seco unter die Lupe

Die Geschäfts-Prüfungskommission des Nationalrats (GPK) untersucht das Staats-Sekretariat für Wirtschaft (seco). Im Zentrum steht die Fusion zwischen den Bundesämtern "für Industrie, Gewerbe und Arbeit" (BIGA) und "für Aussenwirtschaft" (BAWI). Anlass sind interne Probleme.
Botschafter Oscar Zosso vom seco bestätigte am Samstag (14.07.) in einem Interview der «Basler Zeitung», dass eingehende Abklärungen im Gang seien. «Das seco läuft», sagte seco-Geschäftsleitungs-Mitglied Zosso. Er räumte aber ein, dass es in der Verwaltung nicht viel anders als in der Wirtschaft sei: Nach Fusionen gebe es automatisch Widerstände bei einzelnen Leuten, die auf ihre wohl erworbenen Angewohnheiten verzichten müssten. «Bei der Fusion kamen zwei Organisationen mit sehr unterschiedlicher Kultur zusammen, und so werden wir wohl immer zwei Gruppierungen haben, die nicht austauschbar sind», sagte er. Dennoch sollte kurzfristig das inzwischen aufgebaute Potenzial in den gegebenen Strukturen genutzt werden, sagte Zosso. «Nach zwei Jahren ist es zu früh und zu spät, um wieder alles umzukrempeln», fügte Zosso hinzu. Das seco war Mitte 1999 aus der Fusion von Bundesamt für Aussenwirtschaft und Bundesamt für Wirtschaft und Arbeit entstanden und wird von Staatssekretär David Syz geleitet.
Gemäss dem Zeitungsbericht stützt sich die Geschäftsprüfungs-Kommission (GPK) des Nationalrats bei ihrer Untersuchung auf eine interne Studie, die Staatsekretär Syz letztes Jahr in Auftrag gegeben hatte. Botschafter Zosso wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es sich um eine interne Bestandesaufnahme handle. Der Bericht enthalte viele gute und wertvolle Erkenntnisse, aber auch falsche Interpretationen und Schlussfolgerungen. Die Geschäftsleitung des seco sei im Sommer vergangenen Jahres zum Schluss gekommen, dass der Bericht nicht weiter verwendet werde, weil er teilweise überholt sei und deshalb keine Grundlage für die Lösung der Probleme bilde. Intern habe man beim seco schon im letzten Herbst ein neues Leitbild verabschiedet und im Dezember Sofortmassnahmen ergriffen. Eine neue Beurteilung der Situation ist für August vorgesehen.
Auf die Frage, ob der im Mai 1999 von Bundesrat Pascal Couchepin zum Bund geholte frühere SIC-Konzernleiter Syz im seco akzeptiert werde oder ob er immer noch als Aussenseiter gelte, sagte Zosso: «Die Tatsache, dass er von aussen kam, bleibt eine Tatsache. Aber er ist unser Chef und als solcher ist er akzeptiert.»
Gespräche im Gange
Die GPK habe mit verschiedenen Personen gesprochen, um die Fusion von Anfang 1999 zu beleuchten, bestätigte seco-Sprecher Alain Kocher den Bericht der «Basler Zeitung». Die Gespräche mit etwa acht Personen aus Geschäftsleitung und Mitarbeiterstab seien im letzten Frühling geführt worden.
Kocher bezeichnete es als «normalen Vorgang», dass Parlamentarier diese nicht alltägliche Fusion von zwei Bundesämtern unter die Lupe nehmen. Durch die Fusion seien verschiedene Geschäftskulturen aufeinander getroffen, sagte er weiter. Beim seco herrsche nun eine flache Hierarchie.
In den letzten zwei Jahren seien Fehler korrigiert worden. Beispielsweise seien «geringe organisatorische Anpassungen» vorgenommen worden. Die Dossiers seien bereinigt worden, die Geschäfte klar zugeteilt. Nach der Sommerpause werde die Geschäftsleitung weitere Massnahmen zur Weiterentwicklung des seco erarbeiten und beschliessen.
swissinfo und Agenturen

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