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bäume werden geschnitten

Die Woche in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Willkommen zu unserer Auswahl der wichtigsten – und buntesten – Geschichten aus der Schweiz der letzten sieben Tage.

Wer ist der «berüchtigtste öffentliche Intellektuelle der Schweiz» und warum wurde er von seinen (vielen) Feind:innen als «Verräter» bezeichnet?

Wir befassen uns auch mit den Herausforderungen von Ehepartner:innen von Auslandschweizer:innen, die Schweizer Bürger:in werden wollen; mit den besser als erwarteten Nachrichten über das Haushaltsdefizit des Bundes und mit der Frage, was das Schweizer Stimmvolk von der Initiative für eine nachhaltige Wirtschaft gehalten hat.

Die Schwerpunkte dieser Woche

jean ziegler blickt in die kamera
Keystone / Salvatore Di Nolfi

Der Mann, der die schmutzigen Geheimnisse der Schweiz aufgedeckt hat

Der Schweizer Soziologieprofessor Jean Ziegler hat die letzten 60 Jahre damit verbracht, die Schweiz als Förderin des Bösen in der Welt anzuprangern und sich dabei zahllose Feind:innen gemacht, von denen ihm viele Verrat vorwerfen.

Am Donnerstag veröffentlichte die britische Zeitung The Guardian einen sogenannten «Long Read»Externer Link über «den berüchtigtsten öffentlichen Intellektuellen der Schweiz«. Ziegler, 90, nimmt kein Blatt vor den Mund: «An den Wänden des UBS-Hauptsitzes mag kein Blut fliessen», sagte er einmal. «Aber es ist, als ob: Der relative Wohlstand der Schweizer wird durch Tod, Angst und Hunger finanziert.»

Ein in Genf aufgewachsener Journalist hat den Artikel verfasst. Er befasst sich mit Zieglers prägenden Jahren – in denen er unter anderem mit Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und später Che Guevara Zeit verbracht hat – und mit den Gründen, die ihn dazu brachten, Schweizer Unternehmen (insbesondere Banken) und Einzelpersonen mit allem – vom Drogenhandel bis zu Menschenrechtsverletzungen im Ausland – in Verbindung zu bringen.

«Die Tatsache, dass dieses winzige Land mit einer Fläche von nur 42’000 Quadratkilometern, von denen nur 60% bewohnbar sind, und einer Bevölkerung von weniger als zehn Millionen Einwohnern ein so mächtiges Offshore-Zentrum ist –27% des weltweiten Offshore-Vermögens werden in oder von der Schweiz aus verwaltet – ist einfach erstaunlich», sagt er.

Karin Keller-Sutter
Keystone-SDA

Die Schweiz bringt den Haushalt (fast) ins Gleichgewicht

Am Mittwoch gab es gute Nachrichten – zumindest teilweise: Vorläufige Zahlen zeigten, dass der Bundeshaushalt Ende 2024 nur mit 80 Millionen Franken im Minus lag – statt der veranschlagten 2,6 Milliarden Franken.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter zeigte sich an einer Pressekonferenz in Bern «erleichtert und zufrieden». Sie betonte jedoch mehrfach, dass das Ergebnis nicht ganz realistisch sei: Es sei auf höhere Einnahmen, spezifische Einmaleffekte und die Sparmassnahmen der letzten zwei Jahre in Höhe von 4 Milliarden Franken zurückzuführen, wie das Schweizer Fernsehen RTS berichtete.

Die politischen Reaktionen fielen gemischt aus, berichtete das Schweizer Radio SRF. Die Parteien konzentrierten sich auf die Massnahmen der Regierung zur Einsparung von Milliarden von Franken. Die linken Grünen und Sozialdemokraten zeigten sich am Mittwoch zwar erfreut über die Nachricht, gleichzeitig aber auch verärgert. Die Einsparungen würden auf Kosten sozialer Projekte sowie von Umwelt und Klima erfolgen, sagten sie und forderten, dass sich dies nun ändern müsse. Die sozialdemokratische Parlamentarierin Sarah Wyss äusserte die Hoffnung, dass die Mehrheit des Parlaments «erkennen wird, dass wir investieren müssen – und dass wir es uns leisten können».

Lars Guggisberg von der rechtskonservativen SVP hielt das Sparpaket jedoch für «notwendiger denn je. Wir haben in den letzten 30 Jahren massiv über unsere Verhältnisse gelebt. Die Ausgaben sind deutlich schneller gestiegen als das Wirtschaftswachstum».

Schweizer Pass
Wenn Sie mit einem Auslandschweizer oder einer Auslandschweizerin verheiratet sind, ist der Weg zum Schweizer Bürgerrecht mit viel Papierkram und zahlreichen Bedingungen verbunden. Keystone / Christian Beutler

Der Einbürgerungs-Hindernisparcours für Ehegatt:innen von Auslandschweizer:innen

Einer unserer beliebtesten Artikel dieser Woche befasste sich mit den Hürden, mit denen die Ehemänner und -frauen von Auslandschweizer:innen konfrontiert sind, die Schweizer Bürger:in werden wollen.

