Grosskatze findet Liebe und Lebensraum in der Schweiz
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Luchs in der Schweiz bis zum Aussterben gejagt. Heute geht es ihm wieder besser – auch dank gezielter Fortpflanzungs-Massnahmen der Behörden.
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Ich habe viel Erfahrung als Journalistin in der Schweiz und produziere gerne Videos, Artikel und Podcasts zu verschiedenen Themen, in letzter Zeit vor allem zu Politik und Umwelt.
Ich wurde im Vereinigten Königreich geboren, studierte Jura an der Universität Nottingham und besuchte anschliessend das erste Postgraduierten-College für Radiojournalismus in London. Nachdem ich von 1984 bis 1995 als Radiojournalistin im Vereinigten Königreich und dann in der Schweiz gearbeitet hatte, kehrte ich ins Vereinigte Königreich zurück, um an der Bournemouth Film School ein Postgraduierten-Diplom in Film zu erwerben. Seitdem arbeite ich als Videojournalist.
Da sie sich nicht damit zufrieden geben wollte, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, studierte Susan in Boston Journalismus, um die perfekte Entschuldigung zu haben, sich in andere Leute und deren Welt hinein zu versetzen. Wenn sie nicht schreibt, präsentiert und produziert sie Podcasts und Videos.
1971 importierten die Behörden zwei männliche und zwei weibliche Luchse aus den Karpaten in Osteuropa. Sie brachten die Tiere im Kanton Obwalden in der Zentralschweiz in den Wald. Die grossen gefleckten Katzen mit den Ohrbüscheln mochten ihr neues Zuhause und pflanzten sich fort.
Heute leben wieder etwa 170 Luchse in verschiedenen Regionen des Landes. Dieser Bestand erlaubt es der Schweiz, die grossen Katzen in andere Länder weiterzugeben, damit sich die Tiere dort ebenfalls wieder ansiedeln können.
Ausser während der Paarungszeit in den Monaten März und April, sind die Luchse allein unterwegs. Das Revier eines Weibchens ist etwa 50-150, das eines Männchens 100-250 Quadratkilometer gross. Ende Mai oder Anfang Juni bringen die Weibchen zwei Kätzchen zur Welt. Die Kleinen bleiben während zehn Monaten bei ihrer Mutter.
Nach Angaben der Koordinationsstelle für Raubtierökologie und Wildtiermanagement (KoraExterner Link) ernähren sich die Luchse in der Schweiz zu 88% von Rehen und Gämsen. Ein erwachsenes Tier isst etwa ein Reh oder eine Gämse pro Woche, wie Kora auf ihrer Internetseite festhält. Das sind 50-60 Tiere pro Jahr.
Schädling oder nützlich?
Einige Bauern begegnen den grossen Katzen mit gemischten Gefühlen, denn die Luchse reissen gelegentlich auch Schafe. Im Kanton Wallis gibt es sogar Bestrebungen, für ein «Wallis ohne Grossraubtiere«, wobei sich das Vorhaben vor allem gegen Wölfe richtet.
Professor Raphaël Arlettaz vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern erinnert aber, dass Wölfe und Luchse in der Natur eine wichtige Rolle spielten: «Ein Raubtier frisst nicht einfach nur seine Beute. Indem sie die Population von Tieren beschränken, die weiden, beeinflussen sie die Biodiversität positiv. Das ist ein Aspekt, den es auch zu berücksichtigen gilt», sagt er.
Schafzüchterin Hedwig Zuber aus dem Walliser Dorf Furen ist der Meinung, dass Wölfe gejagt werden sollten. Sie gibt sich aber toleranter gegenüber Luchsen: «Die sind in Ordnung. Sie töten ein Tier und dann ist es für eine Weile wieder ruhig», sagt sie. Die Regierung in Bern entschädigt Bauern, die nachweisen können, dass ein Luchs (oder Wolf) ihr Vieh getötet hat.
Die robusten Katzen stehen unter dem Schutz der Berner KonventionExterner Link – dem Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.
Gewicht: 17-26kg
Nahrung: Fleischfresser: hauptsächlich Hirsche und Gämsen, aber auch Kaninchen und manchmal Füchse oder Vieh.
Lebensraum: hauptsächlich nordwestliche Alpen und Jura
Schweizer Bevölkerung: 170
(Übertragung aus dem Englischen: Kathrin Ammann)
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