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Studierende protestieren

Die Woche in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Willkommen zu unserer Auswahl der wichtigsten – und interessantesten – Geschichten aus der Schweiz der letzten sieben Tage.

Diese Woche gingen Tausende Studierende auf die Strassen. Sie protestierten unter anderem gegen höhere Studiengebühren. Die Abstimmung über die E-ID ging äusserst knapp aus, und die Fluggesellschaft Swiss muss mehr Gewinn erwirtschaften.

Herzliche Grüsse aus Bern

Studierende protestieren mit Schild "No price tag on our future"
Tausende Studierende protestierten am Mittwoch vor dem Bundeshaus in Bern. Keystone / Peter Klaunzer

Die Schweiz erlebte diese Woche Proteste von Studierenden gegen die geplante Verdoppelung der Studiengebühren und erhebliche Sparmassnahmen im Bildungsbereich. Sie warnten vor einer Gefährdung der Chancengleichheit und des Forschungsstandorts Schweiz.

Am Mittwoch demonstrierten über 2000 Studierende in Bern und weiteren Städten gegen das vom Bund geplante Entlastungspaket 27. Dieses sieht unter anderem eine erhebliche Erhöhung der Studiengebühren und starke Kürzungen bei Forschung und Bildung vor. Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) übergab der Bundeskanzlei gemäss eigenen Angaben eine Petition mit 37’361 Unterschriften.

Die Folgen der Sparmassnahmen werden als schwerwiegend eingeschätzt: Längere Studienzeiten, mehr Nebenjobs, verzögerter Berufseintritt, die Gefährdung internationaler Kooperationen und schwächere Innovationskraft. Zudem seien bis zu 700 Forschungsprojekte und rund 2000 Stellen in Gefahr, wie die SRG-Medien berichten.

Studierende und Forschende fordern ein gerecht finanziertes Hochschulsystem, das offen und bezahlbar bleibt. Die Proteste in Zürich, Lausanne und Basel zeigten die breite Ablehnung der Massnahmen, die von den Studierenden als Angriff auf die Zukunft von Bildung und Forschung in der Schweiz verstanden werden.

Eine Frau zeigt ihren elektronischen Lernfahrausweis auf einem Handy einem Polizisten
Im Kanton Neuenburg läuft gegenwärtig ein Pilotversuch mit elektronischen Lernfahrausweisen. Keystone / Cyril Zingaro

Das Ja zur E-ID am Sonntag fiel mit 50,4 Prozent äusserst knapp aus. Das Resultat spiegelt grosse Ängste und Misstrauen gegenüber dem neuen digitalen Ausweis und staatlichen Kontrollmöglichkeiten wider.

Mobilisiert vor allem durch die gleichzeitig anstehende Abschaffung des Eigenmietwerts, zeigte sich die konservative, ländliche Wählerschaft skeptisch gegenüber der E-ID, wie mein Kollege Balz Rigendinger in seiner Analyse schreibt. Diese Menschen befürchten einen Eingriff des Staats in den digitalen Alltag und misstrauen neuen Technologien auf dem eigenen Handy.

Die Vorlage wurde im Vergleich zur Version von 2021 überarbeitet. So sollen die Daten zwingend beim Staat bleiben. Dennoch bleibt eine grosse Skepsis, weil die elektronische Identität künftig vermutlich in immer mehr Bereichen eingesetzt werden wird. Dazu kommt ein Misstrauen gegenüber künstlicher Intelligenz, weil diese als mächtig, undurchsichtig und von grossen Konzernen dominiert wahrgenommen wird, was Ängste vor Datenmissbrauch und Kontrollverlust schürt.

Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung hat Mühe mit digitalen Technologien. Zwar ist die E-ID freiwillig, doch der gesellschaftliche Druck, sie zu nutzen, könnte stark zunehmen. Die Behörden stehen nun vor der Herausforderung, diese Ängste ernst zu nehmen und digitale Inklusion zu fördern, um die Spaltung zwischen «digitalen Analphabeten» und Nutzenden nicht zu vertiefen.

Zwei solitäre Hochhaustürme in einer Stadt
Die beiden Türme des Schweizer Pharmakonzerns Roche dominieren das Stadtbild von Basel. Keystone / Georgios Kefalas

Die Unberechenbarkeit der US-Regierung zeigte sich diese Woche bei den angedrohten Zöllen auf Pharmaprodukte: Auf den 1. Oktober angekündigt, sollen diese erst später in Kraft treten.

