
Swisscom erteilt Nachhilfeunterricht

Mit über das ganze Land verteilten "Help Points" und Kursen will der Telekommunikations-Riese Swisscom bei der Überwindung des digitalen Grabens helfen.
Volkswirtschaftminister Joseph Deiss begrüsst das Angebot, das lehrt, wie Telefonie und Internet zweckmässig genutzt werden.
«Die Technologie ermöglicht es, immer mehr Anwendungen in einem Produkt zu vereinen. Dies bietet mehr Verwendungsmöglichkeiten, verlangt von den Anwendern aber auch mehr Wissen», sagt Marc Pfister, Leiter der Swisscom Help Points.
Die neuen Kommunikationstechnologien zu nutzen ist laut Swisscom viel einfacher als man denkt: Es müsse einem nur jemand zeigen, wie es geht.
So hat der Telekommunikationskonzern in Partnerschaft mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) die Bildungsinitiative «Help Point» ins Leben gerufen.
An vier fixen Standorten sowie in vier mobilen Schulungsbussen werden ab dem 6. Juni täglich Kurse veranstaltet, die den Zugang und die Anwendungen von Internet und Handy vereinfachen sollen.
Rund zwei Stunden dauern diese Kurse und kosten je 50 Franken. Für das laufende Jahr sind knapp 30’000 Kursplätze an 41 Standorten vorgesehen, im nächsten Jahr sollen bereits an 70 bis 100 Standorten Kurse stattfinden.
«Schulen ans Netz», aber auch die Senioren
«Help Point» ergänzt die seit August 2001 laufende Swisscom-Initiative «Schulen ans Internet». Deren Ziel ist es, bis 2006 alle rund 5000 Schweizer Schulen kostenlos und breitbandig ans weltweite Netz anzuschliessen.
Die Help Points sind vor allem für die ältere Generation ins Leben gerufen worden. Pfister weist jedoch darauf hin, dass sie der ganzen Bevölkerung offen stünden.
Personen, die nicht mit den neuen Technologien aufgewachsen seien, hätten oft Mühe, diese zu verstehen und anzuwenden. «Wir sind uns bewusst, dass die Bildungskluft im Bereich der neuen Medien immer grösser wird», sagt Pfister.
«Das bedeutet, dass vor allem die ältere Generation Gefahr läuft, den Anschluss zu verpassen.» Die Help Points leisteten einen Beitrag, dieser Entwicklung entgegen zu halten.
Erfreuter Bundesrat
Bundesrat Joseph Deiss begrüsste die Initiative ausdrücklich. Damit könne die moderne Informationstechnologie einer noch breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich gemacht werden.
Er freue sich, dass in der Schweiz rund die Hälfte der Bevölkerung täglich mit dem World-Wide-Web und per E-Mail arbeite. Diese Mitbürgerinnen und Mitbürger könnten vom elektronischen Angebot des Staates profitieren.
Die moderne Informationstechnologie sei aber auch sehr nützlich für die Wirtschaft. Damit könnten Zeit und Distanz überwunden werden.
Deiss findet die Aktion mehr als nur einen Werbe-Gag. Es sei eine Bildungs-Initiative, um den berühmt-berüchtigten «digitalen Graben» zu überbrücken. Alle Generationen, alle Bevölkerungsschichten und alle Regionen müssten besser ans Netz herangeführt werden.
Keine Freude bei den Konsumentenschützern
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) teilt die Freude des Bundesrates nicht. Die SKS begrüsse zwar, dass etwas gegen den «digitalen Graben» unternommen werde, sagte Matthias Nast vom SKS.
Seiner Ansicht nach ist die Aktion eine PR-Kampagne der Swisscom. Die SKS findet es deshalb bedenklich, dass sich das seco dafür einspannen lasse.
Denn dadurch entstehe ein Bevorzugung im Wettbewerb – und erst noch für den grössten Wettbewerbsteilnehmer, der erst noch im Mehrheitsbesitz des Bundes sei.
swissinfo und Agenturen
Swisscom, Ende 2004:
Analoge Anschlüsse: 3 Mio.
ISDN-Anschlüsse: 927’000
ADSL-Anschlüsse: 802’000
Mobiltelefon-Kunden: 3,9 Mio.
Help Point-Kurse dauern rund 2 Stunden. Jeder kostet 50 Fr.
Für das laufende Jahr sind 30’000 Kursplätze an 41 Standorten vorgesehen.
Im August 2001 startete Swisscom die Initiative «Schulen ans Netz». Ziel: Alle 5000 Schulen der Schweiz sollen mit einem Breitband-Internet-Anschluss ausgerüstet sein.

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