
Q-Cells geht es noch schlechter als befürchtet – Aktie unter Druck
BITTERFELD-WOLFEN (awp international) – Der Solarzellenhersteller Q-Cells hat auch das dritte Quartal mit einem gigantischen Verlust abgeschlossen. Die Zahlen fielen noch schlechter aus als von Analysten erwartet. Hoffnung auf schnelle Besserung besteht keine, wie der Konzern am Donnerstag in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) klarmachte: «Q-Cells erwartet unverändert ein schwieriges Marktumfeld, das von Überkapazitäten und Preis- sowie Margendruck geprägt sein wird.» Die Börsianer waren vor den Kopf gestossen: Vorbörslich sank die Aktie um 4,1 Prozent.
Im dritten Quartal lag der operative Verlust (EBIT) mit 163,8 Millionen Euro fast dreimal so hoch wie im zweiten Jahresviertel. Analysten hatten maximal eine Verdoppelung erwartet. Vor einem Jahr, als die Wirtschaft noch boomte, hatte das Unternehmen an dieser Stelle einen Gewinn von 53,8 Millionen Euro verbucht. Unter dem Strich stand auch aufgrund von neuerlichen Abschreibungen auf Beteiligungen ein Fehlbetrag von 248,2 Millionen Euro nach einem Überschuss von 72,5 Millionen Euro vor einem Jahr.
BETEILIGUNGEN FLOPPEN
Q-Cells musste den Wert seiner Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Sovello, das mit alternativen Produktionsverfahren Wafer, Zellen und Module herstellt, um 76,1 Millionen Euro nach unten korrigieren. Im ersten Halbjahr hatte Q-Cells bereits rund 600 Millionen Euro auf seine inzwischen abgestossene Beteiligung am norwegischen Siliziumhersteller Renewable Energy Corporation (REC) in den Wind schreiben müssen. Nach neun Monaten summiert sich damit der Nettoverlust auf 945,1 Millionen Euro.
Aus der Misere führen soll ein Konzernumbau samt Stellenabbau. Die Umsetzung verlaufe wie geplant, hiess es. Ab Dezember sollen bis zu 500 Mitarbeiter in Produktion und Verwaltung gehen. Ab dem ersten Quartal des kommenden Jahres erwartet der Vorstand dann eine Entlastung der Kasse. Ende September beschäftigte Q-Cells nach einer kräftigen Aufstockung der Mannschaft in der Boomzeit gut 2.750 Menschen.
UMSATZ SCHRUMPFT
Die Mitarbeiter haben jedoch nur noch wenig zu tun. Der Umsatz im dritten Quartal lag mit 184,1 Millionen Euro in etwa nur halb so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum zweiten Quartal stellte dies aber schon eine Verbesserung dar. Dabei war Q-Cells im vergangenen Jahr noch der grösste Zellenhersteller der Welt. Doch das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt hat rapide Marktanteile gegen Konkurrenten vor allem aus China verloren. Diese können billiger produzieren.
Obwohl das Jahr schon fast vorbei ist, traut sich der Vorstand weiterhin keine Prognose zu. Als Grund führte er neben dem schwierigen Tagesgeschäft auch die unübersichtlichen Kosten des Konzernumbaus an. Es bestehe im Schlussquartal das Risiko weiterer Belastungen, warnte das Management. Nachdem das Unternehmen drei Mal seinen Ausblick gesenkt hatte, hatte es im Juli sämtliche Zielmarken ersatzlos gestrichen. Im vergangenen Jahr hatte Q-Cells noch 1,25 Milliarden Euro umgesetzt und dabei einen Überschuss von 190,6 Millionen Euro erzielt./das/nl/tw