken für Swiss auf.

Die Lufthansa-Aktie entwickelte sich um satte 44,67% besser als der definierte Aktienkorb, wie Lufthansa und Swiss am Karfreitag mitteilten. Der Erfolg der Swiss habe wesentlich dazu beigetragen.

Die Grossaktionäre, die zusammen rund 85% der Swiss kontrollierten, hatten ihre Aktien gegen einen Besserungsschein getauscht. Dessen Auszahlung soll in den nächsten Tagen erfolgen. Damit sei die Übernahme formal beendet.

Konzertierte Hilfe

Die grössten Ex-Aktionäre sind die Eidgenossenschaft mit 20%, der Kanton Zürich und die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse mit je rund 10%. Beteiligt waren auch ein gutes Dutzend weiterer Unternehmen wie der Grossverteiler Coop, die Pharmaunternehmen Roche und Novartis, der Nahrungsmittelmulti Nestlé, der Rückversicherer Swiss Re oder die Swisscom.

Ihre Beteiligung dürften die meisten Firmen auf null abgeschrieben haben. Die Zahlungen der Lufthansa fliessen damit als ausserordentliche Einnahmen in die Konzernrechnungen.

Für Merz “sehr gute Lösung”

Der Bund als grösster Ex-Aktionär erhält 63,67 Mio. Franken. Die Eidgenossenschaft hatte 600 Mio. Franken in die Swiss investiert, hinzu kamen 1,1 Mrd. Franken zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs der Swissair nach dem Grounding, bis die Swiss an Ostern 2002 abhob.

Bundesrat Hans-Rudolf Merz erklärte, die Entwicklung zeige, dass die Übernahme durch die Lufthansa aus Sicht der Swiss und des Wirtschaftsstandorts Schweiz eine sehr gute Lösung gewesen sei.

Zu keiner Zeit sei dem Bund eine attraktivere Offerte vorgelegen als jene der Lufthansa. Ein Alleingang der Swiss hätte kaum zum Erfolg geführt, da sich insbesondere die umfangreichen Synergiegewinne mit Lufthansa nicht eingestellt hätten, bilanzierte der Finanzminister.

Für den Bund sei aber von Anfang an nur ein befristetes Engagement in Frage gekommen, denn das Fluggeschäft sei nicht Aufgabe des Bundes.

Gut 30 Millionen für Kanton Zürich

Der Kanton Zürich erhält 31,8 Mio. Franken für den Besserungsschein, die vollumfänglich in die allgemeine Staatskasse fliessen.

Die Kleinaktionäre der Swiss hielten zusammen rund 15% an der Swiss. Sie hatten 2005 bereits 8,96 Franken pro Aktie oder insgesamt rund 70 Mio. Franken erhalten.

Für die Grossaktionäre gibt es pro Aktie nun 5,94 Franken, respektive total rund 269 Millionen. Zum Vergleich: Air France-KLM bietet für die Alitalia 138 Mio. Euro (rund 215 Mio. Franken).

Gut unterwegs

Der Steigflug der Swiss, die 2007 einen Rekordgewinn auf Stufe EBIT von 571 Mio. Franken einflog, wäre ohne die Integration in die Lufthansa nicht möglich gewesen, erklärte Swiss-Chef Christoph Franz.

Die Lufthansa habe der Swiss vor drei Jahren zwei zusätzliche Langstreckenmaschinen in Aussicht gestellt. Inzwischen ist die Swiss-Flotte bereits um fünf Langstrecken- und sieben Mittelstrecken-Flugzeuge gewachsen.

Damit verbunden stieg der Mitarbeiterbestand alleine 2007 um rund 10%. Das Wachstum und die Entscheidungen zur Erneuerung der Flotte entsprechen einem Wert von mehreren Milliarden Franken.

Laut Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber kommt die erfolgreiche Partnerschaft allen zu Gute: den Kunden, Aktionären, der Swiss und ihren Mitarbeitern und nicht zuletzt dem Standort Schweiz, insbesondere dem Drehkreuz Zürich.

swissinfo und Agenturen

Die ehemalige Fluggesellschaft Swissair brach 2001 nach einer gescheiterten Expansionspolitik unter einem Schuldenberg zusammen.

Mit Hilfe des Staates wurde die Gesellschaft Swiss International Airlines am 31. März 2002 gegründet. Sie ging hervor aus der Fusion der Crossair mit der Swissair.

Im März 2005 wurde die Swiss von der deutschen Lufthansa übernommen.

Im selben Jahr strich Swiss 856 Stellen. 2007 schuf die Airline 700 neue Stellen und zählte Ende Dezember 7277 Mitarbeiter, die sich in 6022 Stellen teilten.

Aktuell besteht die Swiss-Flotte aus insgesamt 72 Flugzeugen, die 70 Destinationen anfliegen.

Swiss hatte 2006 mit einem Gewinn von 263 Mio. Franken erstmals schwarze Zahlen eingeflogen.

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