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Ist die Wut der Bäuerinnen und Bauern gerechtfertigt?

Bauernproteste: Umgekehrtes Ortschild, an das ein Gummistiefel gehängt wurde.
Die Bauernproteste haben auch die Schweiz erreicht, wie hier in Ferreyres im Kantons Waadt. KEYSTONE/Valentin Flauraud

Mit Mistgabeln, Plakaten und Traktoren haben Landwirt:innen in Europa in den letzten Wochen ihrer Wut Ausdruck verliehen. Mittlerweile sind die Proteste auch hierzulande angekommen. Doch etwas unterscheidet die Schweiz vom Ausland.

Nach Deutschland haben die Bauernproteste mittlerweile Griechenland, Frankreich, Rumänien und neuerdings auch Spanien erreicht. In der Schweiz beschränkten sich die Demonstrationen bisher mehr oder weniger auf die West- und Nordwestschweiz.

In Genf beteiligten sich gemäss Angaben der Nachrichtenagentur Keystone-SDA rund 30 Bauern, begleitet von mehr als 200 Menschen. Über 60 Landwirt:innen wiederum nahmen an einer Fahrt vom Baselbiet via Solothurn in den Kanton Aargau teil.

Einzelne Anzeichen des Protests gab es auch im Tessin, mit umgedrehten Strassenschildern und daran befestigten Gummistiefeln. 

Die Anliegen ähneln denen in anderen Ländern: Vielen geht es um gerechtere Entlöhnung, faire Preise, mehr Anerkennung der Arbeit und weniger Auflagen und Bürokratie.

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Anderes politisches System

Und dennoch unterscheidet sich der Protest – vor allem im Ausmass und der Vehemenz. Nicht nur blieb es in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland oder Frankreich friedlich, auch war die Anzahl teilnehmender Bäuer:innen überschaubar.

Und das hat vor allem mit dem anderen politischen System zu tun. Laut Peter Walthard von der Bauernzeitung werden die Landwirte in der Schweiz mehr gehört: “Hier gibt es Konkordanz, direkte Demokratie, Föderalismus, kurze Wege, eine Tradition, in der man Sozialpartner einbindet und das Gespräch sucht.” 

In Deutschland beispielsweise herrsche ein Gefühl vor, von der Politik überhaupt nicht mehr gehört oder berücksichtigt zu werden, so Walthard gegenüber SRF.

Unterschiede im Markt

Auch sei das Marktumfeld ein anderes. “Das heisst, kleine familiäre Betriebe haben vielleicht noch bessere Überlebenschancen, wenn man an die Berglandwirtschaft denkt. Während im EU-Raum der Druck deutlich grösser ist, grosse Betriebe zu haben, die auch günstig produzieren können.”

Jedoch könnte es auch in der Schweiz zu schärferen Aktionen kommen. “Ich will nicht ausschliessen, dass der Berner Bauernverband zu einem friedlichen Protest mit Strassenblockaden aufruft”, sagte der Berner Bauernpräsident Jürg Iseli nun gegenüber dem Bund.

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