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Keine Offenbarung: Zu Besuch beim Luzerner KI-Jesus

Peterskapelle Luzern
In dieser Kirche spricht ein künstlicher Jesus zu den Gläubigen. Keystone

In der Luzerner Peterskapelle steht zwei Monate lang ein Jesus-Avatar Red und Antwort. Kommt das gut? Zeit für ein Zwiegespräch.

Wie spricht man mit einem Jesus-Avatar? Ich probier’s mal mit einem «Hallo, Jesus». Er antwortet prompt: «Friede sei mit dir, mein Freund. In Zeiten der Unsicherheit und des Zweifels erinnere dich daran, dass der Glaube Berge versetzen kann. Was bedrückt dein Herz heute?»

Jesus erkennt also meine Stimme, aber nicht mein Geschlecht. Egal. Was mein Herz bedrückt? Ich schildere ihm meine Herausforderung, einen Beitrag zum KI-Jesus zu realisieren und damit zur Frage, was es bedeutet, wenn Religion und KI aufeinandertreffen?

Der KI-Jesus ermuntert mich: «Es ist bemerkenswert, dass du über die Rolle und das Wesens des Glaubens in unserer modernen Welt nachdenkst.»

Der KI-Jesus findet die Themensetzung von SRF Kultur heute also schon mal gelungen. «In einer Zeit der Technologie und schnellen Veränderungen bleibt der Kern unseres Glaubens unverändert. Liebe, Hoffnung und Glaube. Denkst du daran, wie eine solche Verwendung der Technologie den Glauben stärken oder hinterfragen könnte.»

Kunst, keine Beichte

Der KI-Jesus wird während zwei Monaten in der Peterskapelle in Luzern erscheinen: im Beichtstuhl, als Avatar auf einem Screen. Die Besucher und Besucherinnen können ihm gegenübersitzen und mit ihm sprechen.

«Deus in Machina» heisst die Kunstinstallation, welche die Peterskapelle zusammen mit einem Team vom «Immersive Realities Research Lab» der Hochschule Luzern entwickelt hat.

Marco Schmid ist theologischer Mitarbeiter der Peterskapelle. Er sagt, es sei Aufgabe der Kirche, gesellschaftliche Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz aufzugreifen: «KI fasziniert uns. Sie hat aber auch seine Grenzen und wirft ethische Fragen auf.»

Auch wenn der KI-Jesus aus pragmatischen Gründen im Beichtstuhl platziert ist, betont Schmid, es gehe nicht darum, dass die Beichte abgenommen werden soll.

Progressiv oder fundamentalistisch?

Die Antworten des KI-Jesus werden mittels künstlicher Intelligenz generiert, er wurde mit dem Inhalt des neuen Testaments trainiert. Der junge Mann ist also bibelfest.

Stellt sich nur die Frage, welche theologische Bibel-Auslegung der Avatar vornimmt. Schliesslich bedient sich die KI religiöser Inhalte, die im Internet zu finden sind. Und da wimmelt es von evangelikalen oder fundamentalistischen Interpretationen des Neuen Testaments. Nur würden die nicht zur theologischen Ausrichtung der Peterskapelle passen.

Faszinierend und floskelhaft

Welcher Jesus begegnet einem also? Marco Schmid beruhigt: «Bei allen bisherigen Tests haben seine Antworten zu unserer theologischen Auffassung der Peterskapelle gepasst.»

Sollte es doch zu Irritationen kommen oder zeigen Besucher und Besucherinnen grundsätzlich Gesprächsbedarf, sei man jederzeit ansprechbar: «Unsere Büros sind keine zehn Meter entfernt. Wir sind in der Nähe und wollen auch aktiv das Gespräch suchen.»

Das Gespräch mit dem KI-Jesus ist faszinierend: Auf meine Fragen antwortet er bedeutsam, empathisch, smart. Teilweise aber auch floskelhaft, repetitiv, und er versprüht eine Weisheit, die manchmal eher an Kalendersprüche als an theologische Einsichten erinnert. Die Maschine bleibt spürbar.

Zum Glück, findet Marco Schmid. «Ich bin froh, dass der KI-Jesus bis zu einem gewissen Grad technisch rüberkommt. Gleichzeitig sind seine Antworten auch faszinierend. Viel Gesprächsstoff also, um über KI im religiösen Kontext zu sprechen.»

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