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Sentosa und Geylang

Per Schweizer Seilbahn unterwegs nach Sentosa. Christian

Die künstliche Freizeitinsel Sentosa und das Rotlichtmilieu Geylang sind zwei komplett verschiedene Teile von Singapur. Der eine ist touristisch und steril, der andere authentisch und frech.

Etwas südwestlich vom Stadtzentrum von Singapur, zwischen Einkaufszentrum und Containerterminal, verlässt eine Seilbahn Singapur. Hier beginnt das inszenierte Freizeiterlebnis Sentosa.

Inszenierte Welt

Man schwebt in einer Kabine des Schweizer Von Roll-Konzerns über den kurzen Meeresabschnitt zwischen der Hauptinsel von Singapur und der grösstenteils von Menschenhand gebauten Insel Sentosa und fühlt sich fast wie in einem Skigebiet in den Alpen, nur die Aussicht ist etwas anders: Passagier-Terminal und Hafen auf der einen Seite, Containerlager und die Skyline von Singapur auf der anderen.

Sentosa dient als Naherholungsgebiet für Familien und vor allem als Touristen-Attraktion. Nach fünf Minuten Fahrt erwartet einen ein Freizeitpark mit all den inszenierten Welten, die ein normaler Vergnügungspark zu bieten hat: Shows und 3D-Kino, Aussichtsturm und Rodelbahn, einem Maskottchen gewidmeter Lehrpfad und viele teure Verpflegungs- und Souvenirstände. Weiter ist die Insel mit mehreren künstlichen Stränden, Hotelanlagen und sogar einem Golfpark ausgestattet.

Aus mit der Idylle

Um von der Hektik in der Stadt etwas Abstand zu gewinnen und die Ruhe zu geniessen, ist Sentosa der falsche Ort. Die Aussicht am Strand ist eine endlose Kette von Frachtschiffen und Tankern, die vor Sentosa ankern und auf Einlass in den Hafen von Singapur warten. Das Wasser macht einen nicht sehr sauberen Eindruck, fast niemand schwimmt im Meer.

Die Ruhe wird von einem Animator gestört, der lauthals den Hauptpreis eines Lottos verkündigt (eine Waschmaschine) und von den Maschinen auf der riesigen Baustelle, die Sentosa um ein Luxusresort mit Casino vergrössern.

Das Vogelgezwitscher aus den Lautsprechern ist zu leise und zu unecht, um eine echt friedliche Stimmung herbeizuzaubern.

Geylang

Um vom Stadtzentrum nach Geylang zu gelangen, fährt man gerade in die entgegengesetzte Richtung von Sentosa. Dort ist man aber nicht nur geographisch an einen völlig anderen Ort.

Geylang ist bekannt für Prostitution und für die vielen Durianstände, die uns ja aus der letzten Kolumne bekannt sind. Geylang ist eines der spannendsten und lebendigsten Quartiere in Singapur.

In der Hauptstrasse reihen sich die vielen Restaurants und Cafés aneinander, alle bis spät in die Nacht voll besetzt mit Singapurianern, die sich friedlich unterhalten oder laut miteinander debattieren.

In den Nebengässchen treffen sich die Einheimischen zu illegalen Wett- und Kartenspielen, und überall versuchen einem Strassenverkäufer steuerfreie, geschmuggelte Zigaretten anzudrehen.

Das Essen in Geylang ist exzellent, und besonders die Auswahl an chinesischer, indischer und malaysischer Küche ist gross. Die Strassen sind dauernd verstopft, ein freies Taxi zu erwischen, ist fast unmöglich.

Die Warnung des Taxifahrers, Geylang sei ein schlechtes und unsicheres Quartier, ist wohl eher als moralischer Kommentar über die Prostitution zu verstehen und nicht als ernsthafte Sorge um meine Sicherheit. Denn das Rotlichtmilieu in Singapur macht mir trotz allem einen sehr sicheren Eindruck.

Vielseitigkeit in Singapur

Alleine bei der Betrachtung zweier Stadtteile von Singapur stelle ich fest, wie vielschichtig diese Stadt ist. Singapur hat in ganz verschiedenen Bereichen etwas zu bieten: Das hochmoderne Geschäftszentrum, das traditionelle Chinatown, eine touristische Insel wie Sentosa oder ein aufregendes Quartier wie Geylang.

Wer einen Zwischenhalt in Singapur einlegt, ist gut beraten, den Touristenführer zu ignorieren und Sentosa links liegen zu lassen. Stattdessen besucht er oder sie Geylang und bekommt dafür das echte Singapur zu sehen, nicht das inszenierte.

swissinfo, Christian Zingg, Singapur

Immer häufiger reisen auch Jugendliche für längere Zeit ins Ausland.

Studenten profitieren von Austauschprogrammen.

Zu ihnen gehört Christian Zingg, der ein Semester in Singapur absolviert.

Von dort berichtet er für swissinfo regelmässig über seine Erlebnisse.

Geboren am 2. Oktober 1986 in Bern.

Die Schulen absolvierte er mehrheitlich in Bern. Von August 2003 – Juni 2004 machte er ein Austauschjahr an der Highschool in Portage, Indiana, USA.

Er studiert in Bern Volkswirtschaftslehre und als Nebenfächer Politikwissenschaft und Philosophie.

Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht er Englisch und Französisch.

Zu seinen Hobbys zählen Saxophon spielen, Badminton und Lesen.

Sein 5. Semester (August 08 bis Januar 09) verbringt er an der Singapore Management University (SMU).

Es handelt sich nicht um ein Erasmus-Programm, sondern um ein bilaterales Abkommen zwischen der Uni Bern und der SMU. Pro Jahr stehen vier Studienplätze für Berner Studenten zur Verfügung.

privat

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