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US-Busse für Syngenta wegen Gen-Mais

Farmer konnten nicht wissen, welchen Gentech-Mais sie anpflanzten. Keystone

Syngenta hat in den USA verbotenen Gentech-Mais verkauft. Jetzt muss der Konzern eine Busse von umgerechnet fast 450'000 Franken bezahlen.

Die Europäische Union (EU) erwägt einen Import-Stopp, wenn Syngenta keine Daten liefert wie der verbotene Mais vom zugelassenen unterschieden werden kann.

Das Basler Agrounternehmen Syngenta hat nach eigenen Angaben zwischen 2001 und 2004 irrtümlich so genannten Bt10-Mais als Saatgut ausgeliefert, das für eine Anbaufläche von rund 15’000 Hektaren reichte. Der Gentech-Mais dieses Typs enthält ein Marker-Gen, das ihn antibiotikaresistant machen könnte.

Am Freitag gab das Unternehmen bekannt, dass es sich mit dem US-Landwirtschaftsministerium und der US-Umweltbehörde auf eine Busse von 375’000 Dolllar (fast 450’000 Franken) geeinigt hätte. Neben der Geldbusse muss der Basler Agrochemiekonzern eine Konferenz zum korrekten Umgang mit gentechnisch verändertem Saatgut durchführen.

US-Behörden: Keine Gefahr

Das Unternehmen akzeptiere die Entscheidungen und Anforderungen des Ministeriums vollumfänglich, teilte Syngenta mit. Mike Mack, COO von Syngenta Seeds, sprach von einem bedauerlichen Fehler der der Firma unterlaufen sei und begrüsste den Vergleich.

Er betonte auch, dass die US-Behörden bestätigt hätten, dass durch die Freisetzung des Bt10-Mais kein Risiko für Konsumenten, Gesundheit oder Umwelt entstanden sei.

Syngenta werde weiterhin weltweit mit den zuständigen Regierungen und Behörden zusammenarbeiten, ergänzte er.

EU erwägt Import-Stopp

Das ist auch nötig: In Brüssel erwartet die EU-Kommission bis spätestens kommenden Dienstag Informationen, wie der nicht zugelassene Bt10-Mais vom bewilligten Bt11-Mais unterschieden werden kann, sagte ein EU-Sprecher am Freitag. Die Informationen hätte Syngenta eigentlich bereits diese Woche liefern müssen.

Bereits wird in Brüssel über Massnahmen nachgedacht, falls Syngenta die Informationen nicht rasch liefert. Dabei geht es um einen vorübergehenden Import-Stopp für gentechnisch veränderten Mais als Futtermittel aus den USA. Davon betroffen wären 3,5 Mio. Tonnen.

Schweizer Behörden entwarnen

Bt11-Mais ist in der Schweiz seit 1998 als Lebensmittel bewilligt. Zugelassen ist allerdings nur der Import für die Herstellung von Lebensmitteln. Angebaut werden darf er nicht.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verfügt laut einer Mitteilung über eine in den eigenen Laboratorien entwickelte spezifische Nachweismethode für Bt11-Mais. Mit Hilfe dieser Methode sei grundsätzlich eine Unterscheidung von Bt10-Mais und Bt11-Mais möglich.

Für das BAG ist die Beurteilung der US-Behörden, es sei durch die Verwechslung der beiden Mais-Typen zu keiner Gefährdung von Mensch oder Umwelt gekommen, laut Mitteilung “nachvollziehbar”.

swissinfo und Agenturen

Syngenta hat zwischen 2001 und 2004 statt dem erlaubten Gentech-Mais Bt10 den verbotenen Typ Bt11 als Saatgut ausgeliefert.

Die ausgelieferte Menge genügte für 15’000 Hektaren Anbaufläche oder 0,01% der US-amerikanischen Jahresproduktion.

Die USA exportieren 18% ihres Mais. Eine kleine Menge des Bt10-Mais könnte so in die Europäische Union (EU) gelangt sein.

Laut Angaben von Syngenta produziert Bt-10-Mais dieselben Eiweisse wie Bt11-Mais. Dieser Typ ist darf auch in der EU als Futtermittel eingesetzt werden.

Für Bt10 hingegen besteht laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) weltweit keine Zulassung. Bt10-Mais könnte antibiotikaresistent sein.

Syngenta ist ein Marktführer im Pflanzenschutz und belegt Platz 3 im Markt für Saatgut.

Die Firma produziert Produkte, die Bauern im Kampf gegen Unkraut, Pilze und Schädlinge unterstützen.

Syngenta entstand im Jahr 2000 aus der Fusion der Agro-Abteilungen von AstraZeneca und Novartis.

Der Konzern beschäftigt rund 19’000 Personen in über 90 Ländern.

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