
Zürcher Filmerin Reni Mertens 82-jährig gestorben

Reni Mertens-Bertozzi, die grosse alte Dame des Schweizer Dokumentarfilms, ist 82-jährig in der Nacht auf Montag in Zürich gestorben. Das gab die Tochter der Filmerin am Mittwoch (27.09.) bekannt.
«Reni Mertens war eine Pionierin und eine der wichtigsten Vertreterinnen des Schweizer Dokumentarfilms in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts», würdigte das Schweizerische Filmzentrum am Mittwoch die Verstorbene.
Renata Bertozzi, am 8. April 1918 als Kind italienischer Emigranten in Zürich geboren, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach der Matura studierte sie Romanistik in Genf und Zürich und doktorierte mit einer Dissertation über Gabriele d’Annunzio.
Während ihrer Studienzeit in Zürich gründete sie einen Debattierklub, an dessen Diskussionen sich auch viele Emigranten beteiligten, darunter so berühmte wie Georg Lukacs, Emmanuel Mounier, Ignazio Silone sowie Bertolt Brecht.
Künstlerische Partnerschaft mit Walter Marti
1953 gründete Reni Mertens mit dem letzten Dezember verstorbenen Walter Marti die Firma Teleproduction. Gemeinsam realisierten sie in einer über vier Jahrzehnte dauernden Partnerschaft an die 20 kürzere und längere Dokumentarfilme.
Das Duo Mertens/Marti förderte junge Schweizer Filmemacher und produzierte beispielsweise die ersten Filme von Alain Tanner und Rolf Lyssy. Das Paar war gesellschafts- und filmpolitisch engagiert. 1962 war es an der Gründung des Verbandes der Schweizer Filmgestalter aktiv beteiligt.
Zu den wichtigsten Werken des Tandems gehören «Ursula oder das unerwartete Leben» (1966), das Porträt eines taubstummen und blinden Mädchens, oder «Die Selbstzerstörung des W. M. Diggelmann» (1973).
«Requiem»
Ihr letzter Dokumentarfilm «Requiem» von 1992 wurde als «musikalisches Filmgedicht ohne Worte» im Andenken an die Millionen in Europa gefallenen Soldaten beschrieben.
Breitere Anerkennung erhielt das filmische Werk von Marti/Mertens durch die Verleihung mehrerer Preise, darunter der Zürcher Filmpreis oder der Preis der Doron-Stiftung.
Mertens und Martis Schaffen zeichne sich zugleich durch «ästhetische Qualität wie sozio-politisches Engagement» aus, sagte Alain Tanner einmal über das Gespann. Dieser Linie seien die beiden «ein Leben lang rigoros treu geblieben».
swissinfo und Agenturen

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