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Schweizer Aussenhandel weiter in Hochform

Verpacken und Einschiffen: Schweizer Güter sind im Ausland gefragt wie kaum je zuvor. Keystone

Der Boom der Schweizer Wirtschaft zeigt sich auch im Aussenhandel: In den ersten neun Monaten des Jahren stiegen die Exporte um 12,4%, die Importe um 11,9%.

Der Überschuss in der Handelsbilanz hat die Zehn-Milliarden-Franken-Grenze überschritten. An der Spitze liegen Nahrungsmittel-, Metall- und Uhrenindustrie.

Der Überschuss der Handelsbilanz lag im Dreivierteljahr 2007 um einen Fünftel höher als in der Vorjahresperiode, teilte die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag mit.

Im Monat September hat sich der Aussenhandel wieder beschleunigt, mit nominellen Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahresmonat von 13,7% bei den Exporten und 14,8% bei den Einfuhren.

In den ersten neun Monaten steigerten sämtliche Branchen ihre Exporte. Sechs von zehn Industrien wuchsen im zweistelligen Bereich. An der Spitze lag die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, die im Getränkebereich um über einen Drittel zulegte und rund einen Sechstel mehr Tabakfabrikate und Schokolade exportierte.

Luxusuhren als Renner

Ebenfalls stiegen die Ausfuhren der Metall- und der Uhrenindustrie. Ein massives Absatzminus erlitt hingegen die Sparte Telekommunikation.

Der Wert der Uhrenexporte erhöhte sich gemäss Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) um 16,3% auf 1,3 Mrd. Franken. Exportrenner sind weiter die Luxusuhren. Erneut lag Hongkong vor den USA als wichtigster Absatzmarkt für Schweizer Uhren.

Ein zweistelliges Absatzplus erzielte die Schweizer Exportindustrie zudem in allen Wirtschaftsräumen. Besonders kräftig war es in den Transformationsländern.

Um zwei Fünftel nahmen die Lieferungen nach Brasilien zu, um rund einen Viertel unter anderem jene nach Saudi-Arabien, Russland, China und Indien.

Europa hat Nase vorn

Auffallend ist das unterschiedliche Wachstums-Tempo in der Europäischen Union (+13,1%) und den Industrieländern in Übersee (+4,2%). “Dies liegt vor allem am schwächeren Wachstum in den USA und Japan”, sagte Matthias Pfammatter von der Zollverwaltung.

Wieso diese Märkte schwächeln, ist laut Pfammatter nicht klar. “Einerseits hat der Maschinenbereich praktisch stagniert. Das würde für eine Konjunkturverlangsamung sprechen.” Andererseits hätten auch die Exporte in den konjunkturunabhängigen Bereichen der Pharmazeutik und Chemikalien stagniert.

Chemikalien und Metalle im Inland gefragt

In den ersten neun Monaten 2007 hat die Schweiz vor allem Rohstoffe und Halbfabrikate importiert (+21,7%). An zweiter Stellen standen mit einem Plus von 12,5% die Investitionsgüter.

Die Konsumgüter-Einfuhren weiteten sich im laufenden Jahr um rund 10% aus. Namentlich die Haushaltsapparate und-gegenstände, Wohneinrichtungen, Arzneiwaren und die Personenautos nahmen zwischen 13 und 15% zu.

Verdoppelt beziehungsweise um die Hälfte erhöht haben sich die Importe aus Kasachstan und Russland (Energieträger). Die beiden Länder lösten laut Pfammatter damit die Arabischen Emirate, Nigeria und Libyen als wichtigste Energie-Lieferanten ab. Die Importe aus diesen Ländern gingen massiv zurück.

swissinfo und Agenturen

Noch nie wurden in den ersten drei Quartalen so viele neue Unternehmen gegründet wie 2007 (2648). Das sind knapp 3% mehr als in der Vorjahresperiode.

Die Konkurse von Unternehmen gingen um 4,3% zurück, diejenigen von Privaten dagegen stiegen auf einen Rekordstand (4640). Experten sehen dies als neue Tendenz.

Das Hoch des Schweizer Aussenhandels stützt sich unter anderem auf den schwachen Franken, der die Schweizer Waren und Güter für das Ausland “vergünstigt”.

Der Euro erreichte in den letzten Tagen mit 1,68 Franken den höchsten Stand seit Einführung. Der tiefe Frankenkurs bedeutet aber ein importiertes Inflationsrisiko.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird deshalb laut Präsident Jean-Pierre Roth nicht zögern, den Leitzinssatz erneut zu erhöhen, falls die Frankenschwäche zu einer Verschlechterung der Inflationssituation führe.

Nach der Erhöhung vom September gab die Nationalbank keine Hinweise über die Zinsentwicklung der nächsten Monate. Annahmen, dass es keine weiteren Zinsschritte nach oben geben werde, bezeichnete Roth als falsch.

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