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Merck KGaA profitiert von Milliardenzukauf und Chemie-Boom

DARMSTADT (awp international) – Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA hat im ersten Quartal von der Milliardenübernahme des Laborausrüsters Millipore und dem anhaltenden Chemie-Boom profitiert. In den ersten drei Monaten kletterte der Gewinn nach Minderheiten um fast 80 Prozent auf 341,1 Millionen Euro. “Merck zeigte im ersten Quartal eine solide Entwicklung und damit einen guten Start ins Jahr 2011”, sagte Vorstandschef Karl-Ludwig Kley am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.
Kley hob besonders die Stärke des Chemiegeschäfts mit der Sparte Performance Materials hervor, zu der das lukrative Geschäft mit Flüssigkristalle gehört, sowie die Sparte Merck Millipore. Flüssigkristalle werden zur Herstellung von Smartphones, Tablet-PCs oder auch Flachbildschirmen von Fernsehern verwendet. Bei der Herstellung der Kristalle ist Merck Weltmarktführer.
Im laufenden Jahr wollen die Darmstädter Umsatz und Ergebnis weiter steigern. Bei den Gesamterlösen rechnet der Mischkonzern mit einem Plus von 10 bis 15 Prozent. Im laufenden Geschäftsjahr soll erstmals die Umsatzschwelle von zehn Milliarden Euro überschritten werden. Beim operativen Ergebnis rechnet die im Leitindex Dax notierte Merck-Gruppe mit einem Zuwachs von 35 bis 45 Prozent (Vorjahr: 1,1 Mrd. Euro).
CHEMIEGESCHÄFT GIBT AKTIE AUFTRIEB
Im Vormittagshandel legten Merck-Titel mit 1,58 Prozent auf 70,19 Euro deutlich stärker als der Gesamtmarkt zu. Merck habe starke Zahlen veröffentlicht, schrieb Analyst Martin Possienke von equinet. Einige Experten erwarten, dass sich die Entscheidungen des neuen Managements in den kommenden Monaten auch positiv auf den Aktienkurs auswirken.
Das neue Management um Pharmachef Stefan Oschmann und Finanzvorstand Matthias Zachert soll vor allem im Pharmageschäft die Effizienz steigern und Kosten senken. Zudem sollen sie das geschwundene Vertrauen von Investoren und Analysten zurückgewinnen. Analysten rechnen erst im zweiten Halbjahr mit der Ankündigung konkreter Schritte. Zachert kommt vom Spezialchemiekonzern Lanxess und soll dem derzeitigen Finanzchef Michael Becker, der altersgemäss ausscheidet, im Sommer nachfolgen.
Merck Serono verbuchte im ersten Quartal nur ein leichtes Umsatzplus von 1,5 Prozent auf 1,427 Milliarden Euro. Der Umsatz mit Rebif zur Behandlung Multipler Sklerose war rückläufig, während der Erlös des Krebsmittels Erbitux zulegte. 2011 wird für Merck Serono ohne die Zulassung in Europa und den USA mit einem Umsatzplus von ein bis sechs Prozent gerechnet. Merck war mit den Zulassungsanträgen für Cladribin gegen Multiple-Sklerose – die grösste Medikamentenhoffnung des Unternehmens seit Jahren ? bei den Arzneimittelbehörden in Europa und den USA durchgefallen. In Russland und Australien ist die Tablette zugelassen.
Auf Gruppenebene erwischten die Darmstädter einen guten Start: Die Gesamterlöse des Familienkonzerns, der mit Unternehmen wie Bayer oder Novartis konkurriert, verbesserten sich um 22,1 Prozent auf 2,563 Milliarden Euro. Die Abschreibungen in Zusammenhang mit der Millipore-Übernahme und dem Serono-Kauf stiegen um 77 Prozent auf 248 Millionen Euro. Das operative Ergebnis habe sich dennoch auf 372 Millionen Euro (VJ: 295) verbessert. Damit übertraf es die Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten. Merck hatte den Schweizer Biotech-Konzern Serono 2007 übernommen und 2010 den Zukauf des Laborausrüsters Millipore gestemmt./ep/jha/tw

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