Kahlschlag bei Schweizer Nachrichtenagentur
Die Schweizer Medien befinden sich in einer schwierigen Lage. Das hat auch Folgen für die einzige Schweizer Nachrichtenagentur: Die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) baut bis zu 40 ihrer 180 Stellen ab.
Schweizer Medien sind finanziell unter Druck und bezahlen immer weniger für Nachrichten. Die SDA musste deshalb nach eigenen Angaben ihren Kunden – den Medienunternehmen – empfindliche Preiszugeständnisse machen. Es drohe ein Verlust in Millionenhöhe, sagte SDA-Geschäftsführer Markus Schwab gegenüber SRF.
Deshalb baut die SDA 35 bis 40 Stellen ab – etwa ein Fünftel der bisherigen 180 Stellen. Diese Restrukturierung erfolge unabhängig von einer im Oktober 2017 angekündigten Fusion mit der Bildagentur Keystone. Auch diese löste Angst vor Stellenabbau aus.
Weniger Berichterstattung
Die SDA wurde 1894 von den Schweizer Zeitungen gegründetExterner Link, die nicht mehr von den ausländischen Nachrichtenagenturen abhängig sein wollten. Ironie des Schicksals: Die SDA wird zukünftig vereinzelt internationale Meldungen direkt von den ausländischen Nachrichtenagenturen an ihre Kunden weiterleiten.
Bei Meldungen aus dem Ausland könne die Qualität leiden, gab Schwab gegenüber SRF zu. Die Teams der Inland- und Auslandredaktion werden zusammengelegt. Der Umfang der Berichterstattung wird laut SDA abnehmen.
Der Staat soll es richten?
Der massive Stellenabbau bei der SDA und auch deren allfällige Fusion mit Keystone sind umso problematischer, wenn man bedenkt, dass die Schweiz nur noch eine einzige Nachrichtenagentur hat. Die letzte Konkurrentin der SDA wurde 2010 geschlossen.
Das macht auch Medienprofessor Otfried JarrenExterner Link von der Universität Zürich Sorgen: «Wir haben leider keinen Wettbewerb mehr bei den Nachrichtenagenturen», sagte er gegenüber SRF. Wenn dann auch noch Personal und damit die Angebotsleistung reduziert würden, so sei dies eine «gravierende medienpolitische Veränderung» in der Schweiz. Laut Jarren müsste allenfalls die öffentliche Hand zusätzliche Unterstützung bieten.
Bereits heute erhält die SDA indirekt Gelder des Bundes – weil dieser ein wichtiger Kunde ist. Ab 2019 soll die SDA zudem jährlich 2 Millionen Franken aus dem Topf der Fernseh- und Radiogebühren erhalten. Der Bundesrat zog im Rahmen des geplanten Mediengesetzes nebst der Förderung von Online-Medien auch eine Unterstützung der SDAExterner Link in Betracht.
Die Finanzierung von Medien durch Gebühren sowie staatliche Presseförderung im Allgemeinen sind in der Schweiz zurzeit allerdings stark umstrittenExterner Link. Am 4. März 2018 wird über eine Volksinitiative abgestimmt, welche die Gebühren für den öffentlichen Rundfunk SRG abschaffen will.
swissinfo.ch ist eine Unternehmenseinheit der SRG, die zu den Hauptaktionärinnen der SDA gehört. Wie die meisten Schweizer Medien verwendet und / oder publiziert auch swissinfo.ch Nachrichten der sda.
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