Die schmelzenden Gletscher der Schweiz haben in diesem Sommer unerwartete, makabre Geheimnisse enthüllt: menschliche Überreste und Flugzeugwracks, die seit über 50 Jahren im Eis eingeschlossen waren. Solche Entdeckungen werden sich in den kommenden Jahren häufen, sagt Robert Bolognesi, Experte für Schneewissenschaften.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
3 Minuten
Ich bin Reporter für Klima und Wissenschaft/Technologie. Ich interessiere mich für die Auswirkungen des Klimawandels auf das tägliche Leben und für wissenschaftliche Lösungen.
Geboren in London, bin ich Doppelbürger der Schweiz und des Vereinigten Königreichs. Nach einem Studium der modernen Sprachen und der Übersetzung absolvierte ich eine Ausbildung als Journalist und arbeite seit 2006 für SWI swissinfo.ch. Meine Arbeitssprachen sind Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch.
Ich bin eine erfahrene Videojournalistin, der es ein Anliegen ist, komplexe Themen durch fesselndes multimediales Storytelling zugänglich und ansprechend zu machen. Ich konzentriere mich auf soziale und ökologische Themen und produziere verschiedene Videoformate zu einer breiten Palette von Themen, wobei ich mich auf wirkungsvolle Erklärvideos mit bewegten Grafiken und Stop-Motion-Animationen spezialisiert habe.
Während meines Studiums der Filmwissenschaft, Anglistik und Journalistik habe ich in der ganzen Schweiz Erfahrungen bei Radio, Fernsehen und Printmedien gesammelt. Nachdem ich für das Bild- und Tonteam des Filmfestivals Locarno gearbeitet habe, bin ich seit 2018 für SWI swissinfo.ch tätig und produziere lokale und internationale Reportagen.
Wegen Rekordtemperaturen in den Alpen fanden Wandernde Anfang August menschliche Knochen auf dem Chessjengletscher im südlichen Kanton Wallis. Eine Woche zuvor war auf dem Stockjigletscher in der Nähe des Ferienorts Zermatt nordwestlich des Matterhorns bereits eine Leiche gefunden worden.
Ebenfalls Anfang August entdeckte ein Bergführer zudem das Wrack eines Flugzeugs, das vor 50 Jahren auf dem Aletschgletscher in der Nähe der Berggipfel von Jungfrau und Mönch im Berner Oberland abgestürzt war.
Es handelt sich hier um das Wrack eines kleinen Piper-Cherokee-Flugzeugs, das am 30. Juni 1968 in der Jungfrau-Region abgestürzt war. An Bord befanden sich ein Lehrer, ein Chefarzt und dessen Sohn, alle aus Zürich. Die Leichen wurden damals geborgen, das Wrack konnte jedoch nicht vom Gletscher geholt werden.
Die Polizei und die Gerichtsmedizin sammeln menschliche Überreste und andere Objekte, die auf den Gletschern des Kantons Wallis gefunden werden. Anhand von DNA-Proben, Zahnunterlagen und radiologischen Verfahren werden diese anschliessend untersucht.
Die Walliser Kantonspolizei führt eine Liste mit rund 300 Fällen von Personen, die seit 1925 verschwunden sind. Man geht davon aus, dass zwei Drittel von ihnen in den Bergen oder in Gletschern verschwunden sind.
Mehr Leichenfunde
Einige Fachleute sind der Meinung, dass immer mehr Leichen und Gegenstände auf den Gletschern auftauchen werden, weil sich die riesigen Eisschilde immer schneller zurückziehen.
«Der Klimawandel verstärkt das Abschmelzen der Gletscher und beschleunigt die Bewegung eines Gletschers», sagt der Schneeforscher Robert Bolognesi, Direktor von Meteorisk, gegenüber dem Schweizer Fernsehen RTS. «So werden die Körper schneller zum Gletschersockel geleitet.»
Und da immer mehr Menschen in den Bergen wandern und Gletscher überqueren, werde die Zahl der Funde wahrscheinlich noch steigen. «Von nun an werden viel mehr Überreste gefunden werden als in der Vergangenheit», sagt Bolognesi.
Mit dem Rückgang der Schweizer Gletscher kommen auch immer wieder seltene archäologische Objekte zum Vorschein, die im Eis eingeschlossen waren. Zum Beispiel neolithische Holzbögen und Quarzpfeilspitzen.
Die Walliser Kantonsarchäologie sammelt und erforscht diese Funde. Sie hat auch eine Handy-App entwickelt, die «Icewatcher-App», mit der ungewöhnliche Objekte gemeldet werden können, die in den Bergen oder auf den Gletschern entdeckt wurden.
Nach einem relativ schneearmen Winter erlebten die Schweizer Alpen im Sommer eine starke Hitzewelle. Forschende warnen, dass wegen des Klimawandels bis 2090 fast alles Eis in den Schweizer Alpen verschwinden könnte.
Beliebte Artikel
Mehr
Aussenpolitik
Wer in die Schweiz einwandert, und wer sie wieder verlässt
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Auf den Spuren urzeitlicher Kristalljäger
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
In den Schweizer Alpen legte ein schmelzender Gletscher Kristallwerkzeuge aus der Mittelsteinzeit frei. Das interessiert die Archäologie.
Der Klimawandel trifft die Schweiz härter als andere
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Video 1 unserer zweiteiligen Serie zeigt, wie sich der Klimawandel auf die Schweizer Landschaft, Wirtschaft und Menschen auswirkt.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Bis in 80 Jahren wird es in der Schweiz wohl kaum mehr Gletscher geben. Sie ziehen sich zurück – und geben immer mehr Vermisste frei.
Der «enttäuschende» Beitrag der Schweiz zu einem emissionsfreien Planeten
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Wenn alle Länder so handeln würden wie die Schweiz, könnte sich der Planet bis zum Ende des Jahrhunderts um 4°C erwärmen.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch