Weniger Bio-Bauern in der Schweiz

Die Umsatzzahlen der Schweizer Bio-Landwirtschaft stagnieren. Zum ersten Mal seit 25 Jahren nahm 2005 auch die Zahl der Bio-Betriebe ab.
Die Dachorganisation Bio Suisse führt dies auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Billigpreis-Diskussion zurück.
Es sei das erste Mal in der 25-jährigen Geschichte von Bio Suisse, dass die Zahl der Bio-Betriebe abgenommen habe, sagte Präsidentin Regina Fuhrer am Dienstag. Heute gebe es in der Schweiz 6114 Landwirtschaftsbetriebe mit dem Knospe-Label, 166 weniger als vor einem Jahr.
Bio Suisse ist eine Dachorganisation von 33 Biobauern-Organisationen. Die Bio-Landwirtschaft ist seit dem 1. Januar 1998 vom Bund offiziell anerkannt.
Die Strukturbereinigung der Landwirtschaft mache vor dem Biolandbau nicht Halt, sagte Fuhrer: Höfe würden aus wirtschaftlichen Gründen oder mangels Nachkommen aufgegeben.
Aber es gibt auch Betriebe, die sich ganz vom Biolandbau abwenden oder zum «Bundes-Bio» wechseln, das auf weniger strengen Richtlinien beruht.
Grossverteiler vekaufen Grossteil
Der Bio-Gesamtmarkt stabilisierte sich bei knapp 1,2 Mrd. Franken Umsatz, ein halbes Prozent weniger als im Vorjahr. Markante Wachstumsraten verzeichneten die Früchte, das Gemüse und Eier. Als unbefriedigend bezeichnete Bio Suisse die Situation beim Bio-Fleisch.
75% der Bio-Produkte gingen im vergangenen Jahr über die Ladentische der beiden Schweizer Grossverteiler Coop und Migros. Bio-Frischprodukte erzielten einen Umsatz von 660 Mio. Franken, was einem Marktanteil von gut 7% entspricht.
Den Bio-Produkten wehe aus den Billigpreis-Regalen ein rauer Wind entgegen, sagten die Verantwortlichen. Unter diesen Umständen bewerte man das Resultat als positiv.
Im Durchschnitt kauft jede Schweizerin und jeder Schweizer pro Jahr Bioprodukte für fast 160 Franken.
Einbruch bei der Milch
Um 7% gesunken ist der Umsatz mit Bio-Milch. Mit einem Marktanteil von knapp 14% ist die Milch aber immer noch das Paradepferd unter den Bio-Produkten. Bio Suisse glaubt nicht, dass die Qualitäts-Kontroverse vom vergangenen Herbst der Bio-Milch geschadet habe.
Die Universität Bern veröffentlichte damals eine Untersuchung an IP- und Bio-Kühen und zu einem Teilaspekt der von diesen Kühen produzierten Milch. Bio-Milch sei «schlicht gleichwertig» wie Milch aus konventioneller IP-Produktion. Weiter sagte die Uni Bern, dass bei Bio-Kühen das Risiko von Euter-Entzündungen höher sei als bei «konventionellen» Kühen.
Das eigentliche Sorgenkind von Bio Suisse ist das Fleisch. Bei einem ohnehin bescheidenen Marktanteil von 3% musste das Bio-Fleisch im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von fast 9% hinnehmen.
Viele Bio-Eier
Markante Wachstumsraten verzeichnen hingegen Bio-Eier (+8%), Bio-Gemüse (+5%) und Bio-Früchte (+14 %). Damit ist zum Beispiel mehr als jedes achte verkaufte Ei ein Bio-Ei. Nur wenig niedriger ist der Marktanteil von Bio-Gemüse mit fast 12%. Hingegen trägt nur gerade jede zwanzigste verkaufte Frucht die Knospe.
Trotz der momentanen Stagnation setzt sich Bio Suisse hohe Ziele: Langfristig wird ein Umsatz von 2 Mrd. Franken angepeilt. In den nächsten zwei, drei Monaten werde sich zeigen, ob das realistisch sei, hiess es. Bio Suisse ist aber überzeugt, dass die Billigdiskussion wieder von der Qualitätsdiskussion abgelöst werde.
swissinfo und Agenturen
Bio-Produkte werden in der Schweiz mit der grünen Knospe gekennzeichnet und stehen für:
Gesamtbetriebliche Bio-Produktion und natürliche Vielfalt auf dem Biohof
Besonders artgerechte Nutztierhaltung und -fütterung
Verzicht auf den Einsatz von Gentechnik
Verzicht auf chemisch-synthetische Spritzmittel und Kunstdünger
Verzicht auf unnötige Zusatzstoffe wie Aroma- und Farbstoffe
Schonende Verarbeitung der Lebensmittel
Regelmässige unabhängige Kontrolle von Anbau und Verarbeitung
Im Jahr 1990 gab es in der Schweiz rund 93’000 Bauernhöfe, gut 1000 davon Bio-Bauernhöfe.
2003 waren es noch knapp 66’000 traditionelle Bauernhöfe und über 6000 biologische Betriebe.
2005 ging die Zahl der Biobetriebe um 166 zurück.
2005 wurden in der Schweiz insgesamt gut 1 Mio. Hektaren Land bewirtschaftet.
Die biologische Nutzfläche beträgt 113’000 Hektaren (2005).

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