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Die Welt nahm Abschied von Johannes Paul II.

Der schlichte Holzsarg des Papstes vor dem Petersdom, aufgebahrt vor den führenden Politiker der Welt. Keystone

Die Beerdigungsfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. waren eine der grössten religiösen Versammlungen der Moderne.

Gekrönte Häupter, mindestens 70 Präsidenten und Premierminister, darunter auch Bundespräsident Samuel Schmid, nahmen mit Führern anderer Religionen an der Zeremonie teil.

Zehntausende Gläubige waren am Freitagmorgen zur Trauerfeier für Johannes Paul II. zum Petersplatz in Rom geströmt.

Auf der Via della Conciliazione zum Vatikan war ein Fahnenmeer in den rot-weissen Landesfarben Polens zu sehen, der Heimat des verstorbenen Papstes.

Seit Mitternacht durfte kein Fahrzeug mehr im Stadtzentrum fahren. Der Luftraum wurde gesperrt, vor der Stadt standen Luftabwehrraketen in Bereitschaft. Schiffe der italienischen Marine patroullierten an der Mittelmeerküste und auf dem Tiber.

Unter den Teilnehmern der Trauerfeier waren mehr als 200 Staats- und Regierungschefs sowie Würdenträger aller Religionen, unter ihnen der Schweizer Bundespräsident Samuel Schmid und der Präsident der Bischofskonferenz, Amédée Grab.

Bis ins Detail geregelt

Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger leitete die Totenmesse. Die Zeremonie auf dem Petersplatz begann um 10 Uhr und war bis ins kleinste Detail geregelt. Sie wurde auf riesige Leinwände in der ganzen Stadt übertragen, etwa am Kolosseum, auf der Piazza Navona und im Olympiastadion.

Das eigentliche Begräbnis in den Grotten wurde nicht mehr vom Fernsehen übertragen.

Der Sarg mit den sterblichen Überresten des Papstes wurde in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom bestattet, nur wenige Meter vom Grab des Apostels Petrus entfernt. Die Beisetzung fand im engsten Kreis weniger Kardinäle statt.

Die Grabstätte des Papstes kann vom kommenden Montag an besucht werden.

Gedenkgottesdienst in Bern

An einer nationalen Trauerfeier nahm die Schweiz Abschied vom Papst. Bischof Amédée Grab hatte am Donnerstagabend in der Berner Dreifaltigkeitskirche das Papstwort “Habt keine Angst” ins Zentrum seiner Predigt gestellt.

Der apostolische Nuntius, Erzbischof Francesco Canalini, begrüsste die gegen 1000 Gläubigen in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche und bezeichnete Johannes Paul II. als Zeugen für Frieden, Versöhnung, solidarische Gerechtigkeit und Hoffnung im Dienste des von Gott geschaffenen Menschen.

Die Liebe zu den jungen Menschen

“An erster Stelle wollen wir dem lebendigen Gott dafür danken, dass er uns diesen Papst geschenkt hat”, sagte der Bischof von Basel, Kurt Koch, zur Begrüssung.

Koch erinnerte daran, dass die zweitletzte Reise Johannes Paul II. im vergangenen Juni nach Bern geführt hatte und würdigte dessen unermüdliches Wirken für Frieden und Gerechtigkeit.

Dankbar zeigte sich Koch auch für die herzliche Liebe des Heiligen Vaters zu den Menschen, vor allem zu den jungen Menschen, die ihm sehr am Herzen gelegen seien.

“Habt keine Angst”

Auf das Zusammentreffen des Papstes mit der Jugend in Bern ging auch der Präsident der Bischofskonferenz, der Churer Bischof Amédée Grab, in seiner Predigt ein. Wie schon bei seinem ersten Besuch von 1984 in der Schweiz habe Johannes Paul II. den Jugendlichen das zugerufen, was er seit Beginn seines Pontifikats so oft gesagt habe: “Habt keine Angst!”

Der Papst habe gewusst, wovon er spreche, sagte Grab und erinnerte an die von Krieg und Verwüstung geprägte Jugendzeit des Papstes in Polen. Zehn Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs habe er sich an die Länder des Ostens gewandt, aber auch an die westliche Welt, die ihre christlichen Werte verliere.

Nicht vor der Verfolgung müsse man Angst haben, sondern vor der eigenen Zurückhaltung, Christus den Erlöser zu empfangen, sagte Grab in Erinnerung an die erste Enzyklika “Redemptor hominis” des Pontifex.

Bewusst schlicht gestaltet

Er schloss seine dreisprachig vorgetragene Predigt mit den Worten “Lieber Papst, bis bald”, wie dies eine Frau in der Kathedrale von Chur ins Kondolenzbuch geschrieben hat.

Die Trauerfeier wurde bewusst nicht mit Reden überfrachtet, wie die Nuntiatur und die Bischofskonferenz als Organisatoren betonten. Sie sollte Gelegenheit zu stiller Andacht sein.

An der vom Nuntius geleiteten Trauerfeier wirkten auch die Diözesan-Bischöfe Ivo Fürer und Bernard Genoud sowie der Einsiedler Abt Martin Werlen als Konzelebranten mit. Mit Fürbitten, Gebeten und dem Austeilen der heiligen Kommunion ging der vom Fernsehen direkt übertragene Gottesdienst zu Ende. Er wurde zudem in einen Saal der benachbarten Pfarrei übertragen.

swissinfo und Agenturen

Millionen von Pilgerinnen und Pilgern sowie 200 Staatsgäste haben am grössten Papst-Begräbnis der Geschichte teilgenommen.

Bundespräsident Samuel Schmid war der offizielle Vertreter der Schweiz.

Die katholische Kirche der Schweiz war mit dem Präsidenten der Bischofskonferenz, Amédée Grab (Bistum Chur), den Bischöfen Pier Giacomo Grampa (Lugano)und Kurt Koch (Basel) sowie Weihbischof Pierre Bürcher (Lausanne) vertreten.

Milliarden Menschen in aller Welt konnten das historische Ereignis live im
Fernsehen verfolgen.

Für die Totenmesse wurde die gesamte römische Innenstadt für den Verkehr gesperrt. Schulen, Ämter und alle Museen blieben geschlossen.

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