Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

100 Etappen gegen Minen

Armin Köhli mit Velo, der Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey und ihren Grosskindern. Keystone

Der Schweizer Behinderten-Sportler Armin Köhli fährt die 10'500 Kilometer lange Tour d'Afrique. Er wurde von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey verabschiedet.

Köhli fährt das Radrennen als Amputierter für die Anliegen der Minenopfer und sammelt für sie “Kilometergeld”.

“Die Frage nach dem Sinn dieses Rennens ist berechtigt”, sagt der 38-jährige Armin Köhli gegenüber swissinfo. “Tatsächlich können sich nur Leute aus der ersten Welt dieses Spektakel durch Drittweltgebiete leisten.” Köhli wendet gegen 30’000 Franken dafür auf.

Das Radrennen von Kairo nach Kapstadt habe ganz und gar nichts mit Paris-Dakar zu tun, betont der Schweizer: “Wir blochen nicht mit 200 Sachen durch Afrika, schauen weder links noch rechts und lassen gar noch ein paar Tote am Strassenrand zurück.”

Das Radrennen quer durch Afrika wird von der Stiftung “Tour d’Afrique” organisiert, die sich für den nachhaltigen Transport in Afrika einsetzt.

Erwirtschaftet das Rennen einen Gewinn, fliesst er in die Förderung des nachhaltigen Transportes. Deshalb ein Velorennen, denn das Fahrrad sei ein Musterbeispiel für nachhaltigen Transport, heisst es von Seiten der Stiftung.

“Wir sind in einem umwelt- und sozialverträglichen Tempo unterwegs”, ergänzt Armin Köhli.

Doppelte Herausforderung

Für ihn selber ist das längste Radrennen der Welt eine zweifache Herausforderung.

Einmal will Köhli, der bei einem Unfall beide Unterschenkel verloren hat, die 10’500 Kilometer durchstehen, wie er sagt. Die Strecke kenne er zum Teil. “In Ägypten und Äthiopien war ich schon, und auch im Sudan habe ich klare Vorstellungen, was mich erwartet.”

Ab Botswana bis Kapstadt sei die Strecke dann asphaltiert. Selbst durch die Kalahari-Wüste seien die Strassenverhältnisse recht gut.

Ankommen sei sein grosses Ziel, so Köhli. Denn je mehr Kilometer er fährt, desto besser kann er sich für sein zweites Anliegen stark machen.

Köhli setzt sich nämlich mit seiner Fahrt aktiv für die Minenopfer und gegen die Landminen ein. “Die Symbolik liegt darin, dass ich als Amputierter durch Afrika fahre”, sagt Köhli. “Denn in vielen Ländern Afrikas sind die Mehrheit der Körperbehinderten Opfer von Minen.”

Paten für jeden absolvieren Kilometer

Wer bei der Aktion des Schweizer Fahrers mitmacht, wird “Pate pro Kilometer”. Das heisst, er oder sie bezahlt pro Kilometer, den Köhli zurücklegt, einen vorher festgesetzten Betrag.

“Wenn jemand via meine Homepage einen Rappen pro Kilometer spendet, dann kostet das rund hundert Franken, sollte ich tatsächlich in Kapstadt ankommen.” Entsprechend weniger, wenn Köhli nur einen Teil der Strecke schafft.

Das so gesammelte Geld geht zur Hälfte an die Schweizerische Stiftung für Minenräumung, die laut Köhli die einzige Schweizer Organisation ist, welche selber Minen räumt.

Die andere Hälfte der Spenden kriegt “Appel de Genève”. Diese Organisation verhandelt direkt mit Rebellengruppen und Milizen dieser Welt, um sie zu überzeugen, keine Minen mehr einzusetzen.

“Mit verhältnismässig gutem Erfolg”, sagt Armin Köhli, der hofft, trotz Rennstrapazen noch Zeit zu finden, sich in Afrika mit Minenräumern und Minenopfern zu treffen.

Rennen und Härtetest

Der Schweizer Teilnehmer am Rennen quer durch Afrika wurde in Genf von der Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey verabschiedet und ist nun auf dem Weg zum Start in Kairo.

Seine Freundin wird ihn am Anfang und am Schluss des Rennens begleiten. Sonst ist er alleine, natürlich unter der Obhut der Tourleitung.

Ist die Tour d’Afrique überhaupt ein Rennen oder schlicht ein Härtetest? “Wohl beides”, sagt Armin Köhli. “Die Fahrzeiten werden gestoppt, aber grundsätzlich möchten wohl alle primär in Kapstadt ankommen.”

Allerdings werde sich wohl, wie schon im Vorjahr, eine Spitzengruppe aus etwa zehn Personen bilden, die gegeneinander fahren werden. “Doch die Abstände werden am Schluss Stunden betragen.”

swissinfo, Urs Maurer

An der Tour d’Afrique nehmen vom 17. Januar bis 15. Mai rund 50 Fahrer teil. Das längste Radrennen der Welt führt während 100 Etappen über 10’500 Kilometer von Kairo nach Kapstadt.

Erfolge von Armin Köhli im Behindertensport:

Schweizer Meisterschaften Strasse und Zeitfahren: 2 mal Gold, 5 mal Silber, 2 mal Bronze.

Europameisterschaften 1999 in Blois: Bronze im Strassenrennen.

Paralympics in Sydney 2000: 5. Platz im Strassenrennen.

Erfolge bei Langdistanz- und Ultradistanzrennen für Nichtbehinderte:

2001: 1. Platz Many Hill Show, Zürich (209 Kilometer).

2002: Finisher Bern-Bodensee-Bern, 614 Kilometer in 30 Stunden 9 Minuten.

2003: Finisher Bern-Bodensee-Bern, 609 Kilometer in 26 Stunden 14 Minuten.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft