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Santa Claus auf dem Feuerwehrauto

An Heiligabend war Party angesagt - inklusive (schwitzendem) Santa Claus. swissinfo.ch

Sommerferien, Weihnachten und Silvester: Austauschschülerin Lisa Christen (17) reibt sich die Augen, als am Weihnachtsabend der australische "Samichlaus" auf dem Feuerwehrauto um die Ecke fährt.

Es ist 40 Grad warm. (Teil 13)

Am 24. Dezember stand ich früh auf, um meiner Gastmutter Kylie bei ihren letzten Weihnachtseinkäufen zu helfen. Es hatte unglaublich viele Leute im Hornsby Shopping Center, obwohl wir uns schon um acht Uhr auf den Weg gemacht hatten. Alleine in der Bank mussten wir 40 Minuten lang in der Schlange stehen. Möglicherweise auch deshalb, weil am Tag zuvor der Geldtransporter der Bank überfallen worden war.

Ein Mädchen erlitt bei dem Überfall eine Schussverletzung im Arm. Sie ist eine Freundin meines Nachbarn. Die Polizei stürmte die Wohnung des Räubers, als dieser gerade durchs Fenster abhauen wollte. Ich war total geschockt, als ich das hörte, da ich mich so oft in diesem Shopping Center aufhalte.

Geschenke-Marathon und Santa Claus

Am Nachmittag half ich Kylie, die Geschenke einzupacken; stundenlang. Sie hatte für jedes ihrer fünf Kinder etwa zehn kleinere und grössere Geschenke vorbereitet. Als wir diese endlich eingepackt hatten, nahm sie jene für ihre Verwandten unter dem Tisch hervor. Ich dachte schon, es nehme kein Ende mehr…

Um 18 Uhr waren die Geschenke endlich eingepackt und draussen auf der Strasse begann bereits die «Party». Ich hatte gar keine Zeit mehr, mich umziehen, weil meine Gastgeschwister unbedingt mit mir losziehen wollten.

Kaum waren wir draussen, bog auch schon Santa Claus, hoch oben auf dem Feuerwehrauto thronend, um die Ecke und verteilte Bonbons. Da unsere Strasse so berühmt ist für ihre Weihnachtslichter, fuhren Hunderte von Autos durch unsere wunderschön geschmückte Gegend. Meine Gasteltern hatten diese Aktion vor Jahren gestartet, um Geld für die Bekämpfung der Buschfeuer zu sammeln.

War Santa Claus wirklich da?

Draussen setzten sich die Nachbarn in einem Garten zusammen und tranken und assen Pizza. Es war ein schöner Abend, eine klare Nacht, und doch ich konnte es nicht richtig geniessen, da ich plötzlich Bauchschmerzen bekam. Ich musste erbrechen und hatte Durchfall. Um etwa halb zwölf entschloss ich mich, ins Bett zu gehen. Meine Gastgeschwister kamen gleich mit, da sie am nächsten Morgen fit sein wollten für Santa Claus.

Am 25. Dezember stand um 6.45 Uhr früh mein kleinster Gastbruder Ryan vor meinem Bett. Mit grossen verschlafenen Augen sagte er mir, dass Santa Claus gekommen sei. «Wirklich?», fragte ich noch total verschlafen. Er sagte strahlend: «Ja, und er hat auch was für dich gebracht!»

Plötzlich herrscht Stille im ganzen Haus

Ich quälte mich aus dem Bett und sah nach, ob Santa Claus wirklich gekommen war. Rund um den künstlichen Tannenbaum standen viele Geschenke. Es herrschte plötzlich Stille in unserem Haus. Ich fragte meinen Gastvater Rob, was er mit den Kindern gemacht habe, dass sie so still seien. Er zeigte auf die Treppe: Alle sassen beieinander und warteten, bis sie endlich ins Wohnzimmer gerufen wurden.

Rob, Kylie, Craig (Kylies Stiefvater) und ich tranken in Ruhe eine Tasse Tee. Dann durften auch die Kleinen ins Wohnzimmer kommen. Der schönste Moment für mich war, als meine kleinen Gastgeschwister mit strahlenden Gesichtern ihre Geschenke öffneten.

Geschenke und Toast mit Eiern und Schinken

Natürlich freute ich mich auch über meine Geschenke. Ich erhielt eine Robbie-Williams-CD von Daddad Craig, eine Red-Hot-Chili-Pepper-CD, eine Tasse mit einem Fotoaufdruck meiner Gastgeschwister, Duschmittel, Lotion und schöne Ohrstecker von meiner Gastfamilie. Von Freunden bekam ich T-Shirts, Beauty-Sachen, Handtaschen, eine australische Agenda und Parfum.

Nachdem wir alle Geschenke geöffnet hatten, gab es Frühstück. Wir assen Toast mit Eiern und Schinken. Eigentlich hatten wir ein grosses Frühstück machen wollen, aber da wir alle nicht so hungrig waren, blieb der grösste Teil im Kühlschrank. Meine Bauchschmerzen kamen und gingen, und meine Gastgeschwister spielten mit ihren neuen Spielsachen.

Der grosse Knall bei 40 Grad

Am Nachmittag war ich bei meiner Freundin Marie, einer Austauschschülerin aus Deutschland, und ihrer Gastfamilie eingeladen. Meine Gasteltern fuhren derweil in die Gärtnerei, um die Pflanzen zu giessen, da es beinahe 40 Grad warm war. Als ich wieder nach Hause kam, lagen alle total erschöpft in Shorts und Shirt vor dem Fernseher. Ich legte mich ebenfalls hin und schlief ein. Aus dem Bad bei den Nachbarn wurde nichts.

Als wir später wieder vor dem TV sassen, gab es plötzlich einen grossen Knall. Es begann grässlich zu stinken: Der Fernseher hatte offensichtlich die Hitze nicht ertragen. Dies war der Antrieb, aufzustehen und das Abendessen vorzubereiten: Meeresfrüchte und Salat. Und da wir keinen Fernseher mehr hatten, machten wir einen Spaziergang, was ich ehrlich gesagt ohnehin bevorzugte.

2004: Was wird mir das Jahr wohl bringen?

Das Weihnachtsfest war speziell gewesen. Total anders, als ich es gewohnt bin. Eigentlich realisierte ich gar nicht richtig, dass es Weihnachten war, weil für mich Schnee oder zumindest kaltes Wetter, Weihnachtsguetzli, ein echter Tannenbaum und Kerzenlicht dazu gehören.

Ich habe viel an meine Familie und Freunde in der Schweiz gedacht. Und ich habe mir immer wieder vorgestellt, was sie in diesem Moment tun. Die Geschenke haben wir ja aufgrund der Zeitverschiebung von zehn Stunden zur selben Zeit geöffnet. Heimweh hatte ich erstaunlicherweise nicht. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Weihnachtsstimmung hier in Australien ganz anders ist als in der Schweiz.

Jetzt steht Silvester vor der Tür, dann gehts ab in die Sommerferien bis Ende Januar. Was wird mir das neue Jahr alles bringen? Noch bleiben mir vier Monate in meinem Austauschjahr in Australien, bevor ich wieder in die Schweiz zurückkehren werde. Ich melde mich wieder nach den Sommerferien und geniesse vorläufig die 40 Grad und mehr…

swissinfo, Lisa Christen
(bearbeitet von Thomas Vaszary)

Lisa-Deborah Christen (17) lebt zusammen mit ihrer Mutter Elsbeth (53) und den Brüdern Albrecht (23) und Basil (20) in Hergiswil im Kanton Nidwalden. Vater Hans starb im Jahr 2000.
Lisa geht am Kollegium St. Fidelis in Stans NW zur Schule.
Anfang August beginnt Lisa ihr Austauschjahr bei der Familie Coleman in Portland, Australien.
Unerwartet kommt es nach wenigen Wochen zum Eklat: Lisa verlässt die Familie Coleman und zieht nach Perth zu einer Auslandschweizerin, die sie über swissinfo kennen gelernt hat.
Während mehreren Wochen lebt Lisa bei der 5-köpfigen Familie Messina in Mount Kuring Gai. Zusammen mit ihrer Gastschwester Mary besucht Lisa die Turramurra High School.
Dann folgt ein erneuter Umzug: Lisa ist nun bei Kylie (31) und Rob (34) und ihren fünf Kindern Tahlia (3), Ryan (4), Dylan (7), Luke (9) und Corey (11). Sie besucht weiterhin die gleiche Schule.

Die 17-jährige Lisa Christen aus Hergiswil NW geht für ein Jahr lang als Austausch-Schülerin nach Australien.

Zuerst lebte sie inn Portland, New South Wales, 250 Kilometer von Sidney entfernt. Sie verliess jedoch mit dem Einverständnis ihrer Mutter die Gastfamilie.

Nach einem «Erholungs-Urlaub» lebte sie in der Nähe von Sydney, bei der Familie Messina in Mount Kuring Gai. Vor wenigen Wochen zügelte Lisa dann erneut: Sie ist nun bei der 7-köpfigen Familie Macri.

In ihrem Online-Tagebuch auf swissinfo.ch erzählt Lisa immer wieder von ihren Erwartungen, Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen im Land ihrer Träume.

Wer mit Lisa Kontakt aufnehmen möchte, erreicht sie unter lisachristen86@gmx.ch.

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