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Kehrt der Bär bald in die Schweiz zurück?

Bären geniessen bei der Schweizer Bevölkerung eine hohe Akzeptanz. Keystone

Gut 100 Jahre nach dem Abschuss des letzten Bären in der Schweiz ist eine natürliche Rückkehr dieses Tiers laut Experten nur noch eine Frage der Zeit.

Geeignete Lebensräume wären vorhanden. Konflikte könnte es mit Schafhaltern geben. Für Menschen ist der Bär aber kaum gefährlich.

Die Bären-Populationen in Slowenien und im norditalienischen Trentino haben sich in den vergangenen Jahren erholt und breiten sich wieder aus, wie einer Untersuchung der Koordinierten Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz (KORA) zu entnehmen ist.

Durch die geographische Nähe des Trentino ist mit einer natürlichen Rückkehr des Bären in die Schweiz zu rechnen.

“Bequeme Routen” in die Schweiz

Potentiell geeignete Lebensräume für Bären in der Schweiz haben die Experten in den Südtälern der Alpen sowie insbesondere im Engadin bis ins Misox und von Nordbünden über das angrenzende Glarnerland bis in die Innerschweiz ausgemacht.

Dort gibt es genügend abgelegene Gebiete, die der Bär nutzen könnte und die einer relativ geringen Störung durch den Menschen unterliegen. Sie sind über mehrere Korridore mit dem Trentino verbunden und liegen mit Distanzen von 38 bis 87 Kilometern durchaus in der Reichweite der Trentiner Bären.

Die Bären könnten das Engadin über mehrere bequeme Routen erreichen, schreibt der WWF. Vermutlich tauchten sie zunächst im Münstertal und im Nationalpark auf.

Sympathie seitens der Bevölkerung

Ob sich der Bär in den Schweizer Regionen mit teilweise intensivem Tourismus und mit Schafzucht etablieren könnte, wird vor allem von der Akzeptanz der Bevölkerung abhängen.

Die Chancen stehen laut dem WWF gut, weil der Bär hierzulande grosse Sympathie geniesst. Die Wiederansiedelung müsste jedoch fachlich begleitet werden.

Allfällige Schäden durch Bären könnten laut KORA an Nutztieren verursacht werden. Gerade im Kanton Graubünden sind jedoch Vorkehrungen für einen verbesserten Herdenschutz vorhanden.

Der Tourismus könnte sogar profitieren, zumal der Bär für Menschen keine direkte Gefahr darstellt. Weder aus dem Trentino und den Abruzzen noch aus Österreich sind Fälle bekannt, wonach ein Mensch durch Bären zu Schaden gekommen ist.

Zwei “Problembären”

Im Trentino wurden laut KORA in den letzten 30 Jahren nur sieben Schafe getötet und 19 Bienenstöcke zerstört. In Österreich hingegen waren in den ersten Jahren der Wiederansiedelung zwei von der KORA als “Problembären” bezeichnete Tiere dafür verantwortlich, dass alleine im Jahr 1994 Dutzende von Fischteichen und Bienenhäuschen beschädigt und 60 Schafe getötet wurden.

Zwei Bären wurden abgeschossen, wobei nur das Ausbleiben weiterer Schäden darauf schliessen liess, dass es sich tatsächlich um die beiden
“Problembären” gehandelt hat.

swissinfo und Agenturen

In Österreich leben schätzungsweise 25 Braunbären, in Italien sind es rund 14.

Mit 450 Tieren verfügt Slowenien als einziges Alpenland über einen gesunden Bestand.

Der WWF befürwortet die natürliche Rückkehr der Braunbären in unser Land. Wiederansiedlungen sind aber nicht geplant.

Graubünden könnte in naher Zukunft der erste Kanton werden, in dem die drei Grossraubtiere Luchs, Wolf und Bär wieder heimisch sind.

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