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«Absturz eines Thronanwärters»

IWF-Chef Dominique Srauss-Kahn wird in New York zum polizeilichen Verhör abgeführt. Keystone

Mit der Verhaftung und der Anklage des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn wegen mutmasslicher versuchter Vergewaltigung einer Hotelangestellten in New York verliere die französische Linke ihren Favoriten im Rennen um die französische Präsidentschaft, schreibt die Schweizer Presse.

Über das mutmassliche Sexualdelikt des Franzosen, der als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) als höchster Finanzpolitiker der Welt gilt, sind auch Schweizer Medien konsterniert. Dies gilt sowohl für die Zeitungen der französischsprachigen wie diejenigen der deutschen und italienischen Schweiz.

Strauss-Kahn streitet ab, am Wochenende in seiner Hotelsuite eine Angestellte zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben.

«Der Absturz eines Thronanwärters», schreibt der Zürcher Tages-Anzeiger. Dominique Strauss-Kahn habe als Lichtfigur der Linken für Frankreichs

Präsidentenwahlen 2012 gegolten. «Nun ist plötzlich alles ganz anders.» Mit seiner Verhaftung in einem Flugzeug zehn Minuten vor dem Start sei seine politische Karriere wohl jäh beendet worden, so der Tagi.

Auch für die Frreiburger La Liberté gilt: «Monsieur Strauss-Kahn kann seine Ambitionen auf die Präsidentschaft mit einem Kreuz durchstreichen.»

Ausser Kontrolle 

Die Verhaftung Strauss-Kahns habe in Frankreich wie eine Bombe eingeschlagen, so die Neue Luzerner Zeitung. «Da französische Politiker in vielen Belangen ohne die üblichen demokratisch-mediale Kontrolle agieren können, verlieren sie manchmal ihre persönlichen Grenzen aus dem Blick – vor allem, wenn sie ohnehin Mühe bekunden, ihre Triebe zu kontrollieren», macht die NLZ in Ursachenforschung.

«Die Verhaftung lastet als schwere Hypothek auf seiner politischen und beruflichen Zukunft», schreibt der Corriere del Ticino. Was bringe einen Menschen mit einer derart brillanten Karriere wie Dominique Strauss-Kahn dazu, seine Glaubwürdigkeit und seine Zukunft mit einem triebhaften Impuls gegenüber einem Zimmermädchen zu opfern, fragt sich die Tessiner Zeitung und erinnert an die Fälle von US-Ex-Präsident Bill Clinton und Moshe Katsav, dem ehemaligen Präsidenten Israels.

Frankreich erschüttert 

«Strauss-Kahn hinterlässt politischen Krater in Frankreich», diagnostiziert die Neue Zürcher Zeitung und bezeichnet den sozialistischen Finanzspezialisten als «gefallenen Hoffnungsträger». Während der Parti socialiste konsterniert sei, würden sich andere die Hände reiben.

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Die Anklage werde grosse politische Folgen für Frankreich haben, schreibt die Basler Zeitung. Strauss-Kahn habe als Topfavorit gegolten, dem ein Erdrutschsieg gegen Nicolas Sarkozy mit einem Stimmenanteil von 60% prophezeit worden sei, so die BaZ.

«Sarkozy hat eine Sorge weniger», zitiert die Boulevardzeitung Blick einen Diplomatie-Experten.

Sarkozy wieder Favorit

Die  Aargauer Zeitung spricht vom «Schweigen im Boudoir». Gegen den Sozialisten wirke Sarkozy «schon fast als Exempel der Selbstkontrolle», kommentiert die Zeitung nicht frei von Ironie. Mit einem Mal sei der amtierende Präsident wieder Favorit für seine eigene Nachfolge.

Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Strauss-Kahn in eine Falle gelockt worden sein sollte, sei der «König der Umfragen» entthront, so die Tribune de Genève. Denn seine Kampagne sei beendet, bevor er sie offiziell lanciert habe.

Wer profitiert vom Fall Strauss-Kahns, fragt sich die Genfer Zeitung. Sarkozy nicht, denn er habe ihn für das Amt des IWF-Chefs nominiert.

Auch Hollande und Le Pen profitieren

Dagegen scheine François Hollande einer der grossen Gewinner zu sein. Dieser habe im sozialistischen Lager nun die besten Karten für die Wahlen in der Hand.

Gewinnerin ist laut der Tribune auch Marine Le Pen, die neue Leiterin des rechtsextremen Front National. Ihr Slogan «Alle haben Dreck am Stecken ausser mir» stosse nun auf noch mehr offene Ohren.

Auch Le Temps zählt die Rechtspopulistin Marine Le Pen zu den Profiteuren. Strauss-Kahn selbst könne sein politisches Überleben wohl nur sichern, wenn ihn der New Yorker Untersuchungsrichter sofort gänzlich von den Anschuldigungen reinwaschen würde.

Schon vor drei Jahren kam IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, dem der Ruf eines Schürzenjägers vorausgeht, wegen eines Vorfalls negativ in die Schlagzeilen.

Mitte Oktober 2008 war bekannt geworden, dass der IWF eine Untersuchung gegen Strauss-Kahn eingeleitet hatte. Externe Anwälte sollten prüfen, ob der Direktor des IWF sein Amt für eine sexuelle Beziehung zu einer Mitarbeiterin missbraucht hätte.

Laut eigenen Angaben arbeitete Strauss-Kahn mit den Ermittlern zusammen und wertete die Affäre als «Vorfall, der sich in meinem Privatleben abspielte». Er dementierte, seine Machtposition missbraucht zu haben.

Der IWF entlastete Strauss-Kahn nach der Untersuchung des Vorfalls, bezeichnete diesen aber gleichzeitig als bedauerlich.

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