«Es ist zu kompliziert», sagt André Henri, ein Schweizer in Thailand, über die mögliche Einbürgerung seiner Frau. «Man weiss nicht, wo man sich im Antragsverfahren befindet», klagt Antoine Belaieff, ein Schweizer in Kanada.

Dennoch beantragen jedes Jahr mehr als hundert Ehepartner:innen von im Ausland lebenden Schweizer:innen bei ihren Schweizer Botschaften oder Konsulaten die «vereinfachte Einbürgerung». In unserem Artikel erklärt meine Kollegin Emilie Ridard die Voraussetzungen für die vereinfachte Einbürgerung, das Verfahren und die Fristen sowie die Kosten, die Sie für das Privileg, Schweizer:in zu werden, erwarten können.

Mitglieder des Initiativkomitees nehmen das Abstimmungsresultat mit Enttäuschung entgegen.
Keystone / Peter Klaunzer

Die Jugendsektion der Schweizer Parteien: Was soll das?

Die Initiative zur Begrenzung der Managergehälter der Juso im Jahr 2013, die Renteninitiative der Jungfreisinnigen im vergangenen Jahr und nun die Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen – alle drei wurden an der Urne deutlich abgelehnt. Aber selbst wenn sie von den Wähler:inenn abgeschossen wird, zahlt sich eine Volksinitiative oft für die Jugendabteilung einer Partei auf anderen Ebenen aus, so der Politologe Urs Bieri gegenüber dem Schweizer Radio SRF.

Jung zu sein bedeute, mehr in Schwarz und Weiss zu denken – Initiativen seien daher für junge Menschen attraktiver, wenn sie radikal und grundlegend formuliert seien, erklärte er. Dies kann es leichter machen, junge Menschen zu mobilisieren und sie vielleicht sogar als Mitglieder für ihre Partei zu gewinnen.

Wenn es dann zur Abstimmung kommt, müssen sie in der Regel jedoch mit Enttäuschungen rechnen. Langfristig zahlen sich Volksinitiativen für Jungparteien aber aus, da sie an Sichtbarkeit gewinnen, ihr Profil schärfen und ihre Themen in den politischen Diskurs einbringen können, so Bieri.

«Jungparteien sind ein sehr wichtiges Übungsfeld für den gesamten politischen Prozess. Wir wissen, dass eine Politisierung in jungen Jahren eine längere und nachhaltigere Wirkung hat. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch erfahrene Leute aus Jungparteien in die höchsten Ämter aufsteigen können», sagte er.

  • Jungparteien: Fluch oder Segen? – Bericht von SRF.
  • Jungparteien, das Testgelände der Schweizer Politik – unser Artikel zum Thema.

Ungewöhnliche Schweiz

Stockhorn
Felsige Landschaft um das Stockhorn im Simmental. Keystone

Vor sechshundert Jahren wurde eine grausame Hexenjagd im Simmental in einem Buch beschrieben.

Doch wie kam es dazu, dass die Ereignisse in einem Tal im Berner Oberland zum Vorbild für Hexenjagden in ganz Europa wurden?

Bild der Woche

Flösser auf dem Ägerisee
Rollend den Fluss hinunter: Ein Forstarbeiter der Genossenschaft Unterägeri und Oberägeri treibt am Mittwoch Baumstämme aus dem Bergwald hinunter zum Ufer des Ägerisees im Kanton Zug in der Zentralschweiz. Die Tradition des Flössens auf dem Ägerisee wird seit 1850 alle vier bis fünf Jahre durchgeführt. Die Flossfahrt von der Bergmatt nach Oberägeri findet dieses Jahr am 8. März statt. Keystone / Urs Flueeler

Nächste Woche

Zwei Mitglieder der Reggaeband Lauwarm.
Zwei Mitglieder der Reggaeband Lauwarm. Keystone / Alexandra Wey

Am Montag wird ein Urteil im ungewöhnlichen Fall einer Reggaeband aus Bern erwartet. Im Jahr 2022 spielten die vier weissen Musiker, von denen einige Dreadlocks und typisch afrikanische Kleidung trugen, ein Konzert in einem linksgerichteten Restaurant in Bern. Ein Teil des Publikums fühlte sich offenbar unwohl und sah darin «kulturelle Aneignung». Während einer Pause wurde entschieden, dass die Band nicht mehr auf die Bühne zurückkehrt. Die Jugendsektion der rechtskonservativen SVP betrachtete dies als offensichtlichen Rassismus – gegen weisse Menschen – und meldete das Restaurant den Behörden. Die Staatsanwaltschaft in Bern verhängte daraufhin eine Geldstrafe von 3000 Franken gegen das Restaurant. Dieses legte Einspruch ein, weshalb es nun zum Gerichtsprozess kommt.

Das «Generationen-Barometer 2025» wird am Donnerstag veröffentlicht. Was motiviert die Generationen in der Schweiz, und was belastet sie? Wie wird der Zusammenhalt zwischen den Generationen wahrgenommen? Zum vierten Mal hat das Berner Haus der Generationen eine repräsentative Studie durchgeführt, um die Stimmung der Schweizer Bevölkerung zu erfassen.

Editiert von Balz Rigendinger/dos

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