
Heute in der Schweiz
Liebe Auslandschweizerinnen, liebe Auslandschweizer
Mir hat es das Abschiednehmen immer erleichtert, wenn eine Person vor ihrem Tod schon längere Zeit gebrechlich und hilfsbedürftig war. Die Phase von akuter Krankheit und Sterben kam anschliessend weniger abrupt. Für die Betroffenen aber kann auch diese Phase so belastend sein, dass sie sie abkürzen wollen.
Herzliche Grüsse

Die französische Sterbehilfe-Aktivistin Jacqueline Jencquel hat sich das Leben genommen.
Der Rücken schmerzt, Joggen steht ausser Frage und der Sex ist auch nicht mehr, was er einmal war: Die Französin Jacqueline Jencquel fand das Altern unerträglich. Sie wollte sterben, bevor es ihrer Meinung nach richtig unwürdig würde.
2018 kündigte sie an, mit Hilfe einer schweizerischen Sterbehilfeorganisation aus dem Leben scheiden zu wollen. «Das Alter ist eine unheilbare Krankheit», argumentierte sie. Jede und jeder solle den eigenen Todeszeitpunkt wählen dürfen, auch ohne unheilbar krank zu sein.
Das sorgte damals sogar in der liberalen Schweiz für Entsetzen. Und nun hat Jacqueline Jencquel tatsächlich ihr Leben beendet. Aber nicht in der Schweiz, sondern allein bei sich zu Hause in Frankreich. Sie wurde 78 Jahre alt.
- Die Meldung bei Le TempsExterner Link (auf Französisch).
- Der BlogExterner Link von Jacqueline Jencquel, in dem sie ihre Absicht begründete (auf Französisch).
- Aus unserem Archiv: Ein Interview mit Ethiker Alberto Bondolfi (mein Vater) über den Fall Jacqueline Jencquel.
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Urteil des Bundesgerichts: Nehmen Politikerinnen während des Mutterschaftsurlaubs an Sitzungen teil, erhalten sie kein Geld mehr.
Nationalrätin Kathrin Bertschy von den Grünliberalen nahm während ihres Mutterschaftsurlaubs an Parlamentssitzungen teil. Sie verlor dadurch ihr Anrecht auf Mutterschaftsgeld.
So hat es das Bundesgericht entschieden. Bertschy habe im Nationalrat abgestimmt und damit ihren Mutterschaftsurlaub abgebrochen, argumentiert das Gericht.
Die Berner Ausgleichskasse habe zu Recht die Mutterschaftsentschädigung gestrichen – auch für Bertschys Beruf neben dem politischen Amt, den sie gar nicht wiederaufgenommen hatte.
- Der Artikel bei NauExterner Link.
- Auch der Tages AnzeigerExterner Link berichtet (Paywall).
- Aus unserem Archiv: Serie zum Elternsein in der Schweiz.

Die Nachrichten in der Schweiz betreffend den Ukraine-Krieg.
Inzwischen sind 23’000 Geflüchtete aus der Ukraine in der Schweiz registriert. Manche haben bereits Sozialhilfe erhalten, aber die Abläufe sind kompliziert.
Das schweizerische Aussendepartement verurteilt die Geschehnisse in Butscha, verzichtet dabei aber auf die Formulierung «Kriegsverbrechen». Dafür erntet Aussenminister Ignazio Cassis Kritik.
Die Chancen der Schweiz auf die Rolle als Vermittlerin im Ukraine-Krieg sind gering. Dies sagte Ex-Botschafter Yves Rossier gegenüber der SonntagsZeitung. Die Türkei hingegen habe sich geschickt positioniert.
- Der Tages AnzeigerExterner Link über Sozialhilfe für Geflüchtete (Paywall).
- Der Tages Anzeiger berichtet über die Stellungnahme der SchweizExterner Link und die fehlende Titulierung als «KriegsverbrechenExterner Link» (Paywall). Auch der BlickExterner Link berichtet über die «Weichspüler-Stellungnahme». 20 MinutenExterner Link berichtete live, als Ignazio Cassis vor den Medien Stellung nahm.
- NauExterner Link fasst das Interview mit Yves Rossier zusammen. Das Original-Interview finden Sie hierExterner Link (Paywall).

Vor über 200 Jahren zogen Schweizer:innen nach Osten in die Ukraine und gründeten zwei helvetische Kolonien: Zürichtal auf der Krim. Und Schabo bei Odessa.
Eine verarmte Gruppe von etwa 60 Deutschschweizer Familien, viele aus dem Knonauer Amt im Kanton Zürich, brachen 1803 auf eine beschwerliche Reise Richtung Osten auf. 1805 wurde ihnen auf der Krim fruchtbares Land in einem Dorf überlassen, wo zuvor Krimtataren gelebt hatten.
Die Schweizer:innen nannten ihr Dorf «Zürichtal». Sie bauten stattliche Höfe mit Kellern. Die Zürichtaler lebten von Ackerbau und Schafzucht. Nach schwierigen Anfangsjahren wirtschafteten sie immer besser.
Schwierig wurde es nach der bolschewikischen Revolution 1917. Viele Schweizer Nachfahren wurden als Krim-Deutsche betrachtet. Sie wurden enteignet und Zürichtal in eine Sowchose verwandelt. 1941 liess Stalin viele Bewohner:innen nach Kasachstan deportierten.
- Den ganzen Artikel lesen Sie bei WatsonExterner Link oder auf dem BlogExterner Link des Nationalmuseums.
- Aus unserem Archiv: Zürichtal – einst wohlhabendste Krim-Kolonie; Der Krieg erreicht die Schweizer Kolonie Shabo.

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