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Portugiesischer Nobelpreisträger Saramago tot

(Keystone-SDA) Arecife – Der portugiesische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger José Saramago ist tot. Der Autor verstarb am Freitag im Alter von 87 Jahren auf der zu Spanien gehörenden Kanarischen Insel Lanzarote, wie eine Verlagssprecherin bestätigte.
Der Romancier, Lyriker und Essayist fordert in seinen teils surrealen Werken zu Hellsichtigkeit und Auflehnung auf.
José Saramago wurde im November 1922 im zentralportugiesischen Dorf Azinhaga geboren. Er machte eine Lehre als Schlosser und übte den Beruf zwei Jahre lang aus. Von klein auf hörte er mit Begeisterung den Geschichten seines Grossvaters zu und las in Büchereien alles, was ihm in die Hände fiel.
Schon als junger Mann begann Saramago zu schreiben, doch als sein erster Roman «Terra do Pecado» (Land der Sünde) 1947 kein Erfolg wurde, hörte er für 19 Jahre mit der Schriftstellerei auf.
Arbeit hat er in dieser Zeit in Behörden, Verlagen und Zeitungen. Schliesslich veröffentlicht er 1966 wieder ein Werk – diesmal eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel «Os Poemas Possíveis» (Die möglichen Gedichte).
Literarischer Erfolg blieb ihm auch in dieser Zeit noch verwehrt, überdies geriet er durch seine politischen Überzeugungen in Schwierigkeiten. Als Mitglied der in der Salazar-Diktatur verbotenen Kommunistischen Partei nimmt er im April 1974 an der «Nelkenrevolution» teil, die dem Regime ein Ende bereitet.
Doch wegen seiner politischen Haltung wird Saramago ein Jahr später als stellvertretender Direktor der grossen Tageszeitung «Diario de Noticias» gefeuert. Saramago schlägt sich mit Übersetzungsarbeiten durch und veröffentlicht zwei Jahre später seinen zweiten Roman «Handbuch der Malerei und Kalligraphie».
Seinen Durchbruch aber hatte er erst fünf Jahre später im Alter von 60 Jahren mit «Das Memorial» (1982), einer Liebesgeschichte im 18. Jahrhundert. Es folgten zahlreiche weitere Werke, darunter «Das steinerne Floss» (1986) und schliesslich das Skandalbuch «Das Evangelium nach Jesus Christus», das 1991 in Portugal für Entrüstung sorgte, weil es sexuelle Beziehungen zwischen Jesus und Maria Magdalena beschreibt.
Saramago war so erbost über die Aufregung in seiner Heimat, dass er sich mit seiner zweiten Frau Pilar del Río auf Lanzarote niederliess. Im Jahr 1998 erhielt Saramago den Literaturnobelpreis.

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