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Reitschule wird nicht verkauft – Berner verwerfen Initiative

(Keystone-SDA) Bern – Die Berner Reitschule wird nicht verkauft. Die Stimmberechtigten haben eine Initiative der Jungen SVP mit einem Nein-Stimmenanteil von 68,4 Prozent verworfen und sich somit zum fünften Mal an der Urne hinter das alternative Kulturzentrum gestellt.
Die rechtsbürgerlichen Initianten hatten gefordert, die Reitschule beim Hauptbahnhof Bern bis Ende 2011 zu schliessen und an den Meistbietenden zu verkaufen. Der neue Besitzer sollte das Areal beispielsweise als Sporthalle, Kino, Schwimmbad oder Einkaufszentrum nutzen.
Das Begehren blieb chancenlos. Mit 25’122 gegen 11’610 Stimmen wurde die Vorlage verworfen. Das Volk folgte damit der Abstimmungsempfehlung von Stadtregierung und Parlament. Die Stimmbeteiligung betrug 47,1 Prozent.
«Klares Bekenntnis»
Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) zeigte sich erfreut über das Abstimmungsresultat. Die Bernerinnen und Berner hätten der populistischen Initiative eine klare Absage erteilt und ein Bekenntnis zur Reitschule sowie zu Toleranz und kultureller Vielfalt abgelegt.
Zufrieden waren selbstredend auch die Reitschul-Betreiber. Nun heisse es fünf zu null für das autonome Kultur- und Begegnungszentrum, teilte die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule am Sonntagnachmittag mit.
Erich Hess, treibende Kraft hinter der Initiative, wollte sich am Sonntag nach verlorener Abstimmung noch nicht geschlagen geben. Er will nun auf kantonaler Ebene weiter gegen die Reitschule kämpfen und im Grossen Rat einen entsprechenden Vorstoss einreichen.
Es könne nicht angehen, dass mitten in der Stadt Bern ein rechtsfreier Raum wie die Reitschule existiere, betonte Hess.
Kulturoase oder Schandfleck?
Die Reitschule in Bern wird seit 1987 als Kultur- und Begegnungszentrum betrieben und erregt seit langem die Gemüter. Für die einen ist sie ein Schandfleck im Herzen der Bundesstadt, für die anderen eine Kulturoase ausserhalb gängiger Konventionen.
Im Abstimmungskampf bezeichnete die Junge SVP die Reitschule als «Hort für linke Aktivisten, Gewälttäter und Drogendealer». Seit Jahren biete sie bei Demonstrationen Chaoten Unterschlupf und setze sich über Vorschriften des Rechtsstaats hinweg.

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