Schweiz nimmt Abschied von Johannes Paul II.
Am Tag vor der Trauerfeier in Rom hat die Schweiz an einem Gedenkgottesdienst von Papst Johannes II. Abschied genommen.
Mehr als 1000 Gläubige nahmen teil, darunter Bundesrätin Micheline Calmy-Rey und Bundesrat Pascal Couchepin.
Bischof Amédée Grab stellte in der Berner Dreifaltigkeitskirche das Papstwort «Habt keine Angst» ins Zentrum seiner Predigt an der nationalen Trauerfeier.
Der apostolische Nuntius, Erzbischof Francesco Canalini, begrüsste die gegen 1000 Gläubigen in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche und bezeichnete Johannes Paul II. als Zeugen für Frieden, Versöhnung, solidarische Gerechtigkeit und Hoffnung im Dienste des von Gott geschaffenen Menschen.
Die Liebe zu den jungen Menschen
«An erster Stelle wollen wir dem lebendigen Gott dafür danken, dass er uns diesen Papst geschenkt hat», sagte der Bischof von Basel, Kurt Koch, zur Begrüssung.
Koch erinnerte daran, dass die zweitletzte Reise Johannes Paul II. im vergangenen Juni nach Bern geführt hatte und würdigte dessen unermüdliches Wirken für Frieden und Gerechtigkeit.
Dankbar zeigte sich Koch auch für die herzliche Liebe des Heiligen Vaters zu den Menschen, vor allem zu den jungen Menschen, die ihm sehr am Herzen gelegen seien.
«Habt keine Angst»
Auf das Zusammentreffen des Papstes mit der Jugend in Bern ging auch der Präsident der Bischofskonferenz, der Churer Bischof Amédée Grab, in seiner Predigt ein. Wie schon bei seinem ersten Besuch von 1984 in der Schweiz habe Johannes Paul II. den Jugendlichen das zugerufen, was er seit Beginn seines Pontifikats so oft gesagt habe: «Habt keine Angst!»
Der Papst habe gewusst, wovon er spreche, sagte Grab und erinnerte an die von Krieg und Verwüstung geprägte Jugendzeit des Papstes in Polen. Zehn Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs habe er sich an die Länder des Ostens gewandt, aber auch an die westliche Welt, die ihre christlichen Werte verliere.
Nicht vor der Verfolgung müsse man Angst haben, sondern vor der eigenen Zurückhaltung, Christus den Erlöser zu empfangen, sagte Grab in Erinnerung an die erste Enzyklika «Redemptor hominis» des Pontifex.
Bewusst schlicht gestaltet
Er schloss seine dreisprachig vorgetragene Predigt mit den Worten «Lieber Papst, bis bald», wie dies eine Frau in der Kathedrale von Chur ins Kondolenzbuch geschrieben hat.
Die Trauerfeier wurde bewusst nicht mit Reden überfrachtet, wie die Nuntiatur und die Bischofskonferenz als Organisatoren betonten. Sie sollte Gelegenheit zu stiller Andacht sein.
An der vom Nuntius geleiteten Trauerfeier wirkten auch die Diözesan-Bischöfe Ivo Fürer und Bernard Genoud sowie der Einsiedler Abt Martin Werlen als Konzelebranten mit. Mit Fürbitten, Gebeten und dem Austeilen der heiligen Kommunion ging der vom Fernsehen direkt übertragene Gottesdienst zu Ende. Er wurde zudem in einen Saal der benachbarten Pfarrei übertragen.
Historische Beisetzung in Rom
In Rom werden bis zu vier Millionen Menschen zum grössten Papst-
Begräbnis der Geschichte erwartet. «Rom befindet sich nicht im Notstand», sagte Präfekt Achille Serra. «Die Lage ist unter Kontrolle.»
Rund um den Petersplatz sind etwa 600 Ärzte und Sanitätshelfer im Dauereinsatz. Viele Menschen wurden wegen Herz-Kreislauf-Problemen behandelt. Tausende schliefen in Zeltstädten, viele aber auch auf der Strasse.
Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger leitet am Freitag die Totenmesse. Die Zeremonie auf dem Petersplatz beginnt um 10 Uhr und ist bis ins kleinste Detail geregelt. Sie wird auf riesige Leinwände in der ganzen Stadt übertragen, etwa am Kolosseum, auf der Piazza Navona und im Olympiastadion.
Das eigentliche Begräbnis in den Grotten wird nicht mehr vom Fernsehen übertagen und soll rund eine halbe Stunde dauern. Der Sarg wird unter Gebeten in die Erde gesenkt – unweit der Stelle, an der gemäss der kirchlichen Überlieferung das Grab des Petrus liegt, des ersten Papstes.
swissinfo und Agenturen
Bis zu vier Millionen Pilgerinnen und Pilger und 200 Staatsgäste werden zum grössten Papst-Begräbnis der Geschichte am Freitag in Rom erwartet.
Bundespräsident Samuel Schmid ist der offizielle Vertreter der Schweiz.
Die Katholische Kirche der Schweiz ist mit dem Präsidenten der Bischofskonferenz, Amédée Grab (Bistum Chur), den Bischöfen Pier Giacomo Grampa (Lugano)und Kurt Koch (Basel) sowie Weihbischof Pierre Bürcher (Lausanne) vertreten.
Milliarden Menschen in aller Welt können das historische Ereignis live im
Fernsehen verfolgen.
Für die Totenmesse wurde die gesamte römische Innenstadt für den Verkehr gesperrt. Schulen, Ämter und alle Museen bleiben geschlossen.
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