
Swing’n Zurich

Zürich, die Jazzmetropole der Schweiz? Eine Ausstellung im Zürcher Stadthaus gibt dem Swing in der Zwinglistadt die nötige Resonanz.
Von Louis Armstrong bis zum Zurich Jazz Orchestra: Die Ausstellung spannt einen breiten musikalischen Bogen.
In Zürich ist es weitum bekannt: Stadtpräsident Elmar Ledergerber ist ein bekennender Jazzfan. Was Wunder, wird nun in den Wandelhallen des Zürcher Stadthauses eben jener Musikrichtung gehuldigt, die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts auch die Limmatstadt erreichte.
Louis Armstrong und sein Orchester
November 1934: Louis Armstrong und sein Orchester spielen in der Tonhalle Zürich auf. Es dauert nicht lange, und im vollbesetzten Saal steigen die Temperaturen.
Immer mehr Füsse beginnen zu wippen, Louis Armstrongs Trompete entführt in jene Höhen, wo die Luft zu vibrieren beginnt. Zürich schwitzt im Jazzfieber und hat sich bis heute nicht erholt. Glücklicherweise.
Der Groove der Nachkriegszeit
So richtig zu dampfen beginnt die junge Jazzszene nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Zeit der grossen Angst ist zwar vorbei doch längst nicht bewältigt. Der Hunger nach Abwechslung, nach Normalität, nach Musik ist gross.
Und amerikanische Musik, die Musik der gefeierten Befreier, kommt gut an. Immer mehr Bands aus aller Welt finden den Weg nach Zürich, immer mehr einheimische Gruppen formieren sich. Immer mehr Lokalitäten nehmen den Nachkriegs-Groove auf und bieten der aufstrebenden Musik eine Plattform.
1946 begeistert Django Reinhardt Jazzfans von Nah und Fern. Hazy Osterwald bringt Tanzbegeisterte aufs Parkett.
1951 wird das «1. Amateur-Jazz-Festival» von André Berner ins Leben gerufen. Er ist der Sohn von Ernest R. Berner, der 1934 das bereits erwähnte Armstrong-Konzert organisiert hatte. Kreise schliessen sich, neue werden gezogen.
Reiche Ausstellung
Die Ausstellung in Zürich besticht mit einer Fülle von Bild- und Tondokumenten. Sie legt Zeugnis ab von der grossen Anzahl Konzertlokalitäten, die im Laufe der Zeit kamen, gingen oder noch immer die Türen offen halten.
So zum Beispiel das Café Africana, wo Schweizer Musikerinnen und Musiker wie Irène Schweizer, Franco Ambrosetti und Hans Kennel ihre ersten Erfolge feierten.
Ein Plakat von 1958 warb für ein Duke Ellington Konzert im Kongresshaus. Die damaligen Eintrittspreise von 6.60 Franken bis 22 Franken verführen zu Vergleichen mit heute.
Ebenfalls zu bewundern ist die ehemalige «Hauptdarstellerin» aus einem erfolgreichen Radio-Hörspiel. Hazy Osterwalds Trompete «Susie» illuminiert in mattem Trompetengold zart das Zürcher Stadthaus.
Jazzstadt Zürich?
Last but not least, der illustrierte Begleitband zur Ausstellung «Jazzstadt Zürich, von Louis Armstrong bis Zurich Jazz Orchestra» von Ueli Staub. Hier findet sich Zürichs Jazzgeschichte zwischen Buchdeckeln, professionell und mit vielen Fotos versehen.
Zürich, die Jazzstadt der Schweiz? Darüber lässt sich wunderbar streiten. Klar ist: Auch von anderen Schweizer Städten, wie Genf, Bern oder Luzern zum Beispiel liesse sich dies behaupten.
Die Schweizer Jazzszene, so klein wie vielfältig, lässt sich sowieso nicht einfach in eine Schublade pressen. Sehenswert ist die Ausstellung, lesenswert der Begleitband allemal.
swissinfo, Brigitta Javurek
Zürich, die Jazzmetropole der Schweiz? Eine Ausstellung im Zürcher Stadthaus gibt dem Swing in der Zwinglistadt die nötige Resonanz. Von Louis Armstrong bis zum Zurich Jazz Orchestra. Die Ausstellung spannt einen breiten musikalischen Bogen.
Ort: Stadhaus Zürich, Stadthausquai 17.
Die Ausstellung ist vom 9. Mai bis 15. August geöffnet. 9 -18 Uhr.
Der Begleitband zur Ausstellung «Jazzstadt Zürich, von Louis Armstrong bis Zurich Jazz Orchestra» von Ueli Staub, ist beim NZZ Buchverlag erschienen.

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