Letzte Woche hatte US-Präsident Donald Trump überraschend neue Zölle auf Arzneimittel angekündigt. Ab 1. Oktober sollte auf Importe von Markenarzneien und patentierte Medikamente in die USA ein Aufschlag von 100 Prozent erhoben werden. Die Pharmabranche war in Aufruhr.

Nun sollen diese Zölle doch noch nicht erhoben werden, wie die Deutsche Presseagentur aus US-Regierungskreisen erfahren hat. Konkrete Gründe für den Rückzieher wurden nicht genannt.

Die beiden Schweizer Pharmariesen Roche und Novartis haben bereits milliardenschwere Investitionsprogramme in den USA angekündigt, eine Möglichkeit, den Strafzöllen auszuweichen. Der US-Konzern Pfizer einigte sich mit der US-Regierung über günstigere Medikamente, was die Aktienkurse von Pharmatiteln am Donnerstag stark anziehen liess.

Ein Flugzeug, davor eine Crew
Inwieweit die Crews der Swiss von den Massnahmen betroffen sein werden, ist noch unklar. Keystone / Laurent Gillieron

Die Fluggesellschaft Lufthansa verlangt von ihrer Tochter Swiss trotz deren Top-Ergebnis ein rigides Sparprogramm, um den Konzerngewinn massiv zu steigern. Dabei soll die Schweizer Airline hunderte Millionen Franken zum Gewinnzuwachs beisteuern – mit spürbaren Folgen für Personal und Strukturen.

160 Millionen Franken pro Jahr: So viel mehr soll die Swiss mindestens zum Konzerngewinn beisteuern. Bei einer weniger konservativen Berechnung könne man sogar auf den doppelten Betrag kommen, schrieb der Tages-Anzeiger, der die Zahlen genau analysiert hat, am Donnerstag. Die Konzernspitze der Lufthansa sieht bei der Swiss vor allem wegen hoher Kosten und teurer Lohnverträge Sparpotenzial.

Trotz der hohen Kosten und dem immer stärkeren Franken hat die Swiss mit knapp 700 Millionen Franken Gewinn 2024 die beste Marge im Lufthansa-Konzern erwirtschaftet. Steigende Gebühren, teure Wartung und neue Arbeitsverträge erhöhen jedoch den Kostendruck. Der Konzern plant daher zentrale Effizienzprogramme und Stellenabbau, vor allem in Deutschland, während in der Schweiz konkrete Massnahmen noch offen sind.

Ein Bestandteil der Sparbemühungen ist die interne Verlagerung von etwa 70 Flight-Attendants von Swiss zur Schwestergesellschaft Edelweiss, die Personalbedarf hat. Damit orientiert sich die Lufthansa-Gruppe an einer Arbeitsteilung, bei der kleinere Tochterfirmen vor allem das Kurzstreckengeschäft abdecken, während die Hauptmarken weiter entfernte Destinationen anfliegen.

Schweine rennen um die Wette, das Publikum feuert sie an
Das «Säulirennen» ist eine zentrale Tradition an der St. Galler Olma, so wie auch die Olma-Bratwurst. Keystone / Gian Ehrenzeller

Die kommende Woche

Es ist wieder so weit: Die Nobelpreis-Woche steht an. Jeden Tag von Montag bis Freitag wird um die Mittagszeit ein Nobelpreis verliehen: Physiologie oder Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden (der Wirtschaftspreis wird am 13. Oktober verliehen). Eine Schweizerin und ein Schweizer sollen Berichten zufolge zu den Favoriten gehören.

Am Montag wird der diesjährige Gault-Millau-Gastronomieführer zusammen mit den «Köchen des Jahres» veröffentlicht.

Am Donnerstag ist die Eröffnung der 82. Olma, der zehntägigen Lebensmittel- und Landwirtschaftsmesse in St. Gallen, die grösste öffentlich zugängliche Messe der Schweiz. Verpassen Sie nicht das «Säulirennen»!

Am Freitag schliesslich wird Eurovision-Star Nemo das lang erwartete Debütalbum veröffentlichen. Es heisst «Arthouse».

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