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Zürcher Konzept für schwarze Asylbewerber

Die Stadt Zürich will ihre ihre jungen schwarzen Asylbewerber besser betreuen. Dazu will sie das Angebot für Tagesstrukturen ausbauen und hofft auf eine "Anschubfinanzierung" durch den Bund.

Die Zürcher Sozialvorsteherin Monika Stocker beantragt beim für das Asylwesen zuständigen Justizdepartement 150’000 Franken als Bundesbeitrag zu einem neuen Projekt der Zürcher Asyl-Organisation.

An einer Medienkonferenz in Zürich machte Sozialvorsteherin Stocker am Montag deutlich, dass junge Asylbewerber aus Afrika, die an solchen Programmen teilnähmen, dadurch von der Langstrasse ferngehalten werden könnten.

Tagesstruktur statt schiefe Bahn

Klappt die Finanzierung, wird am Sitz der Asylorganisation an der Limmatstrasse 264 ein Internetcafé eingerichtet mit Ausbildungsangeboten rund ums Internet, wie Thomas Kunz, Leiter der Zürcher Asylfürsorge, sagte. Schon heute biete die Asylfürsorge diverse Tagesstrukturen für junge Asylbewerber an.

Diese seien allerdings überbelegt und müssten weiter ausgebaut werden, sagte Kunz. So wird Zürichs sommerlicher Veloverleih im Rahmen eines solchen Projekts durch Asylbewerber betreut.

Und für minderjährige Asylbewerber gibt es ein Spezialangebot in Wohngruppen. Drei Viertel der rund 180 Teilnehmer sind junge Schwarze – die vor allem aus westafrikanischen Ländern stammen. Das Spezialangebot soll verhindern, dass diese Jugendlichen auf die schiefe Bahn geraten, während ihre Asylantrag behandelt wird.

Realistischer Ausweg

“Es geht auch anders”, sagte Stocker vor dem Hintergrund der gegenwärtig zahlreichen Medienberichte von schwarzen Asylbewerbern im Drogenhandel. Zürich sei durchaus in der Lage, Asylbewerbern gute Strukturen anzubieten, wenn man sie nur machen lasse, ergänzte Stocker im Hinblick auf die drohende Annahme der Asylinitiative am 24. November, die das heutige Asylgesetz aushebeln will.

Sie räumte aber ein, dass die Stadt sich nicht um alle kümmern könne. So gebe es in der Drogenszene schwarze Asylbewerber, die nicht der Stadt zugeteilt seien. Die Gemeinden, die für sie zuständig seien, böten jedoch keine Strukturen an.

Die Situation erinnere sie an die Drogenszene der 90er-Jahre, sagte Stocker, als sich Drogenabhängige aus der halben Schweiz in Zürich tummelten. Ähnlich wie damals mit den Drogenabhängigen müssten die Gemeinden dazu gebracht werden, auch für ihre Asylbewerber sinnvolle Tagesstrukturen anzubieten.

Jeder Fünfte im Kanton Zürich

Von den jährlich rund 30’000 Asylbewerbern in der Schweiz kamen letztes Jahr knapp 5000 aus afrikanischen Staaten. Deren Zahl schwankte in den letzten zehn Jahren zwischen 2500 und 5000. Anteilsmässig ist die Zahl schwarzafrikanischer Asylbewerber in den letzten Jahren zurückgegangen.

Gemäss Verteilschlüssel kommt rund jeder fünfte schwarze Asylbewerber in den Kanton Zürich. Die Aussichten für Afrikaner, in der Schweiz Asyl zu erhalten liegen je nach Herkunftsland bei 2 bis 10 Prozent.

swissinfo und Agenturen

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