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Tessiner Justizaffäre: Auch Verdas Frau verhaftet

Drei Tage nach dem Tessiner Strafgerichtspräsidenten Franco Verda ist am Montag (07.08.) auch dessen Frau, die Rechtsanwältin Désirée Rinaldi, in Untersuchungshaft genommen worden. Dies berichtete die Tessiner Zeitung "Corriere del Ticino" am Dienstag.

Sonderstaatsanwalt Luciano Giudici wollte die nur vom “Corriere” gemeldete Verhaftung Rinaldis weder bestätigen noch dementieren. Die Staatsanwaltschaft ist nach eigenen Angaben zu keinerlei Auskünften berechtigt.

Der Verteidiger von Désirée Rinaldi war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Rinaldi hatte den in Auslieferungshaft sitzenden mutmasslichen italienischen Schmugglerboss Gerardo Cuomo als Rechtsanwältin vertreten und vor kurzem den Richter Verda geheiratet. Im Tessin wird seit Tagen darüber spekuliert, dass Verda von Cuomo bestochen worden ist.

Rinaldi ist auch Verwaltungsrätin der Mineralwasserfirma Acque minerali San Bernardino SA, die seit längerem mit finanziellen Problemen kämpft. Der Direktor dieser Firma steht im Tessin unter Betrugsverdacht, wurde aber am Montag aus rund zweiwöchiger Untersuchungshaft entlassen.

Rinaldi hatte nach der Verhaftung des Direktors eingeräumt, dass ihr Cuomo ein Darlehen von 350’000 Franken zur Sanierung des Mineralwasserunternehmens gewährt habe.

Kaum offizielle Informationen

Wie schon seit Wochen beruhen die Informationen zu der Tessiner Justizaffäre vorwiegend auf Indiskretionen. Der Sonderstaatsanwalt hat bisher nur in einigen knappen Communiques informiert.

Diese Politik nährt Spekulationen und Gerüchte, an denen sich seit dem
vergangenen Wochenende auch die italienischen Medien beteiligen. So wird über Weiterungen der Affäre im Tessin spekuliert. Die Ermittlungsbehörden in Bari hatten am Montag bekannt gegeben, dass in dem umfangreichen Verfahren gegen den internationalen Zigarettenschmuggel 87 Personen beschuldigt werden, darunter Cuomo sowie sechs Schweizer Staatsangehörige.

Der unabhängige Tessiner Grossrat Stefano Malpagnotti hat unterdessen bei der Kantonsregierung die Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) über die Justizaffäre beantragt. Die PUK soll nun die Umstände prüfen, die es Cuomo gestatteten, sich im Tessin aufzuhalten, obwohl seine Niederlassungsbewilligung bereits im Oktober 1994 abgelaufen war.

swissinfo und Agenturen

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