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Weniger Diebstähle, mehr Gewaltdelikte

Immer mehr Jugendliche spüren den Arm des Gesetzes. Keystone

Die Zahl der angezeigten Straftaten in der Schweiz ist im vergangenen Jahr um insgesamt 5% gesunken. Dies vor allem dank weniger Diebstähle, wie das Bundesamt für Polizei (fedpol) feststellte.

Teilweise markant stiegen dagegen die Zahl der minderjährigen Straftäter, der Körperverletzungen sowie die Menge des beschlagnahmten Kokains.

Im vergangenen Jahr gingen in der Schweiz bei der Polizei total 288’156 Anzeigen gegen Straftaten ein.

Dies geht aus der Kriminal- und Betäubungsmittelstatistik des Bundes hervor, welche die Behörde fedpol am Donnerstag vorstellte.

Ausschlaggebend war vor allem die rückläufige Zahl der Diebstähle, die den Grossteil der Anzeigen ausmachen. Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille, denn ohne Diebstähle nahm die Zahl der erfassten Straftaten um 3,3% zu.

Delikte gegen Leib und Leben

Starke Zunahmen gab es zum Teil bei den Gewaltdelikten, wie zum Beispiel bei den Körperverletzungen, deren Zahl um 14,5% zunahm. Markant nach oben zeigt auch die Kurve der Nötigungen (+11%), Freiheitsberaubungen sowie Entführungen (+10,1%).

Bessere Nachrichten gibt es bezüglich der Sexualdelikte, denn 2006 wurden 1,1% weniger Vergewaltigungen gemeldet. Diese Abnahme betrifft aber die versuchten und nicht die vollendeten Vergewaltigungen. Der in den letzten Jahren beobachtete Aufwärtstrend hielt somit nicht mehr an.

Fast ein Fünftel Jugendliche

Zu Besorgnis Anlass gibt die Entwicklung der Verdächtigten-Struktur nach Altersgruppen. Hier erhöhte sich der Anteil der Minderjährigen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen auf 19,8% (2005: 17,9%), was knapp einen Fünftel aller Verdächtigten ausmacht. Dieser Anstieg zieht sich über alle Deliktarten.

Knapp die Hälfte (49,4%) aller Tatverdächtigen waren Ausländer. Dies entspricht im Jahresvergleich einem Rückgang.

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fedpol

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Das Bundesamt für Polizei (fedpol, früher BAP) dient im Bereich der Inneren Sicherheit der Schweiz als Zentrum für Information, Koordination und Analyse für kantonale und internationale Partner. In der Schweiz sind die kantonalen Polizeikorps für den grössten Teil der Ermittlungen zuständig. Doch seit 2002 kann das fedpol in Fällen von Schwerstkriminalität (Organisierte Kriminalität, Geldwäscherei, Korruption)…

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Auch Drogendelikte rückläufig

Auch bei den verzeigten Verstössen gegen das Betäubungsmittel-Gesetz betrug der Rückgang 5%. Insgesamt kam es in dem Bereich zu 47’001 Anzeigen. Um rund 11% sanken 2006 die Anzeigen wegen Drogenhandels.

Die Zahl der Drogentoten in der Schweiz ging auf 193 zurück (Vorjahr: 211). Allerdings lieferte dazu der Kanton Baselstadt keine Daten mehr. Die fedpol sprach deshalb von einer insgesamt stabilen Situation.

Einen neuen Rekordwert erreichte die sichergestellte Menge an Ecstasy, wo die Behörden total 216’811 Pillen konfiszierten. Auch fiel der Polizei deutlich mehr Kokain als im Vorjahr in die Hände. Bei den Cannabisprodukten waren die Mengen dagegen stark rückläufig.

Echte Vergleiche ab 2010

Die Behörde bemängelte aber, dass diese Statistiken mit methodischen Mängeln behaftet seien. Die Zahlen können deshalb nur als Indikatoren und als Basis für Trendaussagen interpretiert werden.

Detailliertere und verlässliche Zahlen stellt die Bundesbehörde erst für 2010 in Aussicht.

swissinfo und Agenturen

Seit 1986 gibt es eidgenössische Kriminalstatistiken. Seither haben die 26 Kantonspolizeien zur Erfassung und Berechnung von Straftaten eigene, autonome Methoden ausgearbeitet.

2006 beschlossen Bundesrat (Regierung), Bundespolizei und Kantone, eine einheitliche Methode für die Erfassung der Daten zu strafbaren Handlungen zu definieren.

Bis 2009 müssen die Kantonspolizeien ihre Informatiksysteme vereinheitlichen, um die Straftaten in der Schweiz besser analysieren zu können.

Die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Zug, Thurgau, Obwalden, Nidwalden, Genf und Basel Stadt sind bereits so weit, Neuenburg wird es 2008 sein.

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