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Basel und der Fussball

Warum Basel, im Gegensatz zur übrigen Schweiz, fussballverrückt ist, weiss man nicht genau. Es gibt diverse Erklärungs-Versuche.

Einmal, so wird erklärt, hätten die Basler dank der Fasnacht einen engeren Zusammenhalt als die Bewohner anderer Schweizer Städte.

All die Fasnachtsvereine (Cliquen) würden zu einem besondern Zusammengehörigkeits-Gefühl führen. Dieses Gefühl werde auf den FCB übertragen. Ein Fussballspiel sei auch so etwas wie ein “Morgestraich”.

Die Erklärung scheint plausibel: Während der Meisterschaftsfeier im Frühjahr 2002 drängten sich Zehntausende in die Basler Innenstadt, um die erfolgreichen Fussballer stundenlang zu feiern. Und tatsächlich, so kommentierten damals alle Zeitungen, hatte die Szene etwas fasnächtliches an sich.

Verschworen, weil geografisch peripher?

Eine andere Erklärung meint, Basel sei geografisch von der Restschweiz abgeschnitten. Deshalb wurde aus der Stadt so etwas wie eine verschworene Gemeinschaft. Einfach um es der übrigen Schweiz zu zeigen. Und da eigne sich der Fussball bestens.

Schliesslich gibt es auch “böse Zungen”, die besagen, dass Basel schon etwas Deutschland sei. Tatsächlich begeistert in Deutschland der Fussball überall. Rund 70 Kilometer nördlich von Basel liegt Freiburg im Breisgau. Ob nun der Freiburger FC in der Bundesliga oder in der 2. Liga spielt, das Dreisam-Stadion ist immer prallvoll. Das färbe aufs Rheinknie ab.

Zwei Hochblüten im Basler Fussball

Basel kennt zwei Zeiten der “rot-blauen Euphorie”. Rotblau sind die Vereinsfarben. Die zweite ist die gegenwärtige, welche mit dem Spiel gegen Liverpool ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Eintrittspreise durchbrachen auf dem Schwarzmarkt die Schallgrenze von 1000 Franken.

Plötzlich erhält Basel, dank Fernsehbildern in ganz Europa, die Aufmerksamkeit, die es so gerne hat und um die es die (fast) verhassten Zürcher so beneidet. “Wir Basler haben sonst nicht so viel, worauf wir stolz sein können”, sagte eine Frau auf dem Barfüsserplatz der Aargauer Zeitung.

Karl Odermatt als Legende der ersten Euphorie

Auf der Tribüne, besser im VIP-Bereich, sass auch ein gewisser Karl Odermatt und schaute sich das Spiel gegen Liverpool an. Der “Karli” ist in Basel eine Legende. Trotz seines Abstechers zu den Berner Young Boys Ende der 70er Jahre.

Karl Odermatt war Teil der ersten ganz grossen FCB-Zeit, der ersten Hochblüte, die etwa von 1967 bis 1977 dauerte. Zwar war man schon in der Saison 1952/53 Schweizer Meister geworden. Doch in der Jahren von 1967 bis 1977 feierte Basel sechs Schweizer Meister-Titel und wurde schon damals von über 50’000 Leuten in der Innenstadt gefeiert.

Es war die Zeit, als der Bayern München-Trainer Ottmar Hitzfeld beim FC Basel Kopfballtore schoss und mit eleganten Dribblings die Leute faszinierte. Der Deutsche Helmut Benthaus war der Trainer der grossen Mannschaft.

Es war auch die Zeit, als die Eisenbahn, die oben an der Stehrampe im alten “Joggeli” vorbeifuhr, die Fahrt verlangsamte, damit die Fahrgäste (und der Lokomotivführer) kurz einen Blick auf den Rasen des FCB werfen konnten.

Cupfinals gegen Erzrivalen Zürich verloren

Legendär waren auch die Spiele gegen den damaligen Erzrivalen FC Zürich, die ihren Star in Köbi Kuhn hatten. Kuhn ist heute Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Nebst den Meisterschaftsspielen traf man sich in dieser Zeit auch in drei Cupfinals, wo die Basler Fans Bern und das Wankdorf-Stadion überschwemmten. Allerdings mussten sie jedes Mal geschlagen ans Rheinknie ziehen. Auch international, im Meistercup, war man nicht sonderlich erfolgreich und schied immer früh aus.

Wenn heute in Basel wieder grenzenlose Euphorie rund um den FCB herrscht, soll nicht vergessen werden, dass 1987 an der Generalsversammlung ein Mitglied das Wort ergriff und dem Vorstand darlegte: “Der FCB besteht aus fünf Lahmen und sieben Blinden.” Vermutlich war der Trainer da mitgemeint, der wieder Benthaus hiess.

Fussball & Kunst & “Daig”

Dem FCB ging es mies und man holte den ehemaligen Startrainer, der den Fussball mit der Kunst und mit dem Daig (baslerisch für die High-Society) vermählte, zurück.

Doch die Geschichte liess sich nicht wiederholen. Der stolze FCB stieg 1988 in die Nationalliga B ab und hinterliess einen gewaltigen Katzenjammer in der Stadt.

Erst 1994 schaffte der FCB den Aufstieg und am Dienstagabend gegen den ruhmreichen FC Liverpool die Aufnahme unter die 16 besten Teams Europas.

swissinfo, Urs Maurer und Agenturen

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