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Das Museum für Kommunikation in Bern ermöglicht mit der Ausstellung "Control-Alt-Collect" einen Blick zurück in die Schweizer Pionierjahre des Personal Computers - und bietet dabei Fakten, Geschichten und eine gehörige Portion Nostalgie.
Eine Schar Schüler strömt in die Ausstellung und erobert im Nu die Play-Stations. Ohne jegliche Berührungsangst greifen die Jungen nach dem Joystick. Sie finden sich sofort in den Spielen der 80-er Jahre zurecht. «Sie sind noch lustig für die damaligen Verhältnisse», meint Marc. Man merke natürlich, dass diese Spiele nicht auf dem heutigen Stand seien: «Meist kann man nur von rechts nach links springen». Bedeutend weniger souverän als seine Schüler nähert sich der Lehrer den Installationen.
Schweizer Computer-Raritäten
Für die ausgestellten alten Computer haben die Kids keine Augen. Vorbeigestürmt sind sie am jenem Teil der Ausstellung, der die Entwicklung des PCs mit speziellem Blick auf die Schweizer Informatik-Geschichte nachzeichnet.
Zu sehen sind in der Schweiz entwickelte Computer-Raritäten vorwiegend aus den 80-er Jahren. Zum Beispiel einige «Smaky», entwickelt von Jean-Daniel Nicoud von der ETH Lausanne. Oder eine sogenannte «Lilith»-Workstation, eine Entwicklung des Zürcher ETH-Professors Niklaus Wirth, der auch die Programmier-Sprache Pascal entwickelt hat.
Kein kommerzieller Erfolg
Die in der Schweiz entwickelten Computer wurden in erster Linie an Universitäten eingesetzt und schafften den kommerziellen Durchbruch nicht. «Es gab nie eine Verbindung zwischen der Wirtschaft und den Universitäten», sagt Beatrice Tobler, Projektleiterin der Ausstellung. Den Grund sieht sie bei der mangelnden Risikobereitschaft auf Seite der Investoren. «Es hat nicht nur an Risiko-Kapital gefehlt, sondern auch an Risiko- Kapitalisten», zitiert sie Heinz Waldburger, der ein Firma gegründet hatte, die den Zürcher Lilith-Computer vermarkten wollte.
Eine Erfolgs-Story gibt es
Funktioniert hat die Verbindung von Entwicklung und Produktion nur bei einem einzigen Beispiel: Bei der Computer-Maus, die in Zusammenarbeit der ETH Zürich mit jener in Lausanne entstanden ist. Die Idee der Maus wurde später von der Schweizer Firma Logitech aufgegriffen, dem heute weltweit führenden Hersteller von Eingabegeräten. Eine der knallroten Computer-Mäuse, die am Anfang der Logitech Erfolgs-Story stehen, leuchtet einem aus der Sammlung entgegen.
Platz für Nostalgie
Diese Maus könnte das Herz manch eines Nostalgikers erfreuen, der in den 80-er Jahren Computer-Freak gewesen ist. Damals, als es noch möglich war, «das Beste aus seinem Computer herauszuholen», wie Beatrice Tobler sagt, weil die Computer noch nicht so undurchschaubar und kompliziert gewesen seien wie heute. Die Jugend-Kultur von damals habe zu ihren ersten Computern «eine starke emotionale Beziehung» entwickelt. Einen Eindruck dieser Emotionalität vermittelt die Ausstellung mit Erzählungen von Zeitzeugen.
Weiter gibt es die Möglichkeit, die eigene Geschichte vom «ersten Computer» ins Internet zu tippen (siehe link). Einige Wehmütige haben sich bereits eingetragen: «Was erinnere ich mich gerne zurück, als unter Kollegen Computerspiele ausgetauscht wurden und man stolz war, ein Spiel gefunden zu haben, welches mit einer besseren Graphiklösung daherkam», beginnt etwa ein Eintrag mit dem Titel Amiga 500.
«Ganz lustig»
Gerade die weniger entwickelte Graphik ist es, die Marcel, einem der Schüler vorne bei den Play-Stations auffällt. «Die Graphik ist total anders, alles ist viel eckiger, der Spielablauf ist nicht so flüssig wie bei den heutigen Games», sagt er. Lobende Worte findet er trotzdem: «Wenn man sonst nie solche Spiele spielt, ist es eigentlich ganz lustig.»
Kathrin Boss Brawand

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