Lausanner Schatz bleibt in Bern

Bern will den Kathedralenschatz von Lausanne, der nach der Eroberung der Waadt 1536 als Kriegsbeute nach Bern gelangte, nicht dem Kanton Waadt zurückgeben. Die Kunstschätze werden aber für eine Ausstellung nach Lausanne ausgeliehen
Im vergangenen Frühjahr hatte das «Mouvement Vaudois pour la Récuperation du Trésor de la Cathédrale de Lausanne» gefordert, Bern solle den Kirchenschatz von Lausanne an den Kanton Waadt zurückgeben. Weltberühmte Bildteppiche und Bischofsgewänder aus diesem Bestand werden seit dem 19. Jahrhundert im Historischen Museum in Bern aufbewahrt.
Peter Jezler, Direktor des Historischen Museums in Bern, wies diese Forderung an einer Medienkonferenz zurück. Den Entscheid, den auch das Historische Museum in Lausanne teilt, begründete Jezler mit rechtlichen und moralischen Argumenten. Obwohl der Rechtsnachfolger der Kathedrale von Lausanne der heutige Bischof von Freiburg ist, kommt laut Jezler auch Bern als Nachfolger in Frage.
Die Stadt Bern hatte zudem den Einzug des Kirchengutes damit gerechtfertigt, die Kosten für Seelsorge, Sozialleistungen und Bauunterhalt der bisher katholischen Institutionen zu übernehmen. Demnach habe es sich nicht um einen einfachen Raubzug gehandelt, sondern um eine Machtübernahme mit allen Rechten und Pflichten, sagte Jezler.
«Kulturelle Untat»
Die bernische Sammlung, die neben den Trophäen aus der Eroberung der Waadt unter anderem auch Schätze der Burgunderbeute von 1476 besitzt, gehört zu den ältesten der Welt. Sie zu teilen, wäre eine kulturelle Untat, gab Jezler zu bedenken.
Obwohl eine Rückgabe unmöglich sei, werde im Sinne einer pragmatischen Lösung vom kommenden 12. Oktober bis zum 24. Februar eine Ausstellung über Messgewänder und Paramente aus dem Schatz der Kathedrale Lausanne im Musée Historique de Lausanne zu sehen sein. Diese Ausleihe der Schätze aus der Berner Sammlung nach Lausanne wird laut Jezler bestimmt nicht die letzte sein.
swissinfo und Agenturen

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