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Grosse Mehrheit der Schweizer Gletscher 1999 weiter geschmolzen

Trotz Rekordschneemengen im Winter '98/99 hat sich die Mehrheit der Schweizer Gletscher 1999 weiter zurückgezogen. Wie der Glaziologe Martin Hölzle in einem Beitrag der NZZ vom Donnerstag (30.12.) schrieb, sind einzelne Eiszungen aber auch vorgestossen.

Trotz Rekordschneemengen im letzten Winter hat sich die grosse Mehrheit der Schweizer Gletscher 1999 weiter zurückgezogen. Wie der Glaziologe Martin Hölzle in einem Beitrag der NZZ vom Donnerstag (30.12.) schrieb, sind einzelne Eiszungen aber auch weiter ins Tal vorgestossen.

Die Übersicht des Verantwortlichen für das schweizerische Gletschermessnetz betrifft Werte von 87 der insgesamt 121 regelmässig beobachteten Gletscher. Gemäss der in der “Neue Zürcher Zeitung” (NZZ) veröffentlichten Zwischenbilanz haben sich von diesen Gletschern 73 im laufenden Jahr weiter zurückgezogen. Fünf veränderten die Zungenposition nicht, neun stiessen weiter ins Tal vor. Der grösste Rückzug wurde am Feegletscher im Oberwallis mit 87 Metern gemessen; der längste Vorstoss an dem nur zwei Seitentäler westlich davon gelegenen Turtmanngletscher mit 83 Metern.

Der diesjährige Vorstoss einiger Gletscher – 1998 war nur einer der vom Messnetz erfassten Eiszungen gewachsen – wird von Hölzle auf die ausserordentlichen Schneemengen des letzten Winters zurückgeführt. Vor allem die kleinen Gletscher seien in der Lage, auf solche kurzfristigen Witterungseinflüsse sehr schnell zu reagieren. Das Ausmass des Vorstosses werde in der Regel durch Schneeanlagerung am Zungenende verursacht. “Normale” Gletschervorstösse seien demgegenüber die Folge langfristig kühler und niederschlagsreicher Witterung im Nährgebiet der Gletscher, die einen Massengewinn zur Folge habe und sich bis zur Gletscherzunge fortsetze.

Der als Bilanz zwischen Schneezuwachs und Eisabtrag definierte Massenhaushalt wird in der Schweiz an drei Gletschern mit verschiedenen Methoden bestimmt. Erste Analysen für 1999 zeigen laut Hölzle ein recht unterschiedliches Bild. Am Silvrettagletscher in den Bündner Alpen, der dieses Jahr kaum ausgeapert war, stellten die Glaziologen einen Massenzuwachs von rund einem Meter fest. Dieser Gletscher hatte im Vorjahr den grössten Massenverlust von 1,53 Metern verzeichnet. Am Griesgletscher im Nufenengebiet war die Bilanz trotz sehr grosser Schneemengen dieses Jahr hingegen um etwa 30 Zentimeter negativ. Dies deute darauf hin, dass auch der vergangene Sommer zu warm gewesen sei, schrieb Hölzle.

Die Gletschermessungen werden von der Glaziologischen Kommission der Schweizerischen Akademie für Naturwissenschaften vorgenommen. Die beobachteten 121 Gletscher entsprechen nur sechs Prozent der mehr als 2’000 Schweizer Gletscher, umfassen mit etwa 800 Quadratkilometern aber gut 60 Prozent der schweizerischen Gletscherfläche von ungefähr 1’300 Quadratkilometern. Beim Volumen werden vom Messnetz etwa 85 Prozent der Schweizer Eisreserven erfasst. Ein Nationalfondsprojekt ergab, dass die grössten und längsten Gletscher seit dem Höchststand von Mitte des letzten Jahrhunderts auch die grössten Längeneinbussen hinnehmen mussten. So schrumpfte der grosse Aletschgletscher um mehr als drei Kilometer. Prozentual war der Verlust bei den grossen Gletschern mit zehn bis 20 Prozent aber markant nideriger als bei den kürzeren Gletschern, die um 30 bis 50 Prozent schrumften.

SRI und Agenturen

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