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Fastenopfer-Direktorin begründet Demission

Fastenopfer-Direktorin Holenstein. Keystone

Fastenopfer-Direktorin Anne-Marie Holenstein hat mit ihrer Kündigung auf Ende Jahr nach eigenem Bekunden die Konsequenz aus einer seit rund anderthalb Jahren schwelenden internen Krise gezogen. Diese hat offenbar strukturelle Hintergründe.

Mit Bischof Ivo Fürer und Zeno Cavigelli nahmen auch Stiftungsratsmitglieder Stellung zur Krise.

Sie sei kein weiteres Frauenopfer der katholischen Kirche, betonte Holenstein an einem Mediengespräch in Zürich. Ihre Kündigung ist vielmehr der bisherige Höhepunkt eines seit über einem Jahr schwelenden Konflikts um Kirchlichkeit, Missionsbegriff und Führungskonzepten, der das Fastenopfer in eine Phase der Neuorientierung führte.

Mangel an Kirchlichkeit

Die Vertrauenskrise begann mit dem Vorwurf einiger Mitglieder des Stiftungsrates. Aufgrund von Hinweisen von Drittpersonen hiess es, dem Bereichsleiter Süd mangle es an Kirchlichkeit. Holenstein kann diesen Vorwurf nicht verstehen, zumal der Betroffene nie angehört worden und die Quellen bis heute nicht transparent seien.

Die Diskussionen um die Kirchlichkeit endeten im Status quo. Der Stiftungsrat beschloss als Leitsatz, dass Mitarbeitende «die katholische Kirche bejahen und loyal mit ihren zuständigen Vertreterinnen und Vertreter zusammenarbeiten» müssen. Weiter sollten sie gute Kenntnisse der katholischen Kirche haben.

Im Vorwurf an den Bereichsleiter Süd und in einem Bericht des Sittener Bischofs Norbert Brunner ist das ganze Konfliktpotential eines kirchlichen Hilfswerks vereinigt: Es geht nicht nur darum, wie katholisch die Mitarbeitenden sind, sondern auch um die Entwicklungshilfe im Süden.

Brunner forderte, dass im Süden in erster Linie kirchliche Institutionen als Partner gewählt werden. Der Stiftungsrat unterstützt Brunners Bericht nicht. Dennoch war er laut Holenstein ein entscheidender Grund für ihre Kündigung: «Ich will mich nicht an einer Neuorientierung beteiligen, die nicht meinen Überzeugungen entspricht.»

Missionen nicht aufgeben Zusätzlich empfahl eine Projektgruppe des Fastenopfers eine Konzentration der Arbeit: Wenn möglich sollten Entwicklungshilfe- und Pastoralprojekte von einer Person geleitet werden. Laut Holenstein fürchteten die Bischöfe, dass zugunsten der Entwicklungshilfe die Missionen aufgegeben würden.

Die Vertrauenskrise führte zu einer Reorganisation des Hilfswerks. Neu strukturieren müsse man laut Cavigelli die Organisation selber, denn die Krise habe fundamentale Unterschiede der Führungskulturen offenbart. «Die Geschäftsleitung des Fastenopfers hat einen ganz anderes Konzept als die amtskirchlichen Institutionen», stellte Holenstein abschliessend fest.

swissinfo und Agenturen

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