Graziella Zanoletti ist «Unternehmerin des Jahres»

Als Graziella Zanoletti 1987 in Genf einen Vermietungsservice für Luxusvehikel gründete, wurde sie von Finanzinstituten und Banken belächelt. Heute führt sie eine Firma mit Millionenumsatz.
Jetzt erhielt sie den «Prix Veuve Clicquot». 29 Kandidatinnen hatten sich beworben.
In der Westschweiz gilt Graziella Zanoletti als veritables Wunderkind. Als eine, die einen Traum hatte und ihn realisierte.
Doch bevor sie den Schönen und Reichen in aller Welt Luxuskarossen und Jachten vermieten sollte, verkaufte die ausgebildete Lehrerin zunächst im Geschäft ihres Vaters Jagdgewehre und gab im Club Méditerrannée Yoga- und Segelkurse.
Zurück aus der Ferienkolonie eröffnete sie für eine Autovermietungskette in Genf eine Filiale. Und plötzlich war sie da, die Idee: Selber eine Firma gründen, ganz nach ihrem Geschmack. Kein herkömmlicher Autovermieter sollte es sein. «Elite Rent a Car» sollte ihr Prestige-Service heissen.
Geld «dank» Autounfall
Genf erschien ihr als idealer Standort: eine internationale Stadt mit anspruchsvollen Einwohnern, betuchten Geschäftsleuten und Diplomaten. Doch Banken und Finanzinstitute belächelten ihre Idee.
Als Startkapital diente der schweizerisch-italienischen Doppelbürgerin im Oktober 1997 schliesslich die Schadenersatz-Summe aus einem ohne Blessuren überstandenen Autounfall.
«Die Nachfrage war gewaltig», erinnert sich Graziella Zanoletti, die ihren Wagenpark alsbald um Ferrari, Bentley, Maserati, Lamborghini und Lotus erweiterte.
1995 erstand die passionierte Seglerin die Luxusjacht «Gitana» von Baron Edmond de Rothschild, taufte sie in «Elite Sailing Yacht» um und vermietete sie fortan mit Skipper auf dem Genfersee.
Kein minutiös geplanter Erfolg
«Geplant habe ich das alles nicht», meint die heute 53-jährige Familienmutter und Unternehmerin rückblickend. «Die Kunden mit ihren exklusiven Wünschen brachten mich auf die Idee.»
Eine Idee, für die sie nun in Genf als «Unternehmerin des Jahres» ausgezeichnet wurde. Die ehemalige Expo-Direktorin Nelly Wenger überreichte Graziella Zanoletti den diesjährigen Prix Veuve Clicquot.
Im Berufsalltag aber haben manche Männer mit dem Erfolg der vifen Unternehmerin Mühe. Noch heute kommt es vor, dass es bei Diskussionen von technischen Belangen plötzlich heisst: «Kann ich bitte mit ihrem Mann sprechen?»
Ein Affront sei das, findet die Chefin, die sehr wohl weiss, wie ein Motor zusammengebaut ist, und welches Auto wie viel PS oder Hubraum hat. «Das Wissen habe ich mir angeeignet, um von den Herren nicht übers Ohr gehauen zu werden», sagt Graziella Zanoletti.
swissinfo, Catherine Arber